Je mehr ich lerne, desto weniger weiß ich…

„Sehr geehrter Herr …,
der erste große Schritt in Richtung Steuerberaterprüfung ist getan; der berufsbegleitende Jahreslehrgang ist absolviert. […]“

So startete die E-Mail von Dr. Bannas an die Kursteilnehmer 2016/2017, die ich am Wochenende in meinem Postfach fand.
Damit ist offiziell, dass der Vorbereitungskurs nun vorüber ist und ich alle Werkzeuge vermittelt bekommen habe, um mir eine mindestens ausreichende Klausur zu basteln.

Am Anfang des Kurses war ich noch in meiner kleinen, perfekten Traumwelt. In allen Fächern wurden nur die Grundlagen unterrichtet, sodass man vieles schon gehört hatte und problemlos den Überblick behalten konnte…
Aber dann – ganz schleichend – kam ständig neuer Stoff dazu (bzw. bekannter Stoff wurde in einer völlig neuen Tiefe unterrichtet) und es wurden Querverbindungen zwischen Fächern hergestellt, die einen Verzweifeln ließen.

Nun habe ich nach jeder Klausur und nach jeder Übungsaufgabe das Gefühl, dass

je mehr ich lerne, desto weniger weiß ich.

Die Themen an sich sind gar nicht mal so das Problem. Vielmehr werden vermeintlich einfache und klare Sachverhalte mit einer Vielzahl an verschiedenen Problemen gekoppelt, sodass sich hinter jeder einzelnen Zeile im Aufgabentext ein Minenfeld verbirgt.

„Eine vGA? Kenn‘ ich, kein Problem! 5 Voraussetzungen prüfen und fertig.“
„Ach Umsatzsteuer in der vGA… Schwierig aber bekomm‘ ich hin!“
„WAS? In einer Organschaft? Die liquidiert wird? Leckt mich doch alle…“.

Wenn ihr Tipps habt, wie ihr den Überblick behaltet oder die Aufgabentexte auseinandernehmt, dann immer her damit.

Aktuelles Motivationslevel: „Ich bin froh, wenn der Mist hinter mir ist“.

15 Gedanken zu „Je mehr ich lerne, desto weniger weiß ich…

  1. Was für ein toller und so wahrer Artikel, vor allem die verbalen Aussagen zur VGA waren so vertraut!!!

    War das in einer bannas Kursklausur?

  2. Hey Patrick, genau das ist der Punkt den ich im Frühjahr schon mal hier geschrieben habe.

    Stofflernen ist das eine, bringt aber für Klausuren überhaupt nix.

    Der Tip fürs Aufgaben auseinandernehmen oder Überblick behalten? Ganz klar: So viele Aufgaben und Klausuren wie nur möglich schreiben. Nur so entdeckt man die so immens wichtigen Querverbindungen zwischen Steuerarten und Themenkomplexen.

    So ein ver****ter Lehrbrief behandelt immer nur 1 Themengebiet isoliert – viel zu wenig für das StB Examen.

    Immer und immer wieder: Klausuren Klausuren Klausuren

  3. Immer wieder erfrischend deine Beiträge, Patrik. Du sprichst einem aus der Seele. So ging es mir damals auch.
    Ich hatte immer das Problem dass man mit Detailinfos im Sachverhalt überschüttet wurde. Gerade in AO wurden einem tausend verschiedene Daten gegeben, wann was geändert oder passiert ist. Da half mir immer eine Skizze, selbst die war nachher ein komplettes DIN A4 Blatt groß. Schrecklich

  4. Dieses Jahr ist mein zweiter Versuch und ich habe solche Angst nochmal zu versagen……

  5. Ohne frühzeitige Klausurübung geht es nicht. Ich würde aber dringend davon abraten das materielle Wissen vorrangig mit Klausuren zu erarbeiten. Das ist einfach zu ineffektiv. Das Standardwissen, welches die letzten Jahre immer wieder geprüft wurde, sollte man so oder so können. Einfach weil man die Klausuren der letzten 10 Jahre sehr ausführlich bearbeitet haben sollte =auswendig lernen. Alle mir bekannten eigenen Klausuren der Lehrgangsanbieter, Zeitschriften etc. sind mE nicht wirklich examenstypisch und im Zweifel für die Klausurvorbereitung kontraproduktiv.

  6. @pe: Inwiefern sind Ihrer Meinung nach die Klausuren der Lehrgangsanbieter bzw. Zeitschriften nicht wirklich examenstypisch? Mir ist bislang nur aufgefallen, dass verschiedene Klausuren „nur“ auf vier oder fünf (anstatt sechs) Stunden ausgelegt sind. Inwiefern bestehen Ihrer Meinung nach andere signifikante Unterschiede?

  7. Patrik, das kommt mir irgendwie sehr bekannt vor. Irgendwie sind die Aufgaben teilweise so abgedreht, dass echt nur malen hilft. Und ich muss zugeben, manchmal sieht auch die Skizze sehr chaotisch aus 🙂

    Mir hilft es immer beim lesen direkt erste Notizen an Rand zu schreiben und zu markieren und beim zweiten lesen, dann nochmal kurz eine SKizze anzufertigen. Aber oft merke ich dann auch erst beim runterschreiben, dass noch viel mehr Probleme in der Aufgabe enthalten sind. Ich fürchte da hilft wirklich nur viele Klausuren schreiben und das jedes mal aufs Neue zu üben 😉

  8. @Jens: Ich meinte nicht den Umfang, sondern eher Aufgabenstellung, Sachverhaltsdarstellung, Strukturierung der Aufgaben. Wobei auch die original Klausuren nicht alle examenstypisch sind. In der Vorbereitung zieht dann zumindest nicht die Ausrede/der Motivationskiller „nicht examenstypisch= nicht examensrelevant, blöde irre Lehrgangsanbieter“.

  9. Ich finde dein Beispiel eigentlich ganz passend. USt in der vGA sollte man können. Auch für Tag 3 übrigens. USt in der vGA in der Organschaft mit Liquidation ist dann schon sowas, was ich mir anschauen, aber nicht 3 Stunden drauf verwenden würde.

    Es ist nicht so, dass man immer weniger versteht. Dozenten neigen dazu, manchmal sehr vertiefte Einzelaspekte rauszupicken. Manchmal ist das gut, manchmal aber auch vllt. persönlichen Vorlieben geschuldet („ich warte schon seit 10 Jahren drauf, dass das mal drankommt“). Und solche Sachen kann man meistens dann doch vergessen, weil man in der Realklausur gar nicht die Zeit haben wird, so verdammt tief abzutauchen.

    Ich hab neben die einzelnen Absätze der Aufgabentexte immer kurze Hinweise für mich selbst geschrieben (vGA, vE, Achtung Absatz 3 weitere Hinweise). Da verliert man eigentlich selten den Überblick. Und der allgemeine Hinweis, immer erst bis gaaanz unten zu lesen, ist auch nicht falsch.

  10. Besonders rege war der Blog ja im Moment ohnehin nicht mehr. Bei vielen von uns ist eine gewisse Erschöpfung zu spüren.

    Das dann noch einer kommen muss und den letzten Funken abtötet ist natürlich bitter. 😉

  11. Scheinen wohl alle gerade ziemlich fleißig.

    @Kandidat2017 weiß ich auch nicht mehr genau. Ich habe so zusammenfassende Erfolgskontrollen zur Organschaft und Liqui gemacht und irgendwo war sowas dabei.

  12. In den Bannas Scripten soweit ich mich erinnere.
    Genau kann ich dir das nicht sagen. Ich bin gestern in Köln angekommen zu meinem 4 Wochen Lehrgang und meine Bannas-Unterlagen liegen zu Hause.

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