Muddi goes tax !

Hier die gewünschte Zusammenfassung meiner Vorbereitung bis zum heutigen Tag, auch wenn der Weg noch nicht vollendet ist:

Ausgangssituation: 43 Jahre, Abi’94, StFA ’97, Bibu 2000, 2 Kinder (10 + 14), verheiratet mit Mann im Schichtdienst, Haus, großer Garten, 30 Stunden-Job in Steuerkanzlei (Jahresabschlussbereich), also Praktiker und damit insgesamt statistisch relativ schlechte Voraussetzungen…

Ich habe mit Mann und Kindern vor Entschluss gesprochen und ihre „Erlaubnis“ eingeholt bzw. ihre Bereitschaft, den Haushalt zu schmeißen und ein Jahr lang auf mich zu verzichten.

ursprünglicher Plan: Knoll Fernlehrgang ab November 2018 , Knoll Klausurenvorbereitungs(fern)lehrgang ab Ende Januar 2019 bis Mai 2019, Vollzeitlehrgang GfS, danach Klausurenpräsenzkurs in Leipzig ab Juni 2019

tatsächliche Vorbereitung: Knoll Fernlehrgang, Knoll Klausurenvorbereitungs(fern)Lehrgang, Knoll Klausurenfernkurs, WLW Intensivkurs, WLW Klausurenpräsenzkurs I und II

Ich habe ab Ende Januar nur noch Klausuren geschrieben. 25 Knoll-, 7 WLW-Fern-. 12 WLW-Präsenz- (also 44 lange) und 16 Knoll – Kurzklausuren geschrieben.
Plus zusätzlich durchgearbeitete/durchgelesene. Bis zur Freistellung hat sich mein Lernzeit auf Samstag bis Montag konzentriert.

Anfang November 2018: Anmeldung Knoll Fernlehrgang, der lief eigentlich schon seit Juni 2018, so dass im November ein ganzer Karton voll unbeschreiblich vieler Lehrbriefe bei mir eintrudelte. Ich machte mir einen Plan, wie viele Lehrbriefe ich bis wann abgearbeitet haben musste, um im Februar fertig zu sein (da endete der Fernlehrgang und der Klausurenfernkurs begann). Also setzte ich mich anfangs jeden Abend an den Schreibtisch und arbeitete die Lehrbriefe durch. Das hielt ich bis irgendwann im Dezember durch, dann ließ ich es etwas schleifen. Neben Arbeits- und Weihnachtsstress war das fast tägliche abendliche Durcharbeiten zu viel, mir fehlte Freizeit und Erholung.

Ende Januar 2019: Der Klausurenvorbereitungskurs von Knoll begann. Wöchentliche Zusendung und terminierte wöchentliche Einreichung. Ich überzog die Bearbeitungszeit deutlich, erntete in den ersten Klausuren Note 5,0 und schlechter und stellte fest, dass aus den Lehrbriefen irgendwie nicht viel hängen blieb. Ich hatte bisher ca die Hälfte der Lehrbriefe durchgearbeitet. Das fühlte sich nicht optimal an.

Nach Durchforsten von Erfahrungsberichten im WWW und besonders hier im Blog (u.a. bei Sabrina 2016, Susann 2018) beschloss ich, meine Vorbereitung auf viele Klausuren zu stützen und auch den Klausurenfernlehrgang Knoll ab Ende Februar (27 Klausuren) und dann noch WLW Fernklausurenblock B ab April (15 Klausuren) zu buchen. Der Vollzeitkurs sollte in Leipzig nun auch nicht stattfinden, so dass ich täglich 3 Monate lang hätte nach Dresden fahren müssen. Ich entschied mich dagegen und stattdessen bei WLW in Bamberg den Intensivkurs und den Klausurenintensivkurs ab Ende August zu belegen. Mit dem Hintergedanken, dass ich dann auch 4 Wochen ganz weg von zu Hause sein würde und mich voll auf das Lernen konzentrieren konnte, ohne schlechtes Gewissen und ohne all die kleinen Alltagsunterbrechungenen….

Die Lehrbriefe nutzte ich ab da nur noch zum Nachschlagen während des Klausurschreibens oder zum Nachlesen von unbekannten Themen bei der Nacharbeit. Mit den roten Klötzen stand ich auf Kriegsfuß. Ich hasste das dünne Papier, die kleine Schrift und das hin- und herblättern in 3 verschiedenen Wälzern. Nachdem ich auf den Erfahrungsbericht vom Münchner Kindl und ihre Empfehlung der BMF-Handbücher gestoßen war, bestellte ich mir zur Ansicht das AO-Exemplar. Ich war begeistert! Also noch ESt und USt bestellt und fortan damit gearbeitet. Für ErbSt/BewG und KST/GewSt verwendete ich die kleine dtv-Textausgabe (da sind auch Gesetze und Richtlinien drin). Die roten Monster habe ich trotzdem noch einsortiert und eben für alles andere verwendet.

Ende Februar 2019: Klausurenfernlehrgang Knoll begann. Ebenfalls wöchentliche Zusendung, wöchentliche Einreichung mit Termin. Die Lösung kommt immer mit der Klausur der Folgewoche. Die Online Video-Besprechung habe ich kaum genutzt, das war mir zu langatmig.
An den Knoll Klausuren fand ich auch die Korrekturbögen sehr gut. Kurz und knapp sah man dort genau, wo Punkte liegen geblieben waren. Die Rücksendung der korrigierten Klausuren erfolgte immer zeitnah und die Bemerkungen der Korrektoren waren immer sehr ermutigend und aufbauend.Ganz besonders die Terminsetzung finde ich bei Knoll gut. Daran habe ich mich immer gehalten, so dass ich von Ende Februar bis Ende Mai wöchentlich 2 Klausuren (kurz und lang) am Wochenende schrieb und nacharbeitete. Natürlich brauchte ich auch für die 6-stündigen Klausuren z.T. 9 – 12 Stunden. Entgegen vieler Stimmen habe ich aber alle Klausuren so lange bearbeitet, bis ich fertig war und nicht nach 6 Stunden aufgehört. Bei ganz schwierigen, mir noch völlig fremden Themen, habe ich auch mal die Lösung mit zur Hand genommen und dadurch gleich das korrekte Lösungsschema durchgearbeitet und mir noch zusätzliche Nacharbeit gespart. Auch davon rieten mir hier viele ab. Im Nachhinein würde ich es aber wieder so machen. Da mein ganzes Wochenende für das Klausuren schreiben draufging und das Nacharbeiten zu kurz kam, besprach ich im März mit meinem Chef, dass ich zukünftig meine 30 Stunden an 4 Tagen Dienstags bis Freitags abarbeite und somit noch den Montag zum Klausuren schreiben oder nacharbeiten hatte. Das war eine sehr gute Lösung. An den Arbeitstagen habe ich abends dann kaum noch etwas gemacht.

Ab April 2019: Die ersten 4 WLW-Klausuren kamen mit Lösung im Paket an. Einsendung aller WLW – Klausuren konnte bis spätestens Ende August erfolgen. Also keine zeitnahe Terminsetzung. Da ich noch die Kurzklausuren von Knoll bis Ende Mai hatte, schob ich die WLW-Klausuren vor mir her. Ich dachte, ich könnte sie ab Juni dann mit abarbeiten. Im Juni kam das nächste Paket. Ok, da genoss ich dann erstmal, nur noch eine Knoll-Klausur am WE schreiben zu müssen. Es war ja auch Sommer und ein bißchen Erholung musste sein. Ich könnte ja dann ab Juli in der Freistellung täglich Klausuren schreiben.

Ab Juli 2019: Freistellung Ich begann mit dem Schreiben der WLW-Klausuren, neben dem weiter laufenden Knoll Klausuren und dem liegen gebliebenen nacharbeiten. WLW hat einen ganz anderen Stil als Knoll. Die Klausuren sind zum Teil noch umfangreicher und auch sehr schwierig. Die Themen sind m.E. breiter gefächert und deckten auch bei Knoll fehlende ab. Aber ich hasste sie. Die Lösungen sind sehr umfangreich. Die Korrekturbögen waren mir ebenfalls zu ausführlich. Ich fand auch die Bemerkungen der Korrektoren nicht so motivierend wie bei Knoll. Letztendlich schrieb ich dann nur 7 der 15 Fern-Klausuren von WLW. Zwischendurch habe ich nachgearbeitet. Ich war auch noch 2 Wochen im Sommerurlaub auf Malle. Hab alles mitgeschleppt. Klausuren, Gesetzte etc. Letztendlich habe ich in der ersten Urlaubswoche frustriert 3 Klausuren geschrieben und in der zweiten dann gar nichts mehr gemacht. Könnt ihr im Blog ja nachlesen. Das war im Nachhinein gut so. Ich konnte mich dadurch in der zweiten Woche mal richtig erholen. Also plant ruhig auch noch einen Urlaub ein!

Ab Ende August dann 2 Wochen WLW Intensivkurs und 2 Wochen Klausurenpräsenzkurs in Bamberg (je von Montag bis Samstag) bis Ende September. Sehr anstrengende 4 Wochen. Gute Sache so weg von zu Hause ohne Mann und Maus. Im Intensivkurs wurden nur Fälle besprochen. Eine gute Wiederholung. Die Klausuren im Präsenzkurs waren der Hammer. Hauptsächlich die schweren Themen, da war kaum was einfaches dabei. Aber dort habe ich gelernt, die schwierigen Themen abzuarbeiten. IStR war mir vorher ein Buch mit 7 Siegeln. Die OHG in der ErbSt haben wir dort gründlichst durchgekaut. Kam beides dieses Jahr dran. Die Quälerei hat sich gelohnt. Danach habe ich zu Hause dann nochmal viele Knoll-Klausuren und die WLW-Klausuren aus dem Präsenzkurs nachgearbeitet bzw. mir die Korrekturbögen nochmal genau angeschaut. Die Schwerpunkte, die WLW genannt hatte, nochmal durchgeackert. Die Echtexamina 2012 – 2014 habe ich auch nochmal mit Lösung durchgearbeitet und auch da waren Dinge dabei, die ich dann in der Prüfung tatsächlich gebraucht und gewusst habe.

Meine Empfehlung: Nehmt die Sache ernst. Das ist kein Spaziergang. Schreibt beizeiten Klausuren. Verlasst euch nicht auf euren Präsenzkurs und Stoffvermittlung, das reicht nicht! Wartet nicht bis Juni/Juli mit dem Klausuren schreiben, sonst kommt im Juni/Juli die Panik. Spätestens ab Februar wöchentlich mind. 1 Klausur im Fernlehrgang. Ich persönlich würde wieder beide Knoll Fernlehrgänge machen. Der Vorbereitungslehrgang ist super zum Reinkommen, um die Schemata zu erlernen. Wie man auch hier aus sehr positiven Ergebnissen von anderen liest, ist Knoll und WLW eine vielversprechende Kombi. Schreibt die Klausuren bis zum Schluss, egal wie lange ihr braucht. Beißt euch durch! Wenn gar nichts geht, nehmt auch mal die Lösung dazu. Aber nicht nur abkupfern. Danach dann vielleicht nochmal denselben oder einen ähnlichen Fall ohne Lösung bearbeiten. So habe ich es z.B. mit einer ErbSt – Klausur von WLW gemacht, die für die Prüfung heiß gehandelte PersG. Hab ich mehrmals geschrieben zu Hause. Bis ich es überwiegend richtig hatte. Das hat mir wahrscheinlich Tag 1 gerettet. Übung macht den Meister! Schreibt die Klausur zur Not in Etappen, wenn ihr nicht 10 Stunden am Stück könnt. Unbedingt Nacharbeiten !!! Die bewerteten Korrekturbögen genau anschauen. Da fallen dann nochmal ganz viele Groschen. Den Päsenzklausurenkurs würde ich vielleicht sogar noch früher machen, nicht erst im September, damit auch da genug Zeit ist zum Nacharbeiten und ggf. wiederholen. Die Korrektur der Klausuren aus dem WLW-Präsenzkurs hat leider ein wenig gedauert. Die letzten Klausuren habe ich dann mit der Post erst bekommen, als ich schon ein paar Tage zu Hause war. Da war dann nicht mehr viel Zeit bis zur Prüfung. Die WLW-Fernklausuren hätte ich mir vielleicht sparen können, ich weiß es nicht. Am Ende ist mein Fazit: Mit meinem ursprünglichen Plan und dem Vollzeitlehrgang hätte ich wahrscheinlich nicht dieses Ergebnis erreicht, weil weniger Klausuren geschrieben und vor allem viel später damit begonnen.

Das war ein anstrengendes Jahr. Aber es ist für jeden zu schaffen. Ich habe oft an meinem Plan gezweifelt und mir dann immer wieder die Beiträge von Sabrina, Patrik, Susann u.a. durchgelesen, um mich zu motivieren und ggf. meinen Plan anzupassen. Nach dem Motto: Wenn die das geschafft haben, pack ich das auch. Habe Umfragen gestartet, wer sich wie mit welchem Ergebnis vorbereitet hat und meinen Plan modifiziert. Erlaubt euch zwischendurch auch mal Freizeit und einen Urlaub, vielleicht Ostern und dann nochmal im Sommer. Akkus aufladen ist wichtig. Und falls es Kinder gibt, die genießen das dann besonders, wenn Mama endlich mal wieder mehr Zeit hat. Mit Kindern und Job ist das im Alltag leider nicht immer so einfach. Ohne einen Mann, der da mitzieht, funktioniert das nicht. Wer noch rüstige Großeltern hat, sollte das nutzen. Mit sehr kleinen Kindern ist es sicher noch schwieriger, weil da das Verständnis fehlt, dass Mama keine Zeit hat. Selbst bei meinen großen hatte ich oft ein schlechtes Gewissen, dass ich mich viel weniger um Hausaufgaben und Co. kümmern bzw. helfen konnte. Mit zwei Schulkindern hatten wir oft unter der Woche viele Termine in 2 verschiedenen Schulen, 2 verschiedenen Orchestern, Fahren zum Sport, Tanzen, Proben u.s.w. , das musste ich trotzdem selbst machen, wenn mein Mann Spätschicht hatte. Den ein oder anderen Termin hab ich dann einfach mal sausen lassen. Abends ist man dann auch einfach müde. Wenn mein Mann da war, hat er mir wirklich sehr viel abgenommen. Vieles ist aber auch einfach liegen geblieben. Aber seien wir doch mal ehrlich, welcher Mann kann es seiner Frau schon Recht machen 🙂 ? Wir Frauen wissen und können doch alles besser…Aber ohne seine Hilfe und Unterstützung hätte ich das nicht geschafft. Ich habe ein wenig gelernt, loszulassen, nicht alles perfekt haben und nicht perfekt sein zu wollen, ich muss nicht auf jedem Elternabend präsent sein und an jedem Elternstammtisch meinen Senf dazu geben. Ich habe gelernt, das ein oder andere Auge zuzudrücken und einfach dankbar für Hilfe zu sein. Meine Kinder haben gelernt, alleine aufzustehen, sich Frühstück zu machen und in die Schule zu gehen, als ich in Bamberg war. Sie können nachmittags alleine bleiben, vieles alleine erledigen, übernehmen Aufgaben im Haushalt und sind wahrscheinlich jetzt auch dankbarer für Mamas Anwesenheit.

Jetzt heißt es nur noch die mündliche Prüfung überstehen. Ich hatte ja schon seit November den Präsenzkurs und bin auch froh darüber, dass das jetzt nicht noch geballt in einem Vollzeitkurs kommt. Den Termin für die mündliche Prüfung bekomme ich nächste Woche, ich hoffe, es ist nicht zu bald… Jetzt konzentriere ich mich auf die FAQ’s von WLW, die Vorträge und die Fragen aus Steuer und Studium und dem roten Buch „Die mündliche Steuerberaterprüfung“ HDS-Verlag. Das muss dann irgendwie reichen.

Liebe Grüße und allen viel Erfolg!

Eure Mandy

21 Gedanken zu „Muddi goes tax !

  1. Liebe Mandy,
    ich habe großen Respekt vor deiner Leistung! Super gemacht! Dein Blog motiviert wirklich und macht Freude zu lesen!
    Ich habe eine Frage zu den Handbüchern. Welche Handbücher hast du genau benutzt und sind diese in jedem Bundesland zulässig? Hast du dann parallel in den roten Gesetzen, Erlassen und Richtlinien markiert und in den Handbüchern? Und sind in den Handbüchern auch Erlasse und Richtlinien enthalten? Welchen Gesetzesstand hast du dann in den Handbüchern verwendet? 2018? Ab wann konntest du diese beziehen?
    Viele Grüße und viel Erfolg für die weitere Vorbereitung!

  2. Respekt Mandy !?
    Das war ein strammes Programm, aber es hat sich gelohnt! Nochmal Herzlichen Glückwunsch ? und vielen Dank für die Ausführliche ? Beschreibung Deines Vorbereitungsjahres. Alles Gute für die Mündliche…
    LG

  3. Tolle Leistung!

    Ich möchte aber einen Punkt relativieren. M.E. kann man das Examen auch (gut) schaffen, wenn man tatsächlich erst mit Beginn eines Vollzeitkurses (also i.d.R. letzte Mai-Woche des Prüfungsjahres) die Vorbereitung startet. Voraussetzung ist, dass man – was du auch geschrieben hast – die Sache ernst nimmt. Ich fände es falsch, wenn potentielle Kandidaten/innen glauben, man müsse 1-1,5 Jahre Vorbereitung in Kauf nehmen. Wenn natürlich Kinder im Spiel sind, ist das nochmal was Anderes.

    Man darf halt nicht salopp gesagt die ersten Wochen nur rumpimmeln und meinen, dass der Kursbesuch genug Arbeit ist, sondern ernsthaft und strukturiert arbeiten.

    Der wichtigste Satz deines Posts ist aber –> „Aber es ist für jeden zu schaffen“

    Das mag jetzt für viele floskelhaft und für diejenigen, die es noch nicht gepackt haben, wie Hohn klingen, aber das Examen ist machbar und nicht von Glück oder sonst was abhängig.

  4. Erst mal ganz großen Respekt, Mandy! Unglaubliche Leistung!

    Möchte in dem Zusammenhang nochmals ein paar Überlegungen zur Vorbereitung beisteuern. Am Ende muss jeder seinen Weg finden, verschiedene Lerntypen, verschiedene/ keine Freistellung, usw. … Schon klar. Trotzdem würde ich mal vier Thesen in den Raum werfen zu einer guten Vorbereitung:

    1. Skripte sind ein sinnvoller Einstieg
    Skripte des Vorjahres tuns m.E. auch, somit auch günstig möglich. Gleich mit Klausuren starten halte ich für wenig zielführend, wenn man (wie ich) keinerlei Vorkenntnisse hat zum Start der Vorbereitung.
    Dass Klausurtechnik am Ende wichtig ist, möchte ich nicht bestreiten. Aber man kann mit Klausuren den Stoff eben nicht in der Gänze erlernen. Daher würde ich der oft gelesenen These, es komme nur auf Klausuren an, deutlich widersprechen!
    Da fehlt eine ganze Menge Stoffabdeckung, wenn man nicht gerade > 100 Klausuren machen will. Beispiel war die grds. sehr dankbare Examensaufgabe zur GmbH Gründung im ESt-Teil, um damit halbwegs klarzukommen hat es gelangt, mal drüber gelesen zu haben im Skript. In Probeklausuren habe ich das nicht gesehen. Die PersG in ErbSt kam übrigens auch in keiner Knoll-Klausur (Fern-/Intensivkurs, dafür aber im Skript – und natürlich hier und da auch in Klausuren anderer Anbieter )

    2. Präsenzkurse zur Stoffvermittlung sind völlig überbewertet
    Vorweg: Habe keinen besucht, die Argumente sind aber m.E. auch unabhängig von persönlicher Erfahrung oder der finalen Note. Präsenzkurse kosten viel zu viel Zeit in einer Phase, in der man schon in zumindest einigen Rechtsgebieten eine solide Basis haben sollte. Den ganzen Tag können vermutlich auch die wenigsten konzentriert zuhören. Der ein oder andere Dozent liegt einem ggf. auch nicht… So ein Kurs muss ja den Mittelweg für alle finden, setzt zudem Schwerpunkte, die vielleicht hinsichtlich der Aktualität/ Relevanz klug gewählt sind, aber überhaupt nicht den eigenen Problemgebieten entsprechen müssen. Lieber paar Fernklausuren mehr machen oder eigene Problemgebiete bearbeiten.
    Hier habe ich es anders als Mandy gehandhabt: Für jede Klausur habe ich mir max. 5h 50 genommen, natürlich ohne Blick in die Lösung. Einfach länger schreiben ist m.E. nicht zielführend. Wenn dann – wie Mandy beschrieben hat – intensiv erarbeiten, das war mir aber zu zeitaufwendig.

    3. Klausurenpräsenzkurs kann sich lohnen
    Der Knoll-Intensivkurs (2-Wochen) war überragend und bot Mehrwert über den bereits guten Fernklausurenkurs hinaus. Und – es war gerade nicht die Lösungsbesprechung, die den Mehrwert zum Fernkurs schuf – sondern m.E. durchweg examensnäher komponierte Klausuren. Zudem war es auch nicht schlecht, mal mit anderen zu schreiben in einem Raum und zu schauen, wie man mit dem Lärmpegel etc. klarkommt.

    4. Skripte sind ein sinnvoller Ausklang
    Zwei, drei Wochen vor dem Examen lohnt es sich, keine neuen Klausuren mehr zu machen, (man hatte ja ohne Präsenzkurs auch schon genug Zeit viele zu schreiben), sondern Klausuren zu wiederholen. Und unbedingt nochmal in die Breite schauen – man lernt nochmal super Themengebiete zu verknüpfen – bin alle Skripte nochmal überflogen. Ca. 15-20 min pro Skript. Hat sich an Tag 1 (PersG ) und Tag 2 (Gründung) gelohnt. Zudem SteuerStud überfliegen, gerne auch mal im Online Archiv ein, zwei Jahre zurück. Bei AO habe ich da leider 2 Monate vor besagter sehr examensnaher Aufgabe gestoppt 😀 Die Lernstrategie wird dadurch aber trotzdem bestätigt. Gerade für Tag 2 bringt das Skripte und SteuerStud durchgehen unglaublich viel, war im Echtexamen hier ca. 2 Noten (!) besser als in den Probeklausuren – auch bereinigt um ggf. Glücksfaktor und ggf. harter Knoll-Korrektur glaube ich, dass der generalistische Ansatz in den letzten Wochen hierfür entscheidend war.

  5. @ Janne: Vielen Dank! M.E. sind die Handbücher in allen Bulä. in der schriftlichen zugelassen. Lies mal im Hilfsmittelerlass. Da steht auch gebundene Ausgaben Gesetze, RL u. Erlasse. Mehr ist da ja nicht drin. Ich habe trotzdem per E-Mail bei meiner zuständigen StB-Kammer nachgefragt, ob die Handbücher und dtv-Textausgaben zugelassen sind und habe per E-Mail die Antwort bekommen: Schriftliche Prüfung ja, mündliche nein, da dort nur Gesetze zugelassen sind. Ich habe gerade nachgeschaut, als erstes hatte ich USt 2018/2019 zur Ansicht bestellt. Ende April dann ESt Rs. 2018 und AO Rs. 2019. In USt war das Gesetz 2019 mit drin, aber nicht die Richtlinie 2019. Im ESt-Handbuch sind Richtlinie, DV und ganz viele Erlasse (aber nicht alle) mit drin. In AO ist AEAO nach jedem §, die FGO, VwZG, InsO etc. pp drin. Eigentlich alles, was du brauchst. In USt nach jedem § UStAE und DV. Weil nicht alle Erlasse enthalten und eben nicht zu allen Gesetzen verfügbar, habe ich die roten weiter nachsortiert, allerdings nicht mehr nachmarkiert oder nur in den Gesetzen, die ich ggf. noch brauchte. Momentan markiere ich mit Erarbeitung von Vorträgen und Wiederholung des Stoffes die Gesetze neu. Finde ich aber auch wieder gut, da man dadurch nochmal genauer liest und sich eben genau das markieren kann, was man für den Vortrag braucht.

    Die Handbücher gibt es z.T. auch online, schau mal rein:
    https://amtliche-handbuecher.de/Home/home.html

    https://www.beck-shop.de/amtliches-einkommensteuer-handbuch-2019/product/30662984
    https://www.beck-shop.de/amtliches-ao-handbuch-2020/product/30662983
    https://www.beck-shop.de/amtliche-umsatzsteuer-handausgabe-2019_2020/product/30662982
    erscheinen im März 2020

  6. @ MIKI Danke und du schaffst da auch!
    @ StB seit 3/2017 und @Verleihnix: Danke. Ich gebe euch in allen Punkten Recht. Meine Art der Vorbereitung ist nicht die ausschließlich erfolgversprechende, das wollte ich damit nicht sagen. Aber vielleicht eine Alternative. Gerade auch für Gegenden, in denen es keine Präsenzkurse gibt. Viele Wege führen nach Rom. Ich bin jemand, der auf Nr. sicher geht. Für mich war es wichtig, viele Klausuren geschrieben zu haben. Andere schaffen das vielleicht auch mit viel weniger. Ich weiß auch, dass ich aus Präsenzkursen zur Stoffvermittlung nicht viel mitnehme. Liegt vielleicht am Lerntyp. Ich lerne am besten selbst anhand von Fällen, weil ich vieles erst dann wirklich verstehe. Ich lese auch im Alltag viel selbst nach. Und ich lerne nie auswendig. Das ist allerdings für die mündliche etwas problematisch. Die Klausuren nach 5.50h abzubrechen hätte mich extrem unglücklich gemacht. Ich bringe gern alles zu Ende und beiß mich durch. An Tag 2 bin ich ja nicht mal zur letzten Aufgabe gekommen. Die vorletzte nur angefangen. Und trotzdem 3,5. Also hatte ich bei den bearbeiteten Sachverhalten eine Menge richtig. Damit wollte ich nur sagen, dass es auch so funktioniert.

    Ich hatte sicher auch das Glück, dass ich in meiner praktischen Tätigkeit schon mit sehr vielen Dingen zu tun hatte. Da kann ich mich nur bei meinem Chef bedanken, der hat mich schon mit allem möglichen konfrontiert, in weiser Voraussicht.

    Anbieter zu mischen ist auch meine Empfehlung, die PersG in ErbSt gabs tatsächlich so bei WLW, aber vielleicht auch in StStud oder bei anderen Anbietern. Man muss ja nicht alle schreiben, aber wenigstens gut lesen.

  7. Danke für deine ausführliche Antwort! Wenn ich also 2021 in die Prüfung gehen möchte, werde ich wohl im Stoffvermittlungskurs (der ab Mai 2020 startet) mit den roten, losen Gesetzen arbeiten müssen (da ich diese ja laufend aktualisiere) und erst ab ca. März 2021 auf die Handbücher umsteigen können. Dann weiß ich jetzt noch nicht, ob ich mich tatsächlich nochmal auf was „Neues“ einlasse, wenn ich schon ca. 1 Jahr mit den roten Backsteinen gearbeitet und markiert habe… We will see! 😉 Auf jeden Fall, vielen, vielen Dank für deine unendlichen Tipps! Ich nehme aus deinem Blog sehr viel mit und freue mich schon (noch ;-)) richtig, wenn meine Vorbereitung im Mai startet!

  8. Liebe Mandy, es war mir eine große Freude deinen Beitrag zu lesen, ich kann meine Begeisterung nicht in Worte fassen. Du hast mir aus der Seele gesprochen :)) Danke, vielen Dank..
    Liebe Grüsse und nochmals alles Gute für Dich und Deiner Familie !!!
    LG Irina

  9. Hast du dir beim nacharbeiten der Klausuren Schemata erstellt? Oder die Klausur so oft bearbeitet, bist du es drin hättest. Wie sah deine Nacharbeit aus? Mein Weg ist deinem ähnlich nur mit Haas und Knoll statt WLW. Daher wäre es interessant zu wissen.

  10. Hallo Mandy, die Anbieter haben bei den Schemata ja unterschiedliche Vorgehensweisen. So geht Haas nach Paragraphen chronologisch vor in den Musterlösungen, so dass einzelne Sachverhalte „mehrfach angefasst“ werden. Knoll geht von Sachverhalt zu Sachverhalt.
    Was haltet ihr für sinnvoller bzw was wollen die Prüfer am Ende sehen?

  11. Moin Mandy,

    vielen Dank fuer deinen schoenen und aufschluessigen Beitrag zu deiner bisherigen Vorbereitung.

    I. Fallsammlung

    Nun wollte ich dich fragen, da du ja auch die WLW Fallsammlung genutzt hattest:

    1. Welches Rechtsgebiete du von der Fallsammlung bearbeitest hast?

    2. In welchem Teitraum du dies gemacht hast?

    3. War die Fallsammlung fuer dich hilfreich?

    II. Bearbeitungsweise

    Weiterhin habe ich die folgenden Fragen:

    1. Hast du Gliederungsschemata vor Niederschrift der Loesung erstellt?

    2. Hast du Sachverhaltsskizzen verwendet?

    3. Wieviel Zeit hast du dir ggf. fuer Sachverhaltsskizze und Schema gelassen?

    Besten Dank und ganz viele Erfolg bei der mdl Pruefung! 🙂

  12. Hallo miteinander… Also, ich habe gar nicht so viele Verrenkungen gemacht, aus Zeitmangel
    – ich habe mir nur anfangs für AO zum Einspruch (die Prüfreihenfolge Zulässigkeit etc) und zur Ust ein kleines Schema aufgeschrieben. Mehr nicht. Alles andere hab ich mir dann aus den Lösungen und Korrekturbögen „gemerkt“ macht es nicht zu aufwändig. Knoll liefert mit den ersten Klausuren auch Lehrbriefe zur Klausurtechnik mit. Die fand ich sehr gut und hab sie anfangs beim Klausur schreiben mit genutzt. Es wird von Klausur zu Klausur besser. Irgendwann könnt ihr es einfach.
    – Nacharbeit sah so aus: Lösung gleich bei Veröffentlichung /Erhalt durchlesen. Bestenfalls habt ihr die Klausuren direkt vorher geschrieben und die SVe sind noch frisch im Kopf. Unbekannte, falsche Sachverhalte genauer anschauen, nachrechnen, nachvollziehen, auch in Gesetz etc nachlesen. Bei Eingang der Korrektur dann den Korrekturbogen nochmals durchschauen, hauptsächlich wo Punkte fehlen, um zu erkennen, was muss immer hingeschrieben werden
    – Ich weiß nicht wie Haas das macht bzw wie das funktioniert, ich hab immer Sachverhalt für Sachverhalt abgearbeitet. Bei WLW ist das z. T schwierig, da die SVe ineinander greifen.
    – Fallsammlung habe ich nur sporadisch genutzt, um mir bestimmte SVe oder Themen nochmals anzuschauen. Alles durchzuarbeiten neben den Klausuren war unmöglich. Ansonsten habe ich am Ende kurz vor der Prüfung die Echtexamen 2012 – 2014 aus den Fallsammlungen mit den ausführlichen Lösungen durchgearbeitet

  13. Wooow was für ein wertvoller Input.

    Eine Frage an alle: Wann würdet ihr in die Freistellung gehen, was wäre eure Empfehlung?

  14. Hallo Rahel,

    ich gehe am 1.7.2020 in Freistellung. Ist für mich das, was ich persönlich brauch an Zeit, kommt natürlich immer auch auf verschiedene Faktoren an, wie bspw. Vorkenntnisse, familiäre Situation usw…

    Liebe Grüße

  15. @ Rahel: Ich plane ebenfalls ab 01.07. in Freistellung zu gehen. Eine Kollegin von mir plant ganze 6 Monate, ich persönlich kann mir das für mich nicht vorstellen (alleine der Gedanke daran wie und wer in der Zeit meine Mandate betreuen soll würde mich zu sehr nervös machen).

  16. @Stabilesimperium Die letzten Fragen hab ich irgendwie übersehen… hier noch die Antworten:

    1. Hast du Gliederungsschemata vor Niederschrift der Loesung erstellt?
    Nein. Macht viel zu viel Arbeit.
    2. Hast du Sachverhaltsskizzen verwendet?
    In AO hab ich tatsächlich irgendwann angefangen, mir einen Zeitstrahl zu malen und die ganzen Daten schon mit §§ Bemerkungen aufzuzeichnen. Das erklärt Knoll übrigens in des Klausurbesprechungsvideos sehr gut, hab ich mir da abgeguckt.
    3. Wieviel Zeit hast du dir ggf. fuer Sachverhaltsskizze und Schema gelassen?
    Zeit? So schnell wie möglich. max 10 min

  17. Hallo Mandy!

    Großen Respekt vor dieser Leistung. Ich bin 2015 in die Vorbereitung gegangen. Damals war meine Tochter 7 und mein Sohn gerade frisch im Leben. Ich war 33 und in der freien Wirtschaft tätig. Die Statistik sprach gegen mich.

    Ich bin dann auch (nach 100 Probeklausuren) in das Horror-Lohnsteuer-Examen 2016 mit der grandiosen Durchfallquote reingerumpelt und ich hab es leider nicht geschafft. Seither wurmt es mich, ob ich nochmal ran soll. Mich hat das alles ein Vermögen gekostet und hat natürlich auch das Familienleben beeinträchtigt, wobei ich mir die Frage stelle, ob sich das überhaupt noch rentiert?

    Wie denkts du darüber? Bzw. ihr? Würdet ihr nochmals angreifen?

    Viele Grüße

    Flo

  18. Liebe Mandy,

    erstmal VIELEN Dank für deinen wunderbar lustigen und motivierenden Blog.
    Ich schreibe zwar erst dieses Jahr aber ich war regelrecht „süchtig“ nach deinen Beiträgen und hab jeden Tag in den Blog geschaut. Vermutlich werde ich deine Beiträge bis Oktober so oft gelesen haben, dass ich sie auswendig kann. 😀

    Eine Frage hab ich noch an dich:
    Die Klausuren – ab wann hast du die ohne Hilfe von Lehrbriefen/Internet/Zusammenfassungen etc. bearbeitet?

    Ganz liege Grüße, die Daumen sind für den 31.01. gedrückt!

  19. Vielen Dank liebe Linda.
    Das kann ich gar nicht mehr so genau sagen ab wann. ? Wahrscheinlich so ab April. Zumindest habe ich es dann immer ohne versucht. Alles Gute auch für dich!

  20. Ich überlege ab Juni neben den regelmäßigen Klausuren mit den WLW Karteikarten zur Klausurtechnik zu beginnen. Bis Ende Februar habe ich noch die Lehrbriefe von Knoll. Den Klausurenvorbereitungskurs habe ich bereits beendet. Nun überlege ich was ich von März bis Mai neben den Klausuren sinnvollerweise machen kann. Lieber nochmal Lehrbriefe wiederholen thematisch oder doch schon ab März die Karteikarten zur Klausurtechnik.
    Was denkst du, ist sinnvoll?

    Lieben Dank für deine Meinung.

    LG Anja

  21. @Anja, wenn du ab März 6-Stunden-Klausuren schreibst, die ja tatsächlich meist länger dauern, würde ich mir „nebenbei“ vielleicht passend zu den Klausuren die Lehrbriefe nochmal anschauen. Die Knoll Klausuren kamen immer Donnerstags. Da hab ich meist schon einen Blick reingeworfen und mir bis zum tatsächlichen Schreiben die Lehrbriefe zu den schwierigen Themen nochmal angeschaut. Dann kommen ja mit der Lösung nochmal Schwerpunkthefte. Das reicht dann glaub ich. Wird sonst zu viel. Klausurtechnik müsste ja schon durch den Vorbereitungskurs halbwegs sitzen. Warum fängst du erst im Juni mit den WLW-Karteikarten an? Könntest du doch auch schon ab Februar/März parallel für die Klausuren nutzen? Im Juni sollte die Technik dann schon halbwegs ausgereift sein. L.G.

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