Lohnt sich das denn überhaupt noch?

Hallo ihr Lieben,

diesen oder ähnlich klingende Sätze höre ich immer wieder. Sätze wie „Warum tust dir das an?“, „Lohnt sich das denn überhaupt noch?“ Bei letzterem Satz ist übrigens nicht die Aussicht auf ein lukrativeres Gehalt gemeint, eher die Richtung  „in deinem Alter“…

Ich besitze eine optimistische Grundeinstellung und glaube daran, dass es meist gut wird. Im Leben läuft nicht immer alles geradeaus. Einige Lebensläufe führen vielleicht auf Umwegen zum Steuerberaterexamen. Dabei dauert es dann vielleicht etwas länger, bis man sein Ziel erreicht. In der Zwischenzeit wurde der Rucksack mit dem Rüstzeug für alles, was da kommen mag geschnürt. Erfahrungen im Umgang mit Menschen, wie verhalte ich mich in Konfliktsituationen etc.,die sogenannten „soft skills“. Nebenbei werden Arbeitsabläufe durch Erfahrung optimiert. Diese Art von Lebenslauf bereitet nicht nur fachlich auf die kommenden Aufgaben vor, sondern auch menschlich.

Sicherlich ist es erstrebenswert den Titel so früh wie möglich zu erreichen, aber manchmal erschließt sich dieser Weg erst später.

Ist das Steuerberaterexamen mit Ü40 noch sinnvoll?

Ich bin ja jemand, der sein Ziel verfolgt (und sei es bis zum bitteren Ende 🙂 ), aber manchmal denke ich schon darüber nach, ob diejenigen, die so etwas nicht verstehen, vielleicht recht haben könnten? Sind die beruflichen Chancen hinterher deutlich schlechter?

Wie denkt ihr darüber? Es gibt bestimmt einige unter uns, die über Umwege zum Examen kamen oder die sich aus welchen Gründen auch immer erst später für diesen Schritt entschieden haben.

Vielleicht lesen auch einige mit, die diesen Weg gegangen sind und jetzt Steuerberater sind.

Was waren eure Beweggründe es doch zu tun? Was plant ihr nach erfolgreichem Examen? (Den Optimismus werde ich nicht los!)

Ich würde mich freuen, eure Geschichten, Beweggründe zu lesen.

Liebe Grüße an alle! Und ja, es ist wieder Wochende! Viel Spaß beim Lernen 🙂

22 Gedanken zu „Lohnt sich das denn überhaupt noch?

  1. Guten Morgen ihr Lieben!
    Auch ich bin weiblich, 43 Jahre jung, verheiratet und habe ein Töchterlein in der 2. Klasse. Als ich mit der Vorbereitung im Jahre 2012 anfing, war mein Töchterlein noch nicht einmal 2 Jahre alt! Mein Mann hat vieles übernommen, sei es im Kindergarten (ich sage nur Mitarbeit der Eltern) und im Haushalt. Die Kita-Ferien haben die beiden zu 95% ohne mich gestaltet, denn ich war entweder im Präsenskurs Freitag Abend und Samstag, an meinem Schreibtisch oder auf Klausuren-Crash-Kurs vier Wochen in Düsseldorf in den Sommern 2013, 2014 und 2015. Gearbeitet habe ich auch noch 30 Stunden pro Woche. Eine Freistellung hatte ich nie.
    Ich habe alle drei Versuche abgegeben und bin 3x zur mündlichen Prüfung eingeladen worden. Immer mit einer 4,5!
    Leider hat es am Ende nie gereicht.
    Ich bin aber gar nicht mehr traurig, dass es nicht gereicht hat.
    Ich bin gerne eine gut ausgebildete Steuerfachwirtin und werde die nächsten 23 Jahre bis zur meiner Rente voller Freude in meinem Beruf arbeiten! 🙂
    Ich möchte gar nicht mehr die Verantwortung einer eigenen Praxis!
    Die Urteile zur Haftung der Steuerberater in den letzten Jahren, die Digitalisierung, Geldwäschegesetz und das neue Datenschutzrecht etc. hätten mich in den nächsten Jahren auf Trapp gehalten, so daß ich zu meiner eigentlichen Tätigkeit, der SteuerBERATUNG, gar nicht mehr gekommen wäre (das sehe ich nämlich gerade bei meinem Chef, der ist nur noch damit beschäftigt).

    Mit meinem heutigen Wissen würde ich mir den Weg nicht mehr antun. Ich habe eine Menge Geld (über 20.000 EUR) investiert und habe am Ende nichts ((ausser mehr Fachwissen (das kann mir keiner mehr nehmen, blabla) und auch über manche Menschen, auf deren Einblick ich aber auch gerne verzichtet hätte)). Für das schöne Geld hätte ich mir ein neues Auto kaufen können, meins ist nämlich 13 Jahre alt 😉

    Euch allen wünsche ich frohes Gelingen und denkt immer daran, es gibt auch ein Leben ohne den Titel!

  2. Hallo Börni,
    ich kann nur für unser Bundesland sprechen und da ist das möglich. Das mag aber je Bundesland variieren.
    Die Aufnahme in das Versorgungswerk sollte aber natütlich nicht der ausschlaggebende Punkt sein, wenn man darüber nachdenkt die Prüfung zu absolvieren. Dennoch ist es natürlich ein Vorteil, dass ist wohl nicht von der Hand zu weisen.

  3. Hallo Ivonne,
    ich bin 42 und habe dieses Jahr die Steuerberaterprüfung im ersten Anlauf bestanden.
    Auch mit Familienleben, sprich Kind und Mann und Haus und Arbeit und allem drum und dran.
    Für mich stand die Steuerberaterprüfung nicht immer an erster Stelle. Ich war lange Steuerfachwirtin und das war gut so.
    Als Mutter eines Kleinkindes wollte ich auch keine Prüfungsvorbereitung, aber als mein Kind in die Grundschule kam habe ich mir gedacht jetzt oder nie.
    Denn mit über Mitte 40 wollte ich auch nicht mehr starten.
    Es ist schon schwerer im Alter, keine Frage und als Mutter ist es nochmal schwerer, als als Vater, denn die meisten Partnerinnen von Steuerberateranwärtern gehen in der Regel wegen der Kinderbetreuung nicht Vollzeit arbeiten.
    Bei uns war es aber anders, ich hatte die TZ Stelle und mein Mann ging logischerweise immer Vollzeit arbeiten.
    Alles in allem eine schwierige Zeit.
    Ich bin froh, dass es rum ist. Wäre ich durchgefallen, weiß ich nicht, ob ich es nochmal versucht hätte.
    Für mehrere jahrelange Versuchen wäre ich nicht bereit gewesen. Dann hätte es eben nicht sein sollen. Nicht jeder muss/kann Steuerberater werden. Es wird ja auch nicht jeder Student Rechtsanwalt oder Arzt…
    Trotzdem drücke ich dir die Daumen das es klappt. Außerdem: ist 40 nicht das neue 30?

  4. Ich bin mit 36 Jahren ja auch nicht mehr die Jüngste, aber ich muss ehrlich sagen mit Ende 20 hatte ich überhaupt keinen Kopf für das Steuerberaterexamen. Da stand für mich die Familie im Vordergrund. Mein Ziel war aber auch damals der Steuerberatertitel. Für mich persönlich ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt. Dann ist es mir auch egal, was andere Leute meinen.

  5. Natürlich lohnt es sich, wenn man sich dafür entscheidet! Vorallem mit erst 42!!!
    Das sind noch 25 Berufsjahre!
    Ob man sich die Tortur antun möchte, sollte man sich in jedem Alter fragen…
    Ich bin mit 50 und einmal durchgefallen dieses Jahr auch wieder dabei! 😉

  6. Moin!

    Ich denke auch, dass sivh das Examen fast im jedem Alter lohnt – wenn man es denn besteht.

  7. Ich hab die Prüfung vor 5 Jahren mit 37 gemacht. Für mich war es eigentlich eine Wette und daraus folgend eine Challenge.

    Mich hat genervt, dass die Jungs aus der Steuerabteilung mittags beim Essen immer so rumgeheult haben wegen der Vorbereitung aufs Examen.

    Dann hab ich mit zweien von denen gewettet, dass ich das im Erstversuch schaffe obwohl ich fast nix mit Steuern am Hut habe.

    Und so war es dann auch. 4.33 schriftlich, insgesamt bestanden. Seitdem freue ich mich Mitglied im Versorgungswerk zu sein und freute mich über 1 Jahr kostenloses Kantinenessen. Das war der Wetteinsatz.

    Die Vorbereitung war hart und auch nicht billig, ja. Aber ich war extrem ehrgeizig und hab dann auch alles andere zurückgestellt. Es war machbar.

    Viel Glück euch allen!

  8. Mein Werdegang war folgender:
    mit 23 Jahren die BiBU Prüfung – dann 2 Kinder bekommen
    mit 38 Jahren den Fachwirt gemacht – hier fiel der Übertritt der 2ten Tochter von der Grundschule zur Realschule rein
    mit 42 Jahren den Berater gemacht – im Jahr der schriftlichen Prüfung hat meine 1te Tochter ihren Realschul-Abschluss gemacht

    Ohne Unterstützung meines Mannes und Mithilfe – soweit die Schule es zuließ – der Mädchen hätte ich es nicht geschafft.
    Hätte es im ersten Versuch nicht geklappt, ich wäre nicht mehr angetreten.
    Mit kleineren Kindern hätte ich es auch nicht machen wollen, da ich keine Oma vor Ort habe, die bei der Kinderbetreuung mithelfen hätte können.

    Und ja das Versorgungswerk nimmt auch Ü40 Personen auf.
    Auf eine eigene Kanzlei verzichte ich allerdings, es gibt auch gute AN-Stellen.

    Viel Glück.

  9. Hi,

    mein Werdegang:

    Hauptschule
    Mittlere Reife
    Ausbildung (kein steuerrechtlicher Bezug)
    Weiterbildung (immer noch kein steuerrechtlicher Bezug)
    Studium BWL
    2 Jahre Praxis in StB – Kanzlei
    StB – Prüfung mit 38
    Im Erstversuch bestanden
    6 Jahre lang als StB gearbeitet (angestellt und selbständig)
    Vor 4 Jahren den Titel zurückgegeben und in den öffentlichen Dienst gegangen (Steuerrecht)
    Seitdem: Geiles, ruhiges Leben mit Zeit für Familie und Hobbies

  10. Hallo,

    als Besitzer einer „nichtlinearen“ Biographie habe ich mit 40 – an meinem 40. Geburtstag war ein Vorbereitungskurs auf die mündliche Steuerberaterprüfung – vor jetzt 15 Jahren die Steuerberaterprüfung bestanden und bin seit dem selbständig. Es hat sich gelohnt und ich würde es jederzeit wieder angehen.

    Vita:

    Abitur
    Bundeswehr
    Studium Bauingenieur
    nichts
    Lehre Fachgehilfe in wirtschafts- und steuerberatenden Berufen
    12 Jahre als Fachgehilfe gearbeitet und Familie gegründet, Haus gebaut……..
    dann Steuerberaterprüfung in ersten Anlauf bestanden

    Eigentlich eine statistische Unmöglichkeit, aber es geht.

    Alles Gute Euch allen, viel Durchhaltevermögen und schöne Ostern

    Dirk

  11. Hallo ihr Lieben,
    vielen Dank, dass ihr mit uns euren Weg zum Examen bzw. zum Beruf des Steuerberaters geteilt habt. Ich finde gerade die vielen unterschiedlichen Wege spannend. Was nach dem Examen auf uns wartet, weiß ja vorher keiner, so dass auch nach bestandenem Examen ein Richtungswechsel nicht ausgeschlossen werden kann (siehe Himbeertony). Trotzdem denke ich, dass sich alle zunächst voller Hoffnung und Ehrgeiz der Sache gestellt haben.
    Ich persönlich hätte das Examen natürlich auch gerne früher und ohne familiäre Verpflichtungen in Angriff genommen. Es kam aber anders. Ich fühle mich in meinem jetzigen Alter aber auch, wie es Annika schon sagte, besser in der Lage diesen Beruf auch ausüben zu können und dazu gehört nicht nur die fachliche Seite.
    Das Wichtigste ist doch, dass man Spaß daran hat und Spaß haben kann man auch mit Ü40. Vielleicht sieht man in dem Alter die Dinge auch etwas gelassener. Ich wünsche uns allen, die wir die Prüfung noch vor uns haben, dass wir unser Ziel natürlich erreichen und wir hinterher sagen können „Ja, es hat sich definitiv gelohnt!“. Allen, die dieses Ziel schon erreicht haben, weiterhin viel Spaß im Beruf und denen, die nochmal umgeschwenkt haben: “ Das Wissen nimmt man ja immer mit“, insofern hat es sich trotzdem gelohnt und die Erkenntnis, dass es bei einigen vielleicht doch nicht das Lebensziel war, ist ja auch wertvoll.
    Ganz liebe Grüße und euch schöne Osterfeiertage!

  12. Mein Werdegang
    Ausbildung Finanzamt
    dort noch 4 Jahre tätig und nebenher das Abitur gemacht
    dann 3 Jahre Bank
    dann Kinder und Studium an der Fernuni
    mit 36 beim Steuerberater angefangen zum arbeiten
    mit 44 den Steuerberater im Erstversuch bestanden – ein aufregendes Jahr, das Ältere Kind hat die Ausbildung beendet, das jüngere die Mittlere Reife gemacht und ich den Steuerberater
    Alles ist möglich

  13. Guten Abend,

    ich hab´s eben erst gelesen und habe das Bedürfnis mich mal zu äußern…

    Also ob sich das Ganze lohnt, muss ja jeder für sich selber entscheiden. Aber was ist denn mit „lohnen“ gemeint?

    Ich selbst bin 43 Jahre alt, seit 15 Jahren alleinerziehende Mama von Zwillingen (im Prinzip wahrscheinlich die ungünstigsten Voraussetzungen). Aber ich wollte das immer schon machen und meine Töchter sind im letzten Jahr 18 Jahre alt geworden und ich dachte, wenn nicht jetzt, wann dann? Zu Glück sind die Beiden sehr selbständig und und bringen auch das nötige Verständnis mit. Ein Arbeitszimmer hab ich gar nicht, lerne im Wohnzimmer, aber dafür ganz viele liebe Freunde und Familie wo ich dann abwechselnd mal abtauchen kann. Lohnt sich das für mich? Ich hab einfach ´nen verdammten Bock drauf… Freistellung bin ich auch raus (kleines Büro, geht halt nicht) Urlaub und Überstunden müssen halt reichen. Aber ich mache was ich kann und habe noch kein einziges Mal über das „danach“ nachgedacht. Lohnt sich das für mich? Ja!!!! Und noch was in eigener Sache… meine Kollegin, mit der ich mir den ganzen Scheiss zusammen angetan hab musste leider aufgrund privater Dinge abbrechen…. falls also noch jemand `nen Lernkollegen im Raum Bonn sucht… ich wär dabei, höchst motiviert und einfach Bock drauf… LG an alle!!!!

  14. Es lohnt sich auf keinen Fall. Seit Anfang dieses Jahrtausends Steuerberater, musste ich feststellen, dass sich der Einsatz der finanziellen Mittel und auch der sonstigen notwendigen Kräfte in keiner Weise auszahlt.

    Auf einer erbärmlichen Bestellfeier wurden inhaltsleere Phrasen gedroschen, während man denselben Adressaten nur wenig später in arrogantem Tonfall zu erkennen gab, dass sie keine Ansprüche zu stellen hätten.

    Hier wich nun die Oberflächlichkeit und Verlogenheit dem wahren Charakter dieser angeblichen „Standesvertreter“, die einem allen Ernstes suggerierten wollten, welche unglaublichen Vorzüge dieser Beruf doch angeblich biete. In Wirklichkeit stehen sie charakterlich und sittlich tiefer als jedes Tier. Sie haben in Deutschland jegliche Daseinsberechtigung verwirkt.

    Hinter der schmucken Fassade ist keinerlei Substanz. Ich würde die Prüfung nie wieder ablegen. Andere Berufstätige (vor allem Beamte) haben ein passables Einkommen bei einer vernünftigen „work–life balnce“. Sie mussten deutlich weiniger finanzielle Mittel in ihre Ausbildung investieren. Hier seinen nur die dualen Studiengänge vieler öffentlicher Verwaltungen angesprochen.

  15. @Leo Brockmann
    Darf man dich fragen in welchem Bereich du konkret tätig bist? Arbeitest du Bei den big4?

  16. “ In Wirklichkeit stehen sie charakterlich und sittlich tiefer als jedes Tier.“

    Ist das sachlich? (§7 BOStB)

  17. Einen Menschen pauschal als „Troll“ zu bezeichnen ohne die für das Abfassen der Stellungnahme näheren Gründe zu kennen geschweige denn hinterfragt zu haben zeugt von erheblicher Selbstüberschätzung und Einbildung.

    In dem Berufsstand ja nichts Außergewöhnliches……..

  18. Troll: People post such messages to get attention, to disrupt discussion, and to make trouble. The best response to a troll is no response. If you post a follow-up message, you are contributing to the resulting clamor and most likely delighting the troller.
    – Knowledge Base Indiana University

  19. Der Kommentar von Leo trifft genau den Kern. Auch ich habe Gleiches erlebt. Der Auftritt jener Standesvertreter vor seinerzeitigen Berufsanfängern offenbarte ein erschreckendes Ausmaß an Selbstüberschätzung und Größenwahn.

    In diesem Augenblick musste ich lachend an den einstigen Staatschef Rumäniens Nicolae Ceausescu denken. Dessen Ehefrau Elena nannte sich „Wissenschaftlerin von Weltrang“ ohne jemals überhaupt eine weiterführende Schule besucht zu haben.

    Umso faszinierender war doch ihr Ende in Targoviste (Tergowisch). Was war von beiden geblieben, nachdem sich die Rauchschwaden verzogen hatten? Nicolae war nur noch ein Schatten seiner selbst, Elena fehlte eine ganze Gesichtshälfte. Nicht ein Porsche oder Jaguar, sondern ein harter Betonboden – Innenhof einer Kaserne – war ihre letzte Aufenthaltsstätte.

    Hoffentlich – und ich bin mir gewiss – wird es jenen einst genauso ergehen. Es ist der Lauf der Dinge und auch gut so.

    PS: Lieber Mac T – bin auch ich jetzt ein „Troll“?

    Viele Grüße

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