Meine mündliche Prüfung

Seit letztem Wochenende weiß ich, dass ich zur mündlichen Prüfung zugelassen bin. Ich glaube, ich hab mich noch nie so sehr über einen Brief gefreut…
Zugegeben: Ich hatte nicht das allerschlechteste Gefühl und wusste schon, dass ich gute Chancen aufs Bestehen haben würde. Allerdings kann man sich bei der Prüfung nie ganz sicher sein und leider sind viele gute Leute aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis durchgefallen, die auch nicht damit gerechnet haben.
Meinen Stolz und meine Freude kann mir also keiner nehmen!

Jetzt heißt es Vorbereiten für die zweite Runde am 20.02. in Mainz.
Bisher konnte ich mit meiner Vorbereitung auf die mündliche Prüfung noch keine Preise gewinnen.
Hier und da habe ich mal was gelesen, ab und zu öffne ich mal die Protokolle der Vergangenheit aber sonst habe ich nicht viel gemacht.
Das hatte viele Gründe. Zum Einen hatte ich nach der intensiven Vorbereitung im Schluss-Spurt zur schriftlichen Prüfung erstmal die Nase voll vom Steuerrecht.
Dann war ja noch gar nicht klar, ob ich überhaupt bestehen würde. Und dazu kam dann noch die stressige Jahresend-Rally auf der Arbeit.

Seit letztem Samstag ist die Zeit der Ausreden aber vorbei! Ich habe am Mittwoch ein Seminar zu Änderungen im Steuer- und Gesellschaftsrecht besucht, dass ich dieses Wochenende nacharbeiten werde. In der Karnevalswoche stehen BWL/VWL und Europarecht auf dem Programm. Berufsrecht quetsche ich irgendwo dazwischen. In der Woche vor meiner Prüfung darf meine Frau sich dann jeden Tag ein paar Vorträge von mir anhören. Das ist meine Rache dafür, dass ich mir die Simulation für ihr Kolloquium ungefähr 40-mal anhören musste. Die kann sich sicher sein, dass ich so richtig langweilige Themen wie Pensionsrückstellungen oder latente Steuern wählen werde! Rache ist nun mal süß!

Und ja! Ich bereite mich intensiv auf die mündliche Prüfung vor. Auch, wenn mir viele Leute immer wieder sagen, dass das Bestehen bei meiner Vornote reine Formsache sei.
Aber es entspräche nicht meinem Charakter, unvorbereitet und arrogant dort aufzutreten. Das hat bei mir etwas mit Respekt und Demut zu tun.
Außerdem kann man ja nicht dümmer werden, wenn man sich etwas intensiver mit BWL, VWL oder seinem hoffentlich bald eigenen Berufsstand beschäftigt!

30 Gedanken zu „Meine mündliche Prüfung

  1. Arrogant und unvorbereitet dort zu erscheinen ist auch bei 3,8 nicht ratsam. Ich kann auch nicht behaupten, dass ich mit der Note weniger gefragt wurde als meine Mitstreiter (4,3/4,3/4,5). Auch wenn man sich ein paar Patzer mehr erlauben darf als die schlechter vorbenoteten Mitstreiter, ist es doch auch sehr unangenehm, wenn man was gefragt wird und so gar keinen Plan von nix hat.

  2. Ich würde nicht anders vorgehen. Letztendlich bleibt es doch ein Bestandteil der Prüfung, die noch nicht entschieden ist. Ich verstehe die Argumente vieler nicht, die meinen, nur die 4er-Kandidaten gingen mit Spannung in die mündliche.
    Sicher sind doch eigentlich nur diejenigen, die mit einer 2,5 reingehen. Die könnten über das Wetter reden und wären trotzdem sicher.
    Ich glaube, Patrick, deinen Stolz hast dir mehr als verdient. Du hast auch bewiesen, dass man eben nicht sämtliche Lehrgangsanbieter, sämtliche Kursvarianten etc. besuchen muss. Du hast scheinbar sehr effektiv gelernt, das war super. Nichtsdestotrotz, wie du selbst schon sagst, jetzt heißt es noch einmal:Vollgas geben.
    Die mündliche Prüfung kann super einfach werden (kulante Prüfer, die das Bestehen zur „Formsache“ machen), sie muss es aber nicht. In den letzten Jahren -hab nur ich das Gefühl?- ist die mündliche doch ohnehin recht schwer geworden?

    Aber Patrick, bei dir habe ich sehr das Gefühl, dass du auch das meistern wirst. Ich tu mich nur schwer mit dem Gedanken, dass die mündliche Prüfung unbedingt auf die Vornote aufbaut.

    Viel Erfolg!

  3. In meiner mündlichen Prüfung hatte ich den Eindruck, dass die Prüfer die Vornoten (3,8 / 4,0 / 4,3 / 4,5) ausgeblendet hatten. Wir wurden alle gleichmäßig von links nach rechts und vice versa befragt.

  4. Kann ich so für NRW in März 2017 bestätigen. So ab Runde 4 wurde dann aber verstärkt eine der beiden 4,5er-Kandidatinnen befragt. Letzte Runde durch den Vorsitzenden dann gefühlt 80% nur noch sie.

  5. Weiß jemand wie viele Kandidaten in rlp etwa zur mündlichen Prüfung geladen wurden? Wann findet die mündliche in rlp statt (früheste Zeiten und letzte Zeiten). Geht die dieses Jahr von Mitte Februar bis Mitte März?
    Laut den Protokollen wurde kaum berufsrecht abgefragt.
    Vg

  6. Ich weiß, ein bisschen verfrüht, weil die Prüfungen einigen noch bevorsteht, aber neben persönlichem Ehrgeiz tut man sich das Ganze ja auch des lieben Geldes wegen an. Und immer dran denken: Nach der mündlichen Prüfung ist vor dem nächsten Beurteilungs-/Entwicklungsgespräch! 🙂

    In Deutschland wird ja für gewöhnlich übers Gehalt geschwiegen. Jede/r kennt die süßen Klauseln aus dem einen oder anderen Arbeitsvertrag.

    Mich interessiert weniger das absolute Gehalt (da abhängig von verschiedensten Parametern, insb. Workload) als vielmehr der (prozentuale) Anstieg direkt nach Bestehen, 1. Jahr, 2. Jahr usw… .

    Ich mach mal den Anfang (unveränderter workload, aber fachlich/inhaltlich natürlich gestiegener Anspruch, kein AG-Wechsel):

    direkt nach Bestehen: ~10% (teilt sich in fix/var. auf)
    m.A.d. 1. Jahr: ~9% (teilt sich in fix/var. auf)

  7. Ein hochinteressantes Thema, da bei mir dieses Gespräch unmittelbar bevorsteht. Bisher habe ich von meinen Kollegen +25% direkt nach der mündlichen Prüfung gehört. Über die Folgejahre habe ich keine Auskunft.

  8. Komme aus der Industrie (kleines Unternehmen) und verdiene 4k im Monat als Buchhalter und Controller. Habe gewechselt zu nem anderen (leicht größeren) Unternehmen. Bin jetzt Leiter im gleichen Bereich und verdiene 5,5k im Monat mit Personalverantwortung. StB nice to have aber echt kein muss dort für die Einstellung. 40 Stundenwoche (vielleicht mal 45) und 30 Tage Urlaub
    Mal sehen ob ich mich nebenher als Syndikus anstellen lasse

  9. @ Industrieller, kommt halt immer aufs Unternehmen an.

    Ich sitz ebenfalls in der Industrie, größeres Unternehmen, knapp über 90.000 Mitarbeiter. StB war hier schon wirklich ausdrücklich gewollt vom Chef. Nach dem StB gabs dann finanziell auch mehr aus der Pulle, aber ich finde das wird hier mehr aus dem Grund bezahlt, dass man still gehorcht was von oben diktiert wird und ja nicht eigene Ideen einbringt.

    Die 40h Woche wird hier auch nicht groß überstrapaziert. Letztlich so, wie man sich Industrie vorstellt.

    Dennoch erfüllt mich die inhaltliche Arbeit kaum. Zu sehr geht’s ums Umsetzen von Prozessen, zu wenig ums Steuerrecht. Ein Hamsterrad letztlich.

    Ich erwäge daher öfter mal den Wechsel in eine kleinere Steuerkanzlei. Klar mit weniger Einkommen. Aber Langeweile im Job ist ätzend.

    Will sagen, schaut wo Ihr Euch wohl fühlt und schaut nicht zu sehr aufs Geld. Als StB verdient man meist eh überdurchschnittlich, wenn man sich nicht allzu doof anstellt. #Isso

  10. Guten Tag,

    ich habe nach meiner Prüfung vor 10 Jahren einige Jahre als Steuerberater gearbeitet und bin seit 5 Jahren im öffentlichen Dienst in einer für mich vernünftigen Besoldungsstufe.

    Als freiberuflicher StB könnte ich sicher weit mehr Geld verdienen, aber nicht bei 39 h/ Woche, krank sein, wenn ich krank bin, sicherer Urlaub, kein Totmachen während der Arbeitszeit. Da ich früh anfange, mache ich früh Feierabend (meist früher Nachmittag). Habe ich mir Plusstunden erarbeitet, gibt es hin und wieder mal einen Tag Freizeitausgleich.

    Meine Entscheidung, mein Leben (für meine Kinder und meine Hobbies)…

  11. Bin in ner mittelgroßen Kanzlei, bei mir warens nach dem Examen +27% und nach Ablauf eines Jahres weitere +7%. Alles fix, dafür nix variables on top.
    Verkauft euch nicht zu billig, ihr macht sonst die Preise kaputt 😉

  12. Bin ebenfalls in ner mittelgroßen Kanzlei und habe direkt nach dem Examen einen Sprung von ~33% gemacht. Das Folgejahr waren es ~5% und das Jahr drauf nochmal ~8%.

  13. @diejenigen mit Sprüngen >20% nach Bestehen:

    Welchen Hintergrund habt ihr? Seid ihr als Steuerfachangestellte / Steuerfachwirte in die Prüfung gegangen oder als Assistenten (mit Studienhintergrund)?

    Ich liege mit den 10% direkt nach Bestehen bei ~59TEUR, zzgl. geldwerten Vorteilen, und fand das bisher – für diese Region (also kein Muc/HH) – durchschnittlich (aber nicht schlecht) bezahlt.

  14. Gibt es hier welche die mitlesen und vor dem Steuerberater in der Finanzverwaltungen waren? Für mich ist es echt eine schwierige Entscheidung ob ich nach dem Stb gehen sollte oder nicht. Also sagen wir es mal so als Single mit A 9 hat man ja schon so 2.000 netto nach Abzug von KV. Die Frage ist ob man je 800€ oder so mehr im Monat wirklich die Verwaltung verlassen sollte. Hat jemand Erfahrungen gemacht und kann davon berichten?

  15. StB 2018:
    Ich war 2 Jahre beim FA. Bin danach für die Vorbereitung auf den Berater in eine kleine Kanzlei (jedoch nur nebenberuflich, da Student). Mündliche Prüfung habe ich noch. Gehalt ca. 20% höher (umgelegt auf Teilzeit, ohne Berater). Erheblicher Faktor den es zu berücksichtigen gilt ist aber, dass du anfangs keine vollwertige Steuerberatungskraft bist. Es bedarf einer langen Einarbeitungszeit. Gehalt wird danach etwa 50% höher liegen als A9

  16. Letztendlich sollte dein Interesse die Finanzverwaltung zu verlassen, aber nicht ausschließlich auf dem Gehalt beruhen. Andere Faktoren sind eventuell genauso wichtig je nach Lebenssituation (Familie, Belastung, Weiterentwicklung…). Die Besoldung beim FA ist eben auf A12 (grs.) beschränkt und das auch erst nach möglicherweise 15-20 Dienstjahre. Außerdem oftmals sehr einseitige Tätigkeit (außer vielleicht BP).

  17. Es macht unter finanziellen Gesichtspunkten wenig Sinn die Finanzverwaltung zu verlassen, wenn man dauerhaft als angestellter Steuerberater mit gleichem Zeitaufwand wie in der Verwaltung in einer kleinen Kanzlei bleiben will. Da verdient man als Angestellter in aller Regel nicht soviel mehr, dass sich der Stress lohnen würde.

  18. @ StB 2018:
    Ich war bzw. bin noch in der Finanzverwaltung (BP) tätig. Aktuelle Besoldungsstufe A 11. Habe die Prüfung letztes Jahr gemacht und mich nun dazu entschieden, die Finanzverwaltung zu verlassen. Werde bald als angestellter StB tätig sein (Einstiegsgehalt auf A 13 Niveau).
    Wie der Vergleich dann ausfällt, kann ich dir in ca. 4-6 Monaten sagen.
    Die Gründe für meinen Wechsel sind vielfältig.
    Die bestandene StB-Prüfung bringt dir beim Finanzamt gar nix. Gut, du bist fachlich wieder auf einem sehr guten Stand, aber ein höheres Ansehen bei Vorgesetzten / Kollegen bzw. bessere Beförderungschancen kannst du vergessen. Da die Prüfungsvorbereitung sehr Zeit- und Kostenintensiv war, wollte ich das nicht einfach so verschenken.
    Ein weiterer Grund ist, dass ich überwiegend bargeldintensive Betriebe prüfe. Die Kalkulationen machen mir einfach keinen Spaß und haben m.M.n. nix mit Steuerrecht zu tun. Zudem endet nahezu jeder Fall mit Streitereien. In ein paar Jahren kann ich in meiner Heimatstadt wahrscheinlich nirgends mehr zum Essen gehen 😉
    Außerdem sind die Beförderungschancen bei uns ziemlich schlecht. A 12 nur mit Versetzung und viel Glück, A 13 nahezu ausgeschlossen.
    Zudem könnte ich dir noch etliche weitere Gründe aufzählen (würde den Rahmen hier sprengen 🙂

    Letztendlich musst du selber wissen, was dir wichtig ist. Natürlich hat auch die Tätigkeit bei der Finanzverwaltung seine Vorteile.
    Ich habe mich nun für diesen Schritt entschieden. In 20 Jahren hätte mich die Tatsache, dass ich die Finanzverwaltung nicht verlassen habe wohl mehr belastet, als wenn ich als StB scheitere.

  19. Vielen lieben Dank für die ganzen Nachrichten über eure Gedanken sowie Erfahrungen. Ich werde jetzt erst einmal die mündliche abwarten, aber tendiere schon eher zu einem Verlassen der Verwaltung. Gründe hierfür sind unterhandelten das fliehen aus der monotonen Arbeit und natürlich die Möglichkeit sich weiterzuentwickeln. Es bedeutet anfangs natürlich noch viel Arbeit, weil wir zum Beispiel noch nie mit DATEV gearbeitet hat. Aber ich freue mich jetzt schon jetzt auf die Zeit …….

  20. So, alter weiser Mann. Es ist zu merken, dass Dir die Luft ausgeht. 🙂
    12 Tage… ist der letzte Blog her.
    Die Hälfte davon ist noch zu absolvieren. Dann hast Du die Urkunde in der Hand. Und natürlich völlig verdient.

    Ich wünsche Dir in der Prüfung viel Spass! Genieße sie für mich mit, ich konnte es ja nicht. 😉

  21. Hallo Patrik,

    hast Du am 20.02. vor- oder nachmittags Prüfung in Mainz? Ich bin am gleichen Tag um 13 Uhr dran. Vielleicht sehen wir uns ja 😉

    Viele Grüße
    Marius

  22. Hallo Marius,

    ich leider nicht aber eine Bekannte aus meinem Kurs.
    Ich stelle mal den Kontakt zwischen Euch her.
    Sehen tun wir uns bestimmt trotzdem. Ich werde ab 08:00 Uhr gegrillt und übergebe den Staffelstab dann an dich.

  23. ahhh. okee. ich bin auch in Bayern und hab letztes jahr die prüfung gemacht. Stehe quasi auch vor der Frage ob ich dabei bleibe oder nicht 😀

  24. Ich war auch 2016/2017 dabei.
    Ich würde mir an deiner Stelle eine Frist für die Entscheidung setzen.
    Allzu lange würde ich aber nicht warten. Bis ca. 35 ist m.M.n alles noch in Ordnung. Irgendwann kommt aber auch die Sache mit der Rente ins Spiel.
    Und vor allem wenn du in München (Umland) in der BP bist, bist du ja sehr schnell A12. Dann erledigt sich die Frage normalerweise 🙂

  25. Gibt es noch weitere Erfahrungen zur Gehaltsentwicklung nach dem bestandenen Examen? Ich fürchte, man wird eher knauserig reagieren in unserer Kanzlei und bräuchte noch mehr Anhaltspunkte für einen marktüblichen Gehaltsanstieg.

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