Kleines Motivationstief

Hallo zusammen,

nachdem ich voller Elan in die Freistellungsphase eingestiegen bin, habe ich gerade so ein kleines Motivationstief.

Trotz der ganzen Lernerei komme ich gefühlt nicht weiter. Ich gehe die Skripte durch, mache Übungsaufgaben und denke „Hey läuft doch.“ Die Klausurenergebnisse sind jedoch sehr ernüchternd. Ich brauche erheblich länger für den Stoff, als ich gehofft habe. Klar sind noch ein paar Tage Zeit. Ich habe noch zwei Klausurenlehrgänge vor mir, aber irgendwie bin ich langsam nur noch froh, wenn die Prüfungen geschrieben sind. Eine Steuerberaterin hat vor ein paar Monaten zu mir gesagt: „ Die Zeit kurz vor dem Examen wird hart. Sie werden noch merken aus der Mut zur Lücke, wird der Mut zu Kratern. Und trotzdem kann man das Examen bestehen. Das ging uns allen so.“ Langsam glaube ich, die Aussage mit den Kratern scheint zu stimmen, die mit dem Bestehen hoffentlich auch.

Ich habe von meiner Patentante zu Weihnachten einen schönen Tageskalender mit Sprüchen geschenkt bekommen. Als ich am Montag den Sonntag abreißen wollte, stand dort: „Du willst aufgeben? Denk daran, warum du angefangen hast.“
Ich bin drei Sekunden in mich gegangen, war kurzeitig frohen Mutes und was steht da am Montag?!  „Auf Sand geschrieben ist, was du im Alter noch erlernst; in Stein graviert, was du in der Jugend gelernt hast.“ 🙁
Aha, daran liegt es also- ich bin doch zu alt, die alten Perser haben das schon vor mir gewusst. 😉 Ich setze jetzt voll auf mein morgiges Horoskop im Frühstücksfernsehen!

Herzliche Grüße

Annika

12 Gedanken zu „Kleines Motivationstief

  1. @ Annika,

    ich würde die Lebensweisheit bzgl. des Lernens weiter auslegen. Seit wievielen Jahren beschäftigst Du Dich mit Steuerrecht..? Du bist täglich dabei etwas dazuzulernen und seit 1 Jahr oder vielleicht länger beschäftigst Du Dich intensiv mit Klausurtechnik bzgl. der Steuerberaterprüfung.

    Es ist doch nicht so, dass Du als alternder Mensch komplett neu mit Steuerrecht beginnst …

  2. Im Endeffekt muss ich sagen, dass man den Anspruch an sich los werden muss, ein ordentliches Ergebnis abzulegen, man braucht die 4,5 und keine 2,0 wie in der Uni.
    Die Basics und ein Verständnis muss da sein, wenn man den letzten Erlass nicht kennt, ja mei

  3. Ohje, so geht es mir auch – aus den Lücken werden Krater, aber was für welche – als würden Kontinente auseinanderdriften 🙁
    Und dann guckt man in die Haas-Gruppe bei facebook und sieht nur, wie jemand sich für die VwZG, in die man noch nie reingesehen, geschweige denn je davon gehört hat. Das haut einen gleich noch einmal um. Oder wenn immer noch die 5 oder 5,5 bei Klausuren zurück kommen. Und ich habe noch zwei komplette Gebiete offen, in die ich noch nie reingeseen habe (und ich habe WP-Hintergrund, also echt keinen blassen Schimmer von den Themen).

    Manchmal will ich einfach nur hinschmeißen – und lass es dann doch 🙂 Es haben schon Prüflinge bestanden, die weniger wussten oder sich weniger intensiv vorbereitet haben. Am Ende hängt so viel von der Tagesform und den gerade gestellten Aufgaben ab, dass man einfach weiter machen muss, denn man kann nicht alle Faktoren beeinflussen.

    Von daher: Kopf hoch, Augen zu – und weiter machen!

  4. Die Kunst besteht darin cool zu bleiben.
    Was die anderen tun? Egal. Was die anderen erzählen? Egal. Über welche Themen sie sich unterhalten? Egal.
    Alle kochen nur mit Wasser und stellen sich nach außen ahnungsvoller da als sie sind.
    Bleibt bei eurer Linie; entscheidet euch am Anfang für einen Weg.
    Dozenten erzählen, man müsse mindestens 50 Klausuren schreiben. Besser aber 100.
    Ich finde davon ist nicht viel zu halten. Denn 50 KLausuren schreiben ist mit viel Disziplin vielleicht möglich, aber es ist brutal. Und es kostet verdammt viel Zeit.
    Ich bin gut damit gefahren, Klausuren anhand ihrer Musterlösung nachzuarbeiten. Aufgabe lesen und darüber nachdenken. In Stichworten lösen. So schafft ihr deutlich mehr Stoff zu bearbeiten.
    Ich habe die Fernklausurenkurse von Haas und Knoll gemacht. Ohne die Klausuren einzuschicken. Dazu den Präsenzkurs von Bannas (darin enthalten sind auch einige Fernklausuren). Als einzigen Klausurenpräsenzkurs habe ich ebenfalls Bannas gewählt. 12 Klausuren unter echten Bedingungen. Für das Feeling (wie ist es 6 Std. Klausur zur schreiben?) war das ausreichend.
    Als ich in der Freistellung dann noch ein paar Tage Luft hatte, habe ich die KLausuren aus Steuer und Studium bearbeitet. In Stichworten, anschließend Lösung prüfen. UNd immer wieder im Gesetz lesen.

    Außerdem war mir klar, nachdem ich nur einen Bruchteil der Klausuren aus dem Kurs bestanden hatte (wie sehr viele meiner Mitstreiter), dass das echte Examen fairer sein muss. Ich habe darauf spekuliert, dass dort nicht alle exotischen Fälle dran kommen können. Es musste einfach leichter sein, als zB die KLausuren von Knoll (die mich wirklich verzeifeln ließen).
    So konnte ich aus dem Examen gehen und hatte innerlich gewusst, dass es eigentlich gereicht haben muss. Auch wenn man das natürlich niemandem verrät. Immer wenn jemand fragte die gleiche Leier: „die Chancen sind bei 50:50“.
    Heute kann ich mich Steuerberater nennen und bin ich Nachhinein verblüfft, wie ich diese wirklich schreckliche Zeit überstanden habe.

    Ihr könnt es auch! Wie gesagt:
    Messt euch nicht mit euren Mitstreitern und lasst dieses unsägliche „Ich habe schon 40 KLausuren geschrieben und du???“ Alle, denen ich meine Art zu lernen erklärt habe, haben mich verwundert angesehen.
    Das Ziel sollte sein, am ersten Prüfungstag sagen zu können, dass man genug getan hat und mit sich im Reinen ist.
    Gebt Gas, es ist noch viel Zeit!

  5. @ oliver, vielen Dank für deine Motivation.
    Ich verfahre aktuell auch nach der Methode, dass ich die Klausuren nach der Musterlösung nacharbeite. Dafür brauch ich ca. 3 h. Den Rest des Tages verbringe ich damit die „alten Klausuren“ mir nochmals in Erinnerung zu rufen. Einmal 3h damit zu beschäftigen reicht bei mir leider nicht, dass es im Langzeitgedächnis ist.

    Weiterhin viel Erfolg und gutes Durchhalten an alle Mitstreier.

  6. Hallo alle zusammen,

    wieviel Stunden lernt ihr eigentlich täglich? Von wann bis wann ca.?
    Ich lerne von 8 Uhr bis 17 Uhr und bin mir nicht sicher ob ich ausreichend genug lerne?
    Ich wünsche euch allen eine gute Nacht.

  7. @Hannes
    Ich lerne effektiv etwa 6-8 Stunden am Tag. Mehr macht keinen Sinn, denn ich nehme sonst nichts auf. Ich habe an Zeitfenster 7-18.30 Uhr zur Verfügung, aber ohne strikte Zeiten, denn ich mache so Pause, wie es gerade von der Konzentration passt. An Klausurtagen schreibe ich vormittags die 6 Stunden durchgehend und arbeite Abends die Klausur direkt nach.
    Das Pensum 6-8 Std./Tag habe ich von Mo-Fr, am Wochenende bin ich dazu übergegangen sowohl Sa als auch So nur meine effektiven und guten Zeiten zum Lernen zu nutzen – also sehr früh morgens und später Nachmittag. So habe ich je einen halben Tag frei und kann auch mal abschalten. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich am Anfang meiner Friestellung (im Mai) eher die 8 Std/Tag geschafft habe. Mittlerweile geht einfach nicht mehr so viel. Auch zur Zeit der Hitzewelle kam ich nur mit Mühe auf die 6 Stunden.

    Ganz ehrlich: das muss reichen. Ich glaube nicht, dass es darauf ankommt, wie viel Zeit du ins Lernen steckst, sondern ob du die Zeit qualitativ gut nutzen kannst – ganz nach dem Motto: Qualität kommt vor Quantität.
    Von daher mach dich nicht verrückt und setz dich nicht unter Druck – alles kann man ohnehin nicht wissen. Und vor allem: jeder lernt in einem eigenen Rhythmus und Tempo. Lass dich nicht verunsichern, wenn manche hier vielleicht ihre 12 Stunden am Tag lernen, oder andere nur mit 4 Stunden am Tag die Prüfung schaffen. Das sagt gar nichts darüber aus, ob man die Prüfung besteht. Geh das in deinem Tempo an, integriere genug Erholungsphasen, denn nur so hältst du das durch.

  8. Ich lerne überhaupt nicht nach Zeit. Ich nehme mir bestimmte Sachen für den Tag vor und arbeite die ab. Wenn ich nicht so richtig aus dem Quark komme, wird es halt ein längerer Tag und wenn ich schnell durchkomme hab ich früher frei. Mir ist nur wichtig, dass ich am Abend das Gefühl habe einen Schritt weiter zu sein.

    Habe jetzt allerdings noch 5 Wochen Klausurkurs, was mir auch hilft. Langsam wurde das selbständige lernen zäh. Da hilft es schon wenn man einfach nur Klausuren abarbeiten muss und dann die Nachbesprechung, die mir wirklich viel bringen, verfolgen muss. Die Themen die hoch poppen, wo sich große Lücken offenbaren werden dann am Wochenende nachgearbeitet. Wenn ich damit durch bin ist es zum Glück nicht mehr lange bis zu den echten Klausuren.

  9. Stefan,
    das hört sich auch nach einem guten Plan an 🙂

    Schwierig wird diese Art sicher nur bei denen, die nicht ihren Tag unendlich verlängern können – die Zeit für Partner oder Kinder benötigen.
    Ich würde bei deiner Art z.B. Gefahr laufen, dass ich nicht alle Themengebiete durch habe (ich mache das komplett eigenorganisaorisch von zuhause aus mit Lehrbriefen und habe quasi 0 Vorkenntnisse gehabt). Was machst du, wenn du erst Anfang September merken würdest, ohje, du hast immer noch nicht mit UmwR angefangen, weil du die Tage vorher immer früher frei gemacht hast? Setzt du bei sowas komplett auf Lücke? Oder hast du bereits die Themen einmal durch, z.B. durch Fernlehrgang, Wiederholer, Crashkurs?

  10. Hallo Rena,

    habe einen Samstagskurs besucht und mal mehr und mal weniger eifrig den Stoff nachgearbeitet. Deshalb sollte es keine Themen geben, wo ich gänzlich unbedarft bin. Zumindest hoffe ich das, habe mich immerhin 15 Monate jeden Samstag dahin gequält.

    Deshalb habe ich die letzten Wochen fast ausschließlich mit Klausur schreiben verbracht. Die ich teils vollständig oder wie von Oliver beschrieben teils einfach nur skizziert habe und mit der Musterlösung abgeglichen habe. Man kann nicht jedes Thema bis ins letzte Detail können, dass ist einfach illusorisch.

  11. Da gebe ich dir Recht – so wie du es jetzt machst, kommt es mir auch sinnvoll vor. Sofern das grds. theoretische Wissen vorhanden ist, kriegt man mit der Skizzierung der Lösung viel mehr Strategie und Systematik rein. Und vor allem sind die Erholungsphasen ganz, ganz wichtig.

    Ich habe schon bei Übungsklausuren gemerkt: es ist nicht nötig, alles zu wissen, aber zu wissen, wie man mit unbekannten Problemen umgeht, verhilft einem dann doch zu dem einen oder anderen Punkt. Und das kann man ausreichend mit der Skizzierung von Lösungen erreichen, ohne alles auszuformulieren.

    Es führen eben viele Wege ans Ziel.

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