Nacharbeit.

Ahoi,

ich melde mich zurück aus einer wundervollen und absolut notwendigen Auszeit! Wir haben 12 Tage in Norwegen verbracht und die atemberaubende Natur in uns aufgesaugt. Die Weite der Fjorde, die Ruhe der Landschaft und die vielen unvergesslichen Momente haben unglaublich gutgetan, um die Akkus wieder voll aufzuladen. Ein paar Eindrücke habe ich euch natürlich mitgebracht, die Bilder sprechen für sich!

Doch kaum ist der Koffer ausgepackt, holt einen die Realität schneller ein, als man „Steuerberaterprüfung“ sagen kann. Vor unserem Urlaub hatte ich noch einen ganzen Schwung an Klausuren geschrieben und wer A sagt, muss auch B sagen – oder in meinem Fall: Wer Klausuren schreibt, muss auch nacharbeiten. Und genau über dieses Thema möchte ich heute mit euch sprechen: meine Strategie zur Klausur-Nacharbeit.

Mein „Ampelsystem“ für den schnellen Überblick

Sobald die korrigierte Klausur digital in meinem Postfach landet, beginnt für mich der wichtigste Teil des Lernprozesses. Ich öffne die Dateien direkt auf meinem Laptop, um mir einen strukturierten Überblick über meine Leistung zu verschaffen und gezielt an meinen Schwächen zu arbeiten. So kommt mein ganz persönliches „Ampelsystem“ ins Spiel, das mir auf den ersten Blick zeigt, wo ich stehe:

  • Grün: Volle Punktzahl erreicht! Hier habe ich das Thema offenbar nicht nur erkannt, sondern auch treffsicher angewandt. Das ist immer ein kleiner Motivationsschub.
  • Gelb: Teilweise Punkte. Das bedeutet meistens: Thema zwar erkannt, aber in der Ausführung hat es gehapert. Typische Kandidaten hierfür sind eine falsche Zitierweise, fehlende Paragraphen oder eine unsaubere Anwendung der Vorschriften. Oder mein größter Feind 😉 zu wenig begründet, könnte ausführlicher sein.
  • Rot: Keine Punkte. Das sind meine „Problemzonen“. Entweder habe ich ein Thema komplett übersehen, es nicht verstanden oder falsch zugeordnet.

Durch diese farbliche Gestaltung sehe ich sofort, wo die größten Baustellen sind und kann meine Energie gezielt einsetzen.

Von der Analyse zur Aufarbeitung

Die grünen Passagen geben mir Sicherheit und werden nur kurz überflogen. Bei den gelben schaue ich mir genau an, was der Korrektor bemängelt hat. Oft sind es Flüchtigkeitsfehler, die sich mit mehr Konzentration und Routine abstellen lassen.

Die meiste Zeit investiere ich aber logischerweise in die roten Bereiche. Hier steckt das größte Lernpotenzial. Ich gehe die Lösung des Falles akribisch durch und versuche, jeden Schritt nachzuvollziehen. Wichtige Erkenntnisse und Stichpunkte wandern direkt in meine zentrale Datei „Zusammenfassung Wiederholung“. Parallel dazu führe ich eine Art Inhaltsverzeichnis, in dem ich jeden Klausurfall kurz und knapp mit den Kernthemen skizziere. So hoffe ich, später schneller bestimmte Sachverhalte wiederzufinden und Zusammenhänge besser zu überblicken.

Gleichzeitig ist die Nacharbeit auch immer ein kritischer Blick auf mein Handwerkszeug: Komme ich mit meinen Markierungen in den Gesetzen gut zurecht? Sind meine abgeklebten Schemata eine Hilfe oder eher ein Hindernis im Eifer des Gefechts? Was kann ich ganz allgemein an meiner Technik noch verbessern?

Meine goldene Regel: Erst nacharbeiten, dann neu schreiben

Um dem gefürchteten „Klausurenstau“ vorzubeugen, bei dem man nur noch schreibt und mit der Nacharbeit gar nicht mehr hinterherkommt, habe ich eine eiserne Regel: Bevor ich in einem Fach eine neue Klausur schreibe, müssen alle alten Klausuren in diesem Fach fertig nachgearbeitet sein. Das bremst zwar manchmal den Drang, einfach weiterzumachen, sorgt aber für einen nachhaltigen Lerneffekt.

Die Macht der Wiederholung

Mit der Nacharbeit allein ist es aber nicht getan. Jede Klausur, die ich geschrieben und nachgearbeitet habe, wird wiederholt. Das passiert ebenfalls, bevor ich eine neue Klausur im selben Fach beginne. Diese erste Wiederholung ist kürzer: Ich lese mir den Sachverhalt erneut durch, skizziere im Kopf den Lösungsweg und gleiche ihn dann mit der Musterlösung ab.

Dabei ist mir in letzter Zeit aufgefallen: Bei manchen komplexen Themen reicht eine einzige Wiederholung für mich nicht aus. Deshalb habe ich meine Excel-Liste erweitert. Fälle oder Teilaufgaben, bei denen ich mich noch unsicher fühle, bekommen einen Vermerk für eine zweite, gezielte Wiederholung zu einem späteren Zeitpunkt.

Das war ein kleiner Einblick in meinen aktuellen Lernprozess und die Tücken der Nacharbeit. Es ist ein mühsamer, aber unglaublich wichtiger Teil der Vorbereitung.

Jetzt seid ihr dran! Wie geht ihr die Nacharbeit an? Habt ihr ähnliche Systeme oder ganz andere Strategien? Hinterlasst mir gerne eure Fragen und Anmerkungen in den Kommentaren. Auch wenn euch ganz andere Themen auf den Nägeln brennen – lasst es mich wissen! Ich freue mich darauf, im nächsten Beitrag darauf einzugehen.

Grüße gehen raus.

3 Gedanken zu „Nacharbeit.

  1. Ich hab mir damals angewöhnt, ein „Heft der Schande“ zu führen – eine Art Hausaufgabenheft, wo ich alle Fehler immer eingetragen habe nach jeder Klausur in Kurzform: Paragraphenketten, falsche Warenbewertung, Organschaft etc. Ja, manche Themen standen da sehr, sehr, sehr oft immer wieder gleich drin. Aber dadurch , dass ich das Heft immer mit mir rumgetragen habe und im Bus oder im Urlaub bin ich das immer wieder durchgegangen.

  2. Hallo an alle, ich habe eine allgemeine Frage an euch: wie seid ihr mit der 220. Ergänzungslieferung zu den Steuergesetzen umgegangen? Habt ihr diese vollständig einsortiert? Mich würde das vor allem für Tag 2 , also EStG, KStG und GewStG interessieren. Die Ergänzungslieferung zielt ja auf den Stand zum Januar 2025 ab, beinhaltet aber das JStG 2024.. endriss sagt nur extra einheften und Knoll sagt einsortieren.. Liebe Grüße

  3. Hej Annika,
    Wow, was für herrliche Bilder! Deine Norwegen-Bilder strahlen richtig Ruhe aus – wie schön, dass du dir diese Auszeit gegönnt hast 💚 Norwegen steht schon sehr lange auf meiner Wunschliste 😍
    Und dein System für die Nacharbeit finde ich richtig genial! Sehr klar strukturiert, da steckt eine Menge Arbeit dahinter. ☺️
    Ich gehe da aktuell sehr ähnlich vor (Ampelsystem), nutze allerdings statt Excel den Examensplaner von Examio via Notion. ☺️
    Danke fürs Teilen deiner Tipps und Tricks ✍️

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