Ich scrolle durch meinen Feed bei Instagram und sehe dort auch Storys und Beiträge von Mitstreitern, die ebenfalls im Oktober ihre Steuerberaterprüfung ablegen wollen. Ich sehe strukturierte Tagesabläufe, Abende die mit Kursen geblockt sind und es werden Klausuren aus dem Klausurenkurs geschrieben, die immer die aktuellsten sind.
Ich sehe das und frage mich ganz automatisch, ob ich mir nicht zu viel Freizeit erlaube, nicht diszipliniert genug an meiner Vorbereitung arbeite.
Aktuell arbeite ich 36 Stunden die Woche, von montags bis donnerstags. Ich bin um 7 Uhr im Büro und um 16:30 Uhr mache ich Feierabend. Ich stehe morgens nicht extra früher auf um noch vor der Arbeit zu lernen und ich mache auch nicht früher Feierabend. Von montags bis donnerstags gehören 80% meiner Abende der Vorbereitung und dem Master. Die anderen 20% sind für die alltäglichen Dinge reserviert. Und machmal ist das Verhältnis auch 50/50, wenn etwas ansteht, dass mit Steuern nichts zu tun hat.
Nur den Freitag blocke ich zu 100% für die Vorbereitung. Klausur schreiben, Klausur nacharbeiten und ach ja – für den Master muss auch noch etwas getan werden.
Und das restliche Wochenende? Ich würde gerne behaupten, dass ich dort viel Zeit in die Vorbereitung stecke. Aber wenn ich ehrlich bin, hier investiere ich vielleicht 25% meiner Zeit in die Vorbereitung und der Rest, der Rest ist einfach Freizeit.
Aber ist das jetzt schon zu viel Freizeit? Müsste ich in meinem Alltag mehr die Vorbereitung in den Mittelpunkt stellen? Vertrete ich eine Mindermeinung wenn ich sage, ich will das Steuerberaterexamen schaffen, aber gleichzeitig mein Leben leben und genießen? Widerspricht sich das eine mit dem anderen?
Wie steht ihr zu diesem Thema, was sind eure Gedanken? Lasst es mich gerne wissen.
Es ist 4:45 Uhr. Mein Wecker klingelt – und ich bin längst hellwach. Die Dozenten verfolgen mich inzwischen in meinen Träumen (wer errät, welches Engelsstimmchen mich gerade nachts begeleitet? 😅). Wie die Stimme es mir befiehlt setze ich mich an den Schreibtisch, starte eine Klausur und stürze mich ins erste Duell… gegen die Zeit.
Danach geht’s mit Hund auf Gassi-Tour. Diese Runde im Morgengrauen, wenn das Dorf noch schläft und die ersten Sonnenstrahlen durch die Bäume blinzeln, liebe ich besonders. Während wir durch den Tau stapfen, lausche ich zur Wiederholung der Aufzeichnung des Webinars vom Vorabend – bloß keine Minute verschenken.
Zu Hause angekommen, gibt es erst mal das heilige Elixier namens Kaffee ☕, und dann mache ich mich (ein klein wenig später als geplant) auf den Weg in die Kanzlei. Obwohl ich das Umfeld sehr schätze, merke ich täglich, wie fordernd der Spagat zwischen Vollzeitarbeit und Prüfungsvorbereitung ist. Zwischen Jahresabschlüssen, Fristen und dem unaufhörlichen Tick-Tick-Tick der Uhr. Nie war der Wunsch nach einem Zeitumkehrer größer.
In der Mittagspause bedrucke ich Post-its und wappne mein Gesetz mit Prüfungsschemata.
Feierabend? Naja – schnell den Hund geschnappt und ab in den Wald. Dieses Mal ohne Steuer-Podcast, einfach nur Stille genießen und durchatmen. Nach einer Weile frage ich mich, ob ich heute überhaupt schon etwas gegessen habe… Ups, 17:56 Uhr! Gerade noch rechtzeitig zurück zum Webinar. Wieder dieser Dozent mit Engelsstimme, der alles so wunderbar einfach erklärt – und ich denke: „Okay, das krieg ich auch noch zusammen.“ (Man denke an diese Worte bei der Bearbeitung der nächsten Klausur 😅)
Noch völlig aufgewühlt vom neu Erlernten gehe ich ins Bett. Das Gedankenkarussell dreht sich weiter – aber irgendwie gehören diese wirren Träume und halben Lösungen ja auch dazu.
In drei Wochen beginnt meine Freistellung. Ganz ehrlich: Ich kann’s kaum erwarten, endlich mit vollen Kräften in die Examensvorbereitung zu starten und nicht mehr zweigleisig fahren zu müssen.
(Wann) geht ihr in die Freistellung? Und wie gestaltet ihr eure Freistellung?
Vielleicht geht es einigen von Euch ähnlich: Im Moment fühlt sich mein Alltag an, als würde ich zwei Vollzeitstellen gleichzeitig wuppen. In unserer Kanzlei ist aktuell Busy Season – und das heißt in der Praxis: Dauerlauf auf Anschlag. Jahresabschlüsse wollen geprüft werden, Fristen müssen eingehalten werden und die ein oder andere Steuererklärung 2023 (Abgabefrist 31. Mai 2025 bzw. 2. Juni 2025 lässt grüßen!) möchte auch noch eingereicht werden.
Zusätzlich rückt langsam die heiß ersehnte Freistellung Mitte Juli näher. Klingt schön? Ja, aber nur auf den ersten Blick. Denn das bedeutet für mich auch: Alles, was geht, sollte vorher im Idealfall fertig werden. Kein Wunder also, dass ich mich manchmal frage, wie viele Stunden ein Tag eigentlich haben müsste, damit ich am Ende noch guten Gewissens ein Häkchen hinter all meine To-Dos setzen kann. (Spoiler an dieser Stelle: Genug Stunden gibt es wohl nicht. 😉)
Die Sache mit den Klausuren…
Und als ob das nicht schon genug wäre, schreibe ich aktuell jedes Wochenende eine Klausur. Mal läuft es richtig gut und ich freue mich, dass ich mit einem guten Gefühl noch einen halben Tag Wochenende genießen kann. Mal möchte ich am liebsten die Klausur zusammenfalten und sie in die Ablage P befördern, damit ich sie nie wieder ansehen muss. 📚😅
Diese extremen Schwankungen sind emotional manchmal wirklich nicht ohne. Der Wunsch nach Kontrolle, dem perfekten Ergebnis, kollidiert dann mit der Realität: Manchmal reicht es einfach nicht für eine saubere Lösung, schon gar nicht in der vorgegebenen Zeit. Und genau dann heißt es: nicht entmutigen lassen, weitermachen und darauf vertrauen, dass der Weg das Ziel ist. (Oder wie es bei Knoll so schön heißt: Trust the process.)
Zwischen Anspruch und Achtsamkeit
Was ich in den letzten Monaten besonders gelernt habe: Mental Health ist kein Luxus, sondern überlebenswichtig. So verlockend es ist, jeden freien Moment oder ein paar freie Stunden für die Nacharbeit oder Stoffwiederholung zu nutzen – irgendwann fordern Körper und Kopf seine Pause ein. Deshalb versuche ich mir bewusst kleine Inseln der Erholung zu schaffen: Ein Spaziergang an der frischen Luft, ein WhatsApp-Podcast an meine beste Freundin oder einfach mal ein bisschen Häkeln (nachfolgendes Bild als kleiner Beweis für meine gestrige Abendbeschäftigung .🧶)
Nicht immer gelingt es mir, aber ich arbeite dran. Und vielleicht genau das ist eine der wichtigsten Fähigkeiten auf diesem Weg: nicht nur fachlich zu wachsen, sondern auch menschlich.
Warum ich trotzdem dran bleibe
Ja, es ist hart. Und ja, manchmal überkommt mich auch die große Frage: „Warum tu ich mir das überhaupt an?“ Aber genau dann erinnere ich mich daran, weil ich ein Ziel vor Augen habe. Weil ich weiß, dass ich für etwas kämpfe, das mir langfristig viele Möglichkeiten eröffnet.
Und weil ich in den kleinen Fortschritten – einer besseren Klausur, einem erledigten Projekt oder einfach in einem lustigen Abend mit Freunden – die Motivation finde, weiterzumachen. Jeder Tag, den ich durchhalte, bringt mich einen Schritt näher ans Ziel. Und genau dafür lohnt es sich.
Jetzt seid Ihr dran!
Wie geht Ihr aktuell mit stressigen Phasen um? Habt Ihr bestimmte Routinen oder kleine Tricks, um Euch nicht im Stress zu verlieren? Ich bin gespannt auf Eure Erfahrungen – schreibt sie gerne in die Kommentare. 💬
Wie sieht’s bei mir aus? Nun, ich bin offiziell in den neuen Klausurenkurs von Knoll gestartet. Aber, und das ist aktuell mein Hauptfokus, habe ich erstmal Priorität 1 auf das Wiederholen und Auffrischen meines Wissens gelegt. Bevor ich mich voll ins Klausurenschreiben stürze, möchte ich sichergehen, dass die Grundlagen in allen Fächern wieder sitzen. Das Gefühl, auf wackligem Fundament Klausuren zu schreiben, wollte ich vermeiden.
Ich bin da auch schon ganz gut vorangekommen und habe in vielen Fächern die Wiederholung durch – das gibt mir ein gutes Gefühl! Mein Ziel ist es, bis zu unserem Urlaub Mitte Mai mit der Wissensauffrischung in allen Bereichen durch zu sein. Drückt mir die Daumen, dass das klappt!
Erste Klausuren – Das ehrliche Feedback
Ganz untätig war ich beim Thema Klausuren aber nicht. Immer wenn ich ein Fachgebiet aufgefrischt habe, versuche ich auch zeitnah eine passende Klausur aus dem Kurs zu schreiben. Ein paar habe ich also schon hinter mir, und die Noten trudeln auch langsam ein. Tja, was soll ich sagen – es ist die volle Bandbreite dabei! Von einer richtig guten 2,0 bis zu einer ernüchternden 6,0 war alles vertreten. Das ist natürlich erstmal eine kleine Achterbahnfahrt, aber gleichzeitig gibt es mir einen super ehrlichen Einblick, wo ich stehe. Ich sehe jetzt klarer, welche Fächer schon ganz gut laufen und wo ich definitiv nochmal ran muss.
Timing is everything – Klausuren auf Zeit
Eine Sache ist mir von Anfang an wichtig: Ich schreibe die Klausuren direkt auf Zeit. Aus ganz vielen Gesprächen mit Prüflingen vom letzten Durchgang habe ich mitgenommen, dass der Zeitdruck am Ende ein riesiges, wenn nicht das größte Problem ist. Dem möchte ich von vornherein entgegenwirken und mich an die 6 Stunden gewöhnen. Klar, manchmal überziehe ich noch – meistens sind es so fünf bis zehn Minuten, die ich länger brauche, aber mehr erlaube ich mir aktuell nicht. Das fühlt sich als guter Kompromiss an, um einerseits unter Druck zu arbeiten, aber andererseits auch eine faire Chance zu haben, die Klausur zu Ende zu bringen.
Die Realität: Zeitmanagement & Co.
Natürlich läuft nicht immer alles nach Plan. Die Zeiteinteilung hat so ihre Tücken – es gibt gute Wochen, in denen ich viel schaffe, und dann wieder schlechtere. Mal funkt eine Erkältung dazwischen, mal sind es andere Termine. Nächste Woche sind zum Beispiel Kindergartenferien, was die Lernzeit natürlich auch wieder etwas beeinflusst. Aber hey, das gehört wohl dazu, oder? Flexibel bleiben und das Beste draus machen!
Der Plan nach dem Urlaub
Wenn ich Mitte Mai mit der Wissensauffrischung durch bin und wir aus dem Urlaub zurück sind, geht’s dann richtig los: Dann heißt es fokussiert Klausuren schreiben. Mein Plan ist, mich dann ausschließlich darauf zu konzentrieren – Klausur schreiben, Musterlösung nacharbeiten, Schwachstellen analysieren und ggf. Themen gezielt wiederholen. Außerdem möchte ich dann auch die alten Klausuren aus dem letzten Jahr nochmal durcharbeiten und aufarbeiten.
Wie läuft es bei euch?
Jetzt bin ich natürlich neugierig: Wie ist der Stand bei euch? Seid ihr auch schon im Klausurenkurs gestartet oder liegt euer Fokus noch woanders? Wie kommt ihr mit der Zeitplanung zurecht und wie fühlt ihr euch so auf dem Weg zum Examen? Lasst mir gerne einen Kommentar da, ich freue mich auf den Austausch!
Bis bald und haltet durch!
P.S.: Ein ganz wichtiger Hinweis für alle, die dieses Jahr (2025) ins Examen gehen wollen: Denkt bitte unbedingt daran, dass der Antrag auf Zulassung zur Steuerberaterprüfung bis spätestens 30. April 2025 bei der zuständigen Steuerberaterkammer eingereicht werden muss! Ich habe meinen Antrag letzte Woche abgeschickt und auch gleich die 200 € Gebühr überwiesen. Heute kam schon die E-Mail-Bestätigung, dass alles eingegangen ist. Jetzt heißt es allerdings warten – neue Infos zur Prüfung soll es wohl erst im Juli/August geben. Also, falls ihr es noch nicht erledigt habt – ran an den Antrag! 😊