„Kann man das dann überhaupt schaffen?“

Der April und der Mai haben zumindest eines gemeinsam und das sind Feiertage. Ein erneutes verlängertes Wochenende liegt hinter uns und ich habe dieses sowohl zum Lernen als auch zum Familienbesuch genutzt.
Da ich an dem Wochenende zuvor eine Hausarbeitsklausur geschrieben habe, kam irgendwann die Frage, wie ich damit zurecht gekommen bin. Dabei haben meine Familienmitglieder im Hinterkopf, dass sie sich vorstellen können, dass ich nicht 6 Stunden am Stück diszipliniert am Schreibtisch gesessen habe.
Aber ich konnte stolz berichten, dass ich durchgezogen habe und auch verhältnismäßig gut zurecht gekommen bin.

Auf die Frage, wie meine bereits geschriebenen Klausuren ausgefallen sind, antworte ich höchst ungern, da das Verständnis für die Bewertung und ähnliches fehlt.
Aber gar nicht antworten geht ja auch nicht, also erläuterte ich, dass ich bei allen Klausuren mit 4,5 bestanden habe und das super ist. Dass ich auch genau weiß, wo mein größtes Defizit liegt (die Zeit) und dass das schon wird.
Bei 4,5 sieht man jedoch genau in den Gesichtern der anderen, was sie dazu denken 🙂
Ich erklärte dann, dass ich noch vieles nachschauen muss und die ganzen Standardformulierungen und auch einen großen Teil des Stoffs noch nicht drauf und deshalb zeitlich Probleme habe. Dadurch fehlen mir häufig schon mal mindestens ein Drittel der Sachverhalte.
Als ich allgemein meinte, dass es im Examen schwer ist, in der vorgegebenen Zeit alles perfekt zu lösen, kam die Frage: „Kann man es denn dann überhaupt schaffen, eine 1,0 zu schreiben?“

Hach wie ich diese Fragen liebe… Natürlich wollte ich gleich sagen, „Nie im Leben kann man das schaffen!“ Aber dann fiel mir ein, dass mein Chef mir neulich von seiner ehemaligen Kollegin erzählte, die in Bilanz ne glatte 1,0 geschrieben hat. Wahnsinn!

Deshalb sagte ich einfach, dass es schwer möglich ist (denn das schließt die Möglichkeit nicht aus), aber für mich wird es wohl ausgeschlossen sein 😉 Außerdem ist es nur wichtig, zu bestehen und da ist 4,5 schon mal der richtige Weg.
Und dann wechselte ich schnell das Thema…

Wie ist es bei euch? Kennt ihr auch Leute, die das Examen so super gemeistert haben?
Außer Sabrina aus dem Blog kenne ich keinen weiter. Respekt vor solch einer Leistung *Daumen hoch*

8 Gedanken zu „„Kann man das dann überhaupt schaffen?“

  1. Hallo Susi,

    Sehr schöner Beitrag!
    Ich finde mich an ganz vielen Stellen wieder.

    Natürlich fragen auch meine Freunde und Familie immer wieder, wie es läuft. Das ist ja auch lieb gemeint.
    Und selbst wenn ich versuche, das Thema zu vermeiden, um niemanden zu nerven, kommt man oft nicht drumrum. Was soll man auch sonst auf die Frage „Und, was gibts Neues?“ antworten, wenn man in der Woche 40 Stunden arbeitet, 16 Stunden Unterricht hat und 14 Stunden zu Hause Steuerrecht lernt bzw. Klausuren schreibt? Sonst passiert ja auch nichts.

    Und auch das Unverständnis von „Fachfremden“ ist immer wieder enttäuschend. Keiner freut sich mit einem! Ich habe letztens ganz stolz erzählt, dass ich eine 3,5 in Bilanz zurück bekommen habe… Hallo? Eine 3,5!!! Ich hätte mit einem Empfang mit militärischen Ehren und einer angemessenen Feier wie zum Geburtstag von Kim Il Sung gerechnet. Stattdessen kam als Reaktion „Naja, es ist ja noch Zeit bis Oktober sich zu verbessern“. Aber wenn ich ein paar Jahre zurück denke, hätte ich dafür auch noch kein Verständnis gehabt. Also muss man auch „Verständnis für deren Unverständnis“ haben. Woher sollen das Andere auch wissen?!

    Ich habe mich übrigens auch aus diesem Grund hier als Blogger angemeldet, um sich mit gleichgesinnten auszutauschen, die das nötige Verständnis haben. Sonst fehlt einem tatsächlich ein Sparrings-Partner.

    Und um Deine Frage zu beantworten. Ich höre immer wieder von Leuten, die angeblich mit einer 2,x oder besser bestanden haben. Ich lese allerdings auch immer wieder von Menschen, die von Außerirdischen entführt worden sind oder den Yeti gefilmt haben wollen. Persönlich kenne ich niemanden von dieser Sorte.

  2. Hallo Patrik, Hallo Susi,

    ich bin in der Arbeit, ich sollte gerade einen Bilanzbericht zu Ende schreiben, aber es macht Spaß und Trost eure Beiträge zu lesen.
    Eine Kollegin von mir hat in 2014 die Prüfung geschrieben und bestanden. Sie hatte keine richtige Vorkenntnisse (hat Mathe studiert) und dann bei uns angefangen. Sie hatte sich nur 4 Monate vorbereitet und geschafft. Leider wurde sie nicht als Steuerberaterin in der Kanzlei eingestellt, weil sie nach Meinung meines Chefs nicht vorbereitet dafür war.
    Andere Fall: der Freund anderer Kollegin hat in 2016 das Examen geschrieben und sehr gut bestanden. Er arbeitet an einer Uni, hat nie eine Bilanz gestellt und nur seine eigene Steuererklärung gemacht und trotzdem in Bilanzen 2,0 geschrieben.
    Zu dem anderen Thema: ich höre immer wieder: du schafft es! mein Chef sagt: wenn Sie nicht schaffen, wer sonst! das macht mir so einen rissig Drück. Andere sagen: es kann nicht so schwer sein… Manchmal sage ich mir auch: es kann nicht so schwer sein, aber wenn ich eine Klausur schreiben und wieder ein Thema kommt, das ich nicht kann / beherrsche, bin ich wieder frustriert. Ich glaube, nur die Leute, die in unserer Situation sind, können es nachvollziehen, wie das Ganze ist.

    Ich wünsche euch einen schönen Tag noch 🙂

  3. Das mit der absoluten Beurteilung von Noten ist halt so ne Sache. Wenn mir ein Kumpel, der ein beliebtes geisteswissenschaftliches Studium absolviert, erzählt, dass er eine 1,3 geschrieben hat, frage ich ihn auch erstmal, ob das denn nun gut ist. In dem Fall wars tatsächlich unterdurchschnittlich.

    Deswegen sage ich bei erfolgreichen Klausuren lieber, dass ich z.B. unter den besten 20% war. Das hat eine Aussagekraft, die aber leider auch dadurch geschmälert wird, dass nicht alle während der Vorbereitungszeit unter Klausurbedingungen schreiben.

    In den letzten 2 Echtexamen gab es übrigens keine einzige Klausur, die mit 1,0 benotet wurde. Also „ziemlich unmöglich“ triffts schon gut 😉

  4. Hi,

    ich kenne persönlich eine ehemalige Kollegin die das Examen mit 1,4 bestanden hat.

    Die Idee von derFürther finde ich gut, immer mit dem Durchschnitt zu argumentieren. Das nimmt den Druck und hilft den Fragenden die Leistung einzuordnen.

    Servus

  5. @Patrik: Also bei einer 3,5 hätte ich auch Konfetti vom Himmel erwartet *g*
    Aber du hast Recht, was soll man auch für ein anderes Thema haben. Das ist wie bei meinen ganzen Freundinnen, die nur über Babys reden 🙂
    Und die Familie ist ja vor allem auch an der Vorbereitung interessiert. Wenn sie nicht danach fragen würden, wäre ich wahrscheinlich auch enttäuscht.

    @Marie: Mir geht es da wir dir. Bei mir sagt auch immer jeder „na du schaffst das auf jeden Fall“. Vor allem meine Chefs meinen ständig, dass es bei mir ja gar nicht schief gehen kann und dass sie erwarten, dass ich bestehe… ja, das könnte man schon Druck nennen.

    @derFürther: Das kenn ich auch. Meine Schwester hat in der naturwissenschaftlichen Richtung studiert und kam von einer ihrer mündlichen Diplomprüfungen geknickt heim, weil sie ne 1,3 hatte. Aber wenn dort fast jeder ne 1,0 bekommt, ist 1,3 eben blöd. Meine Familie müsste so langsam das ganze einschätzen können, denn bei mir war es bereits während der Ausbildung und auch während des Studiums so, dass es schon gar nicht gewollt war, dass man ne 2 bekommt. Bei meiner Ausbildung hab ich dann auch keine Note gesagt, sondern die Ranglistennummer 😉

    btw: Ich hab immer gesagt, Hauptsache durchkommen, die Note interessiert keinen… Und dann wurde ich in meinem letzten Vorstellungsgespräch gefragt, weshalb ich mein Studium so schlecht abgeschnitten habe *augenverleiern*

  6. Mein Chef erzählte immer stolz, dass er mit 2,33 bestanden hat und dass in seiner Viererlerngruppe eine Dame dabei war, die mit 1,5 bestanden hat.

    Aber das ist auch alles 15 Jahre her, damals waren die Richtlinien und Erlasse noch in einem Band 🙂

  7. In unserer Niederlassung in Düsseldorf ist die Bestehensquote dieses Jahr gar nicht soo schlecht ausgefallen, vom Gefühl her waren da aber auch wirklich viele richtig gute Leute dabei, die den Versuch gewagt haben. Der beste bei uns dieses Jahr war ein Kollege mit einer 2,8 – er hatte allerdings während der Vorbereitung eine Promotionsstelle und daher wohl mehr Zeit fürs lernen als andere. Ansonsten sind mir nur die Fälle von Leuten aus der Finanzverwaltung bekannt, die schneiden hier meist mit Noten im 2er Bereich ab. Wenn ich das vorher gewusst hätte, dann hätte ich vielleicht auch einen anderen Ausbildungsweg gewählt 🙂

  8. @Laura: Also ich kann dir aus Erfahrung sagen, die Tatsache an sich, die Ausbildung bei der Finanzverwaltung gemacht zu haben, würde dich auch nicht besser da stehen lassen. Da kommt es immer drauf an, wie lange das her ist und in welcher Position du in der Finanzverwaltung tätig bist. Sicher haben die meisten da wohl einen Vorteil, aber leider trifft das nicht auf alle zu 😉
    Ich empfinde zum Beispiel die Vorbildung Steuerfachwirt als äußerst sinnvoll. Ich glaube, der Praktikweg, den beispielsweise Patrik gegangen ist, ist auch ein sehr guter.

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