Zusammenfassung: Mein Weg zum Steuerberater

Da jetzt so langsam „die nächste Generation“ das Projekt Steuerberaterprüfung in Angriff nimmt, möchte ich die Plattform hier nutzen, um meine Vorbereitung Revue passieren zu lassen.
Mein Weg war ja nicht ganz erfolglos, denn zwischen mir und meinem Steuerberater-Titel steht nur noch ein Termin mit der Kammer, bei dem die Urkunde formell überreicht wird.

(1) Nachdem ich 10 Jahre lang als Praktiker gearbeitet habe (3 Jahre Ausbildung, 3 Jahre Fachangestellter, 4 Jahre Fachwirt) habe ich mich ab September 2016 mit Hilfe von Samstagslehrgängen von Dr. Bannas auf die Steuerberaterprüfung vorbereitet. Empfohlene Vorbereitungs- und Einführungsskripte habe ich nicht gelesen.

(2) Ich bin direkt voll ins Lernen eingestiegen und habe mir – anders als beim Fachwirt- nicht erstmal ein paar Monate alles nur angehört.
Heißt, dass ich Sonntags den Unterricht nachbereitet und unter der Woche abends den Unterricht vom nächsten Samstag vorbereitet habe. Zwischen zwei Unterrichtseinheiten Umwandlungsteuer lagen gerne mal 3 Monate. Das war also dringend nötig.
Zeitlich war das zu dem Zeitpunkt noch kein Problem, weil die Motivation hoch war und noch keine Klausuren ins Spiel kamen. Freitagsabends habe ich „steuerfrei“ gehabt.

(3) Ab März wurden von Dr. Bannas 3-Stunden-Klausuren angeboten. Diese sollten freitagsabends geschrieben werden und am nächsten Tag wurden Lösungen verteilt. Die Klausuren habe ich alle stets freitags geschrieben und mich selber streng kontrolliert. Damit war mein freier Freitag dahin. Da die Kontrollen auch noch dazu kamen, wurde es zeitlich schon eng.

(4) Ab Mai hat Dr. Bannas jede Woche eine 6-Stunden-Klausur freigeschaltet (insgesamt 15 an der Zahl), die dann zur Kontrolle eingeschickt werden konnten. Die habe ich am Anfang immer sofort nach Freischaltung bearbeitet. Das Tempo konnte ich jedoch ganz ohne Freistellung nicht beibehalten. Samstags war Unterricht, sonntags konnte man dann entweder den Unterricht nachbereiten oder eine Klausur schreiben. Unter der Woche abends musste man sich dann entscheiden, ob man eine Klausur gestückelt schreibt oder den Unterricht nachbereitet und wann sollte man dann noch den nächsten Samstag vorbereiten? Teilweise habe ich in der Mittagspause Unterricht vor- oder nachbereitet. Und irgendwann kamen dann kontrollierte Klausuren zurück, die nachgearbeitet werden wollten. Das war die anstrengendste und auch niederschmetterndste Phase. Es kam die Note 5 zurück, obwohl man neben 40 Stunden Arbeit teilweise nochmal 40 Stunden lernt. Sehr frustrierend.

(5) Mitte Juli war der Bannas-Kurs dann rum. Auf einmal hatte man wieder Zeit bis der Klausurenkurs Mitte August losging. Keine Samstagskurse mehr, keine Klausurfristen, kein Vorbereiten oder Nachbereiten. Aber langsam wurde einem bewusst, dass man jetzt so langsam alles wissen und können muss, um die Echtklausur zu bestehen.
Panik machte sich breit… Nachdem ich mich nach ein paar Tagen wieder beruhigt hatte, habe ich die Inhaltsverzeichnisse aller Skripte durchgeblättert und Themen rausgeschrieben, die ich gefühlt kaum oder gar nicht beherrsche. Das waren 4 volle DIN-A4-Seiten. Zusätzlich habe ich mir einen Plan gemacht, wann ich das Thema nachholen will. Es fühlte sich an wie gegen Windmühlen zu kämpfen. Nach jedem gelernten Thema ergeben sich 3 weitere Themen, die man eigentlich auch nicht gut kann. Die Liste wurde also eher länger, als kürzer. Außerdem gab es Themen, die ich trotz aller Mühe einfach nicht komplett durchblickt habe.

(6) Ab Mitte August habe ich 1 Monat den Endriss-Klausurenkurs gemacht. Da lebt man wie ein Tier. Hotel in Köln, 6:00 Uhr aufstehen, von 8:00-13:00 Uhr Klausuren, danach was essen, von 14:00-19:00 Uhr Nachbesprechung und danach ab ins Hotel. Dort schnell irgendeine Tüten-Nudelsuppe mit Toast gegessen und parallel verbockte Themen wiederholt und die Liste mit Themen, die man nicht kann, erweitert. Am Wochenende habe ich teilweise Klausuren wiederholt aber – zugegeben – oft auch einfach nichts gemacht bzw. mit Freunden was unternommen. Sonst wäre ich kaputtgegangen. Und immer kann man seine Familie und Freunde auch nicht vernachlässigen.

(7) Ab Mitte September war der Kurs rum und ich hatte nun knapp 3 Wochen bis zur Echtklausur. In der Zeit habe ich die „Themen-Liste“ weiter abgearbeitet und täglich eine Klausur geschrieben und korrigiert. Keine neuen Klausuren sondern die Endriss-Klausuren, die schlechter als Note 3 waren (also fast alle 😉 ). Insgesamt habe ich vor der Echt-Klausur also 33 x 6-Stunden-Klausuren und 8 x 3-Stunden-Klausuren geschrieben und nachgearbeitet.

(8) Die Zeit nach der Echtklausur ist meine Zeit der Schande. Da habe ich 2 Monate lang fast gar nichts gemacht. Ich konnte mich einfach nicht motivieren. Das einzige, was ging, war Zeitung und Steuernews-Lesen und hier und da mal aufmerksamer bei der Tagesschau sein, wenn es um BWL/VWL Themen ging.

(9) Nachdem ich Ende Januar das Ergebnis bekommen habe, dass ich in den Recall darf, habe ich 3 Wochen lang wieder wie ein wilder gelernt. In der Zeit habe ich 30 Vorträge ausgearbeitet und vorbereitet, Seminare zu aktuellen Steuernews besucht, FAZ, Handelsblatt Süddeutsche und den NWB Newsletter gelesen, parallel Themen wie Einspruchsverfahren, Klageverfahren, Rechte und Pflichten des Steuerberaters, Vereinsbesteuerung etc. auswendig gelernt. An den Wochenenden habe ich mich mit einem Kollegen getroffen und wir haben uns gegenseitig Vorträge gehalten, uns kleinkarierte Fragen gestellt, uns kritisiert und uns unser Wissen gegenseitig beigebracht. Das war Gold wert, denn es wurden in der echten mündlichen Prüfung gefühlt 80% der vorbereiteten Themen und Fragen abgeprüft.

Jetzt – nachdem alles rum ist – weiß ich um ehrlich zu sein gar nicht, was ich mit meiner ganzen Freizeit anfangen soll. Mittags nichts lesen, abends nichts lernen, am Wochenende nichts schreiben. Ganz komisch. Ich glaub jetzt muss ich ein Kind zeugen und ein Haus bauen. Sonst wird mir bestimmt zu langweilig.