Wieder unter den Lebenden

Schon 3 Wochen ist es wieder her, dass es nur noch ein Tag bis zum Examen war – der Oktober ging für mich unfassbar schnell um, die Zeit ist gerast.

Ich war nach dem Examen zwar einige Tage im Büro, um die aufgelaufenen Mails und den aktuellen Stand zu sichten, habe mich allerdings letzte Woche direkt nochmal nach Dänemark an die Nordsee verkrümelt. Das war das Beste, was ich hätte machen können – ich habe gefühlt nur geschlafen, Strandspaziergänge unternommen, vorm Kamin gesessen und einfach mal wieder ein Buch gelesen, was absolut NICHTS mit Steuerrecht zu tun hatte. Das war wahnsinnig erholsam und ich fühle mich (fast) richtig erholt.

Das Examen hat mich dieses Jahr körperlich wesentlich stärker erschöpft als letztes Jahr. Im vergangenen Jahr war ich mental nach den 3 Tagen komplett am Ende und hätte am liebsten nur geheult. In diesem Jahr war das anders. Eine Kollegin von mir sagte nach Tag 3, egal was passiert, sie habe sich die Seele aus dem Leib geschrieben. Und ich muss ihr zustimmen. Ich hatte an keinem der 3 Tage gefühlt überhaupt Zeit und Luft zum Atmen. Als ich mich am zweiten Tag nach dem Examen im Spiegel gesehen habe, sah ich aus als wäre ich einen Halbmarathon gelaufen – rote Wange, schwitzige Haare und völlig im Eimer.

Ich habe gemerkt, dass man im Zweitversuch tatsächlich mit einer größeren Menge Wissen startet (eigentlich auch logisch), das führt aber eben auch dazu, dass mehr Aufgaben in der Regel lösbar sind oder erscheinen. Dadurch habe ich dieses Mal wesentlich mehr geschrieben als im ersten Versuch, jeden Tag über 40 Seiten.

Natürlich ist die Menge nicht entscheidend – am Ende kommt es auf den Inhalt an. So viel zu schreiben und die Anspannung unter der man im zweiten Versuch steht, hat mich körperlich einfach komplett umgehauen.

Ich weiß nicht, „wie mein Gefühl ist“. Ich weiß nur, dass es mir inzwischen besser geht, als im letzten Jahr. Ich bin mit weniger Angst reingegangen und mit mehr Wut. Ich habe mich von L+F am ersten Tag nicht so sehr aus der Ruhe bringen lassen, wie von der Differenzbesteuerung. Ich habe durchgängig geschrieben, viel geschrieben. Ich habe jeden Sachverhalt zumindest in Teilen bearbeitet, auch wenn ich an keinem der Tage fertig geworden bin. Ich konnte mich zu allem äußern, zumindest zu den Grundlagen. Ich habe sauber zitiert. Dieses Jahr kann ich wirklich zu 110% sagen – ich habe mich absolut nichts vorzuwerfen. Ob das jetzt reicht oder nicht, werden wir am 19. Dezember erfahren – bis dahin kann ich nichts machen.

Inhaltlich fand ich es insgesamt machbarer. Tag 2 und 3 waren aus meiner Sicht durchaus praxisrelevant, L+F spielt in Berlin hier zwar keine oder eine sehr geringe Rolle, aber auch das wird wahrscheinlich für einige trotzdem praxisnah gewesen sein, abhängig von den Mandanten, die man betreut. Ich hatte dieses Jahr eher extreme Zeitprobleme und konnte leider nicht alles schreiben, was ich gewusst hätte.

Jetzt muss ich erstmal den Berg an Arbeit im Büro abarbeiten und wieder in meine Routinen finden. Mitte/Ende November wird mich die Vorbereitung auf die mündliche Prüfung einholen. Hier interessiert mich vor allem: Wie strukturiert ihr das? Habt ihr schon Kurse gebucht, einen Zeitplan aufgestellt, schon angefangen?

Liebe Grüße aus Berlin!