Hallo Leute,
es ist vollbracht! Ich habe die Mündliche Prüfung vorgestern bestanden! Jaaaaaaa!! Bin total happy und sehr erleichtert. Ein tolles Gefühl – alle gratulieren …. unbeschreiblich. All`die Mühen und Anstrengungen der letzten Tage, Wochen, Monate haben sich tatsächlich gelohnt. Vor gut 10 Jahren habe ich zum ersten Mal in meinem Leben das Büro eines Steuerberaters betreten und jetzt werde ich in Kürze die Bestellungsurkunde auch in Händen halten können.
Leider gab es noch keine ausgiebige Feier, da ich am Montag relativ spät aus Mainz kam und gestern bereits wieder pünktlich in den Außendienst gefahren bin. Gestern Abend war ein bereits seit langem geplantes Abi-Treffen auf dem Plan und heute war ich beruflich in Hagen. Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Am Wochenende, wenn sich die erste Aufregung erst einmal ein wenig gelegt hat, wird man das schon nachholen können. Somit finde ich auch leider erst jetzt die Gelegenheit Euch von der Mündlichen zu berichten, während im Hintergrund Arsenal gegen Milan spielt….
Rückblick:
Montag, 18. Februar 2008, Ochtendung ca. 11.00h. Auf geht`s. Ich steige in mein Gölfchen und mache mich auf den Weg nach Mainz. Die Sonne scheint – die Frisur sitzt- so langsam kommt dann doch die Aufregung, aber ich bin mir sicher, dass ich den „Pott“ mit nach Hause bringen werde.
Die Prüfung findet in den Diensträumen des Ministeriums der Finanzen in der Kaiser-Friedrich-Str. statt. Dort eingetroffen erkenne ich schon meine „Leidensgenossen“. Zwei männliche Kollegen und eine Kollegin. Wir sitzen unruhig in der Empfangshalle und warten auf 13.15; dann soll die Prüfung beginnen.
Der erste Kollege aus der Vormittags-Prüfung kommt die Treppe herunter. Er hat es leider nicht gepackt und verschwindet sofort. Verständlich. Die restlichen drei kommen einige Augenblicke später und man sieht es ihnen sofort an: Sie haben bestanden. Man gibt uns noch kurz einige Hinweise: Vortragsthema: Zinsschranke § 4h EStG und der neue § 8a KStG – Stiftungen – „Bringt die Dinge auf den Punkt und reden nicht um den heißen Brei herum!“ OK. Verstanden…
Eine sehr freundliche Dame mittleren Alters nimmt uns in Empfang und begleitet uns nach oben. Das Gesicht kenne ich doch?! Aaah, ja. Die Dame hatte bei der Schriftlichen bereits Aufsicht geführt.
Es geht nach oben in den 4. Stock. Da ist es. Das Zimmer 423. Dort werden dann also in einigen Stunden Tränen des Glücks oder der Trauer fließen.
Wir werden an einen Sachbearbeiter übergeben, der uns in den Vorbereitungsraum führt. Es erfolgt noch eine kurze Einführung. Die Vorträge werden in alphabetischer Reihenfolge gehalten. Zur Auswahl standen:
a) Die Betriebe gewerblicher Art von jPdöR
b) Einspruchsverfahren in der AO
c) Schuldzinsenabzug in der ESt nach der Betriebsaufgabe
Wir hatten uns alle für Thema 2 entschieden. Als Hilfsmittel waren die Gesetze und die Richtlinien erlaubt.
Danach kurze Pause bevor die Fragerunden beginnen. Die Prüfungskommission bestand aus 3 Männern und 3 Frauen. Es waren vertreten 3 Mitglieder aus der Finanzverwaltung, 2 StB bzw. WP/StB und eine Dame aus der Wirtschaft (BASF).
Jedes Mitglied der Kommission führte jeweils die Befragung in seinem Themengebiet selbständig durch. Bei uns wurde abgefragt BWL/VWL – ESt – KSt – Ust – AO – BGB/HGB. Erstaunlicherweise wurden folgende Themengebiet gar nicht angesprochen: Erbschaftsteuer, Erbschaftsteuerreform, Bewertungsrecht, Grunderwerbsteuer, Finanzgerichtsordnung, Berufsrecht, Insolvenzrecht, Europarecht, Kostenrechnung. Die derzeitige Finanzkrise wurde ebenfalls gar nicht diskutiert.
Die Fragerunde gestaltete sich derart, dass teilweise theoretische Fragen beantwortet und teilweise konkrete Fälle gelöst werden mussten. Es wird regelmäßig die ganze Gruppe gefragt, immer in alphabetischer Reihenfolge. Die Kollegin mit der schwächsten Vornote wurde verstärkt geprüft, insbesondere vom Vorsitzenden in der Schlussrunde.
Besprochen wurde u. a.: Zinsschranke, Abgeltungssteuer, Neuerungen in der Gewerbesteuer, Steuerstrafrecht & Selbstanzeige (Fall Zumwinkel), Stiftungen (Gründung, Besteuerung – Fall Zumwinkel), Leasing, Investitionsentscheidungen, Vorsorgeaufwendungen, Antragsveranlagung, Festsetzungsverjährung, Neues Reisekostenrecht, Veranlagungsarten, Wahlrecht der getrennten Veranlagung, Betriebe gewerblicher Art von juristischen Personen des öffentlichen Rechts, vGA, Einkommensermittlung KapGes, USt Fälle: Vereinsbesteuerung, Unternehmereigenschaft bei Photovoltaikanlagen, Vermietung, Verkauf von Umzugskartons mit Rückgaberecht, Unentgeltliche Wertabgaben AO: Einspruchsverfahren, § 164, 165, Fürsorgepflichten des FA, Amtshaftung, Allgemeinverfügung, Teileinspruchsentscheidung, Steuerstrafrechtliches Ermittlungsverfahren, BGB: Vereinsrecht, wirtschaftliche Vereine, GmbH & Co. KG, Rechtsformwahl, Rechnungslegungs- und Publizitätspflichten der GmbH & Co. KG, Arbeitnehmererfindung, Patente, Wettbewerbsverbot usw……
Nach den ersten 3 Prüfungsrunden gab es eine kurze Pause.
So kurz vor halb sechs hatte die Befragung ein Ende: „ So, bitte nehmen Sie jetzt draußen noch einmal kurz Platz. Wir rufen Sie dann.“..Warten, warten, warten. Wie lange müssen wir noch warten bis wieder bessere Zeiten starten…..(Sportfreunde 🙂) Schon wieder. 3 Monate haben wir auf die Ergebnisse der Schriftlichen gewartet und nun heißt es schon wieder warten. Wir mussten lange warten, so ca. 15 bis 20 Minuten. Gutes oder schlechtes Zeichen?
„Frau xxxxxx, kommen Sie dann bitte herein!“ – Oh je, das war eindeutig. Die Kollegin wird es wohl leider nicht gepackt haben. Einige Minuten vergehen, dann tritt sie aus dem Prüfungszimmer: „ Es hat nicht gereicht. Ich hatte es schon mit dem Kurzvortrag versemmelt, der wurde mit 5,0 bewertet“. Wir haben nicht viel Zeit sie zu trösten, denn jetzt werden wir hereingebeten.
Da stehen wir nun. 3 Kerle in dunklen Anzügen – die Drei von der Tankstelle – und der Vorsitzende Herr Dr. Breinersdorfer verkündet das Urteil: „ Meine Herren, ich gratuliere Ihnen!“. – Der Augenblick ist unbeschreiblich schön – ein Glücksgefühl durchströmt einen…
Die einzelnen Mitglieder der Kommission beglückwünschen uns und es werden die Prüfungszeugnisse in zweifacher Ausfertigung (1 Exemplar zur Vorlage bei der StBK) überreicht.
Eine offizielle Endnote wird nicht gebildet. Für den Vortrag und die Prüfungsrunden werden dennoch von der PK Einzelnoten vergeben. Auf Nachfragen teilt uns diese der Vorsitzende auch mit. Für die einzelnen Prüfungsabschnitte wurden Noten zwischen 2,0 und 4,0 vergeben, soweit ich mich richtig erinnere. Für den Kurzvortrag hat man mir sogar eine 1,5 gegeben. Da war ich wirklich total überrascht. Während des Vortrages hatte ich nicht gedacht, dass dieser der PK so gefallen würde.
Ja, das war`s dann auch. Kurze Verabschiedung noch vor der Tür und so dann ging es wieder Richtung Heimat – den „Pott- die Meisterschale – das Objekt der Begierde“ mit dabei!
Was kann ich Euch mit auf den Weg geben?:
- Vorträge üben, üben, üben! Vor dem Spiegel und vor Kollegen, Freunden oder Familienangehörigen i. S. d. § 15 AO (einschließlich dem geschiedenem Ehegatten J) Hier sollte man sich angewöhnen eine gewisse Routine bei der 30 min Vorbereitungszeit und dem Vortrag selber anzugewöhnen. Unsere PK legte wohl auch sehr viel Wert auf die Struktur und die Gliederung des Vortrags. Es sollte ein guter Einstieg (Anrede, Thema und Gliederungsvorstellung) und guter Ausstieg (Schlussbemerkung/Zusammenfassung der Kernpunkte) gefunden werden.
- Aktuelle Rechtsprechung/Gesetzgebung verfolgen!
- Frage/Antwortspiel üben. Literaturempfehlung: 700 Fragen zum Steuerrecht NWB oder Bähr-Die Mündliche Steuerberaterprüfung, Verlag C.H.Beck –
- Man sollte auf jeden Fall selbstsicher (nicht überheblich) auftreten und wichtige Basics verständlich und zutreffend formulieren können. Es ist nicht notwendig alles bis ins letzte Detail zu beherrschen. Gerade bei den USt Fällen, die uns vorgelegt wurden (allesamt irgendwelche FG Urteile) kam es darauf an, einen Lösungsansatz zu finden und diesen zu begründen. Das Ergebnis war eher zweitrangig.
- Geht laufen während der Vorbereitung! Das macht den Kopf frei und man fühlt sich einfach stärker für die Prüfung!
- Blättert an den letzten Tagen vor der Mündlichen viel im Gesetz! Zumindest wir hatten während der Fragerunden keine Gesetze auf dem Tisch, daher ist es nicht schlecht, wenn man viele Gesetzestexte im Kopf hat.
- Ruhig Blut. Glaubt an den Erfolg! Eine positive Grundeinstellung macht vieles einfacher!
- Nehmt Euch etwas zum Trinken mit für die Pausen. Uns allen ist der Mund fast ausgetrocknet während den Fragerunden.
- Keine Angst vor den Mitgliedern der PK! Man muss wirklich sagen, dass besonders die Damen und Herren der Verwaltung ausgesprochen menschlich und nett waren. Auch Frau Langemann von der BASF war eine ausgesprochen angenehme Prüferin.
In diesem Sinne wünsche ich den restlichen Mit-Bloggern, die den Tag X noch vor sich haben Alles Gute und viel Erfolg. Allen anderen natürlich auch!
Der Antrag auf Bestellung liegt der Kammer natürlich schon vor. Da das Führungszeugnis aber dort noch nicht eingetroffen ist, bin ich noch nicht bestellt worden. Ich halte Euch auf dem Laufenden.
Schönen Abend noch und bis bald,
Euer Tommi