Was bringt mir die Fortbildung in der Arbeitspraxis?

Letztens hatte ich meine vierteljährliche Fortbildung zur aktuellen Rechtsentwicklung im Steuer- und Gesellschaftsrecht. Zusätzlich bekomme ich einmal die Woche die NWB, Der Betrieb, DStR, DStRE und das BStBl auf meinen Tisch.
Das ist nichts neues mit den Fortbildungen und Zeitschriften – das geht schon seit 7 Jahren so.

Allerdings habe ich die Zeitschriften bisher eher als Staubfänger auf irgendeinen Stapel gelegt und bei den Seminaren nicht immer aufgepasst. Nicht, weil ich keine Lust auf Fortbildung hätte, sondern einfach nur, weil ich bei praxisfremden Themengebieten meist nur Bahnhof verstanden habe. Wie soll man Neuerungen im Steuerrecht verstehen, wenn die Rechtsgrundlagen fehlen und ich gar nicht erst wusste, wie es bisher behandelt wurde!?
So ist das halt, wenn man ohne Studium über eine Ausbildung in den Beruf einsteigt. Hoch lebe der Vorgang!

Nach meiner Fortbildung zum Fachwirt hatte ich meine ersten „Aha-Erlebnisse“. Ich habe plötzlich verstanden, warum ich Sachen so mache, wie ich sie mache. Also was rechtlich dahinter steckt.
Und durch das größere Gesamt-Verständnis von der Thematik konnte ich mich auch viel besser in ungewohntere Themengebiete einarbeiten.

Durch meine momentane Fortbildung zum Steuerberater merke ich ganz deutlich, dass ich wieder einen riesen Sprung nach vorne mache.
Ich bin in nahezu allen Themen drin, kenne die Rechtsgrundlagen, weiß worum es geht. Die „Neuerungen“ sind nicht mehr neu für mich, weil ich sie in den Zeitschriften schon intensiv mitverfolgt habe. Ich kann mitreden. Heute passe ich auf dem Seminar nur nicht auf, weil ich alles schon 3-mal gehört und gelesen habe.

In der Praxis ist es ähnlich. Ich komme viel mehr an Beratung und ans Gestalten ran, habe gute Ideen, werde von Kollegen zu komplexen Themen gefragt.

Fazit: Ich merke, dass mir die Vorbereitung auch etwas in der Praxis bringt. So ein Gefühl hat man in der Schule ja selten. Finde ich gut! Es macht Spaß!

Wie ergeht es euch so? Merkt ihr auch Fortschritte bei Euren Können in der Praxis?

11 Gedanken zu „Was bringt mir die Fortbildung in der Arbeitspraxis?

  1. Wie auch du, habe ich den Fachwirt erfolgreich absolviert.
    Also durch den Fachwirt und auch durch die aktuelle Vorbereitung auf den Stb. geht es mir ähnlich wie dir!

    Man versteht viel mehr die zusammenhänge etc. wodruch es viel mehr Spaß macht…

    In meiner Praxis muss ich leider sagen, dass ich mein Wissen nicht so wirklich anwenden kann. Natürlich gibt es öfters momente, wo ich ohne den Cehf zu fragen weiß wie ich den Sachverhalt löse bzw. worüber ich nachdenken muss.

    Leider ist es so, dass wir im Büro EXTREEEEEEM unter Zeitdruck arbeit. Ja teilweise schon akkord….Da hat man leider kaum die möglichkeit lange zu recherchieren bzw. man kann einem „kleinen“ Mandanten gar nicht diese aufmerksamkeit geben.

    Klingt echt traurig, ist aber leider realität.

    Also…ich hab mehr wissen, kann dadurch schnelle die „probleme“ erkennen etc.
    Aber wirklich komplexe Sachen anwenden tu ich nicht.

    Das macht mir z.b. schon sorge, falls ich den STB schaffen sollte.
    Weil durch den Titel haben denken ja alle (einschließlich mir), dass man alles perfekt kann.
    Wenn ich aber in der Praxis mein wissen kaum anwende, ist dies leider ziemlich schnell vergessen 🙁

  2. Ach und deine erwähnte Fachliteratur habe ich nach meinem Fachwirt auch gerne und regelmäßg gelesen.

    Jetzt wo ich mich in der STB Vorebreitung befinde, habe ich dies wieder sein gelassen.

    Zum einen weil ich „wenn ich schon lese“, nur Sachen lesen möchte die mich 100%ig für meine Prüfung voranbringen.
    Viele haben bereits gesagt, dass die jetztige Fachliteratur für die schriftliche nicht nötig ist.
    Um mich also nicht zu verwirren, lese ich aktuelle keine Fachzeitrschriften etc.

  3. Klar ist schon ein gutes Gefühl, endlich ein bisschen Ahnung vom Steuerrecht zu haben. Das geht mir auch so..
    Aber sind wir doch mal ehrlich, ohne dieses Examen ist man immer nur ein Sachbearbeiter und am Ende des Tages zählt nur der Umsatz den man erreicht..

  4. @fk17 perfekt analysiert 😀

    Daher ist es mein Ziel, meine eigenen Sachbearbeiter zu haben 🙂

  5. Ich bezeichne die Fortbildungsveranstaltungen zum aktuellen Steuerrecht immer als Steuer-Tagesschau. Das Traurige daran ist, dass die Kanzleileitungen meinen, damit ihrer Pflicht zur Weiterbildung ihrer Mitarbeiter Genüge getan zu haben. Und genau dies ist eben nicht der Fall. Das ständige Geheule des Berufsstandes, wie schwierig es doch sei, geeignetes Personal zu finden, ist verständlich. Denn Personal ist insbesondere dann geeignet, wenn es produktiv im Umgang mit der IT ist. Und genau hier liegt der wunde Punkt. Die jahrzehntelange Tradition, das Personal zur Steuer-Tagesschau zu schicken, reicht eben nicht mehr aus. Durch Rumheulen wird das Personal nicht besser. Besser wird es auch nicht unbedingt, wenn man es zur Steuer-Tagesschau schickt. Signifikant besser wird es aber, wenn die Kanzleileitungen begreifen, dass sie selbst etwas für die Personalentwicklung tun müssen.

  6. Nebenbei…

    Solange Steuerfachangestellte nicht besser bzw so lausig bezahlt werden, so lange wird der Berufsstand jammern, daß kaum qualifiziertes Personal zu finden ist.

    Auch Steuerfachangestellte sollten von ihrem Gehalt leben können…

  7. auch wenn das studieren von fachzeitschriften für die schriftliche nicht unbedingt gebraucht wird, werden in der mündlichen sehr häufig themen abgefragt die in o.g. Zeitrschriften behandelt werden. Wer hier immer mitliest hat spätestens in der mündlichen einen Vorteil. Zudem sind DStR und BStBl Pflichtlektüre für Steuerberater, da kann man sich gleich daran gewöhnen 🙂

  8. Neben der Bezahlung ist natürlich auch die in Steuerkanzleien sehr häufig anzutreffende persönlichkeitsstrukturelle Eigenart von Kanzleiinhabern ein Problem. Die Mischung aus Geiz, Gier und schlechter Laune ist einfach zu weit verbreitet und fördert nicht das langfristige Verbleiben von Mitarbeitern…

  9. Ich blätter jetzt auch noch nicht in den Porsche-Katalogen 😀
    Erst krabbeln, dann laufen 😉

  10. Kadima, so ist das Leben. Anders könnten die Steuerberaterkanzleien nicht wirtschaftlich arbeiten. Man muss sogar froh sein, dass es überhaupt noch so ist. Denn beispielsweise durch DATEV Unternehmen online wird die Produktivität im Bereich der Buchhaltung um ein Vielfaches erhöht. Auf der anderen Seite sind die Mandanten nicht mehr bereit, die bisherigen Sätze zu zahlen. In den Steuerberaterkanzleien werden durch die Automatisierung künftig weitaus weniger Mitarbeiter arbeiten. Man denke nur an die Entwicklungen im Bereich des Machine Learning, was die Automatisierung noch weiter vorantreibt. Der Steuerberatungsmarkt ist kein Wachstumsmarkt mehr, sondern ein Verdrängungsmarkt. Es werden nur noch diejenigen am Markt überleben, die sich mit anderen zusammenschließen, so dass es zu Synergieeffekten kommt und Personal gemeinsam genutzt werden kann bzw. ein Mitarbeiter 30 oder mehr Buchhaltungen abwickeln kann. Die anderen werden nach und nach untergehen. Das ist ein normaler Konzentrationsprozess, der eben auch vor dem Steuerberatungsmarkt nicht Halt macht. Wer sich als (junger) Steuerberater in einem solchen Marktumfeld selbständig macht, muss dicke Eier haben. In einem Wachstumsmarkt Unternehmer zu sein, ist einfach. In einem Verdrängungsmarkt braucht es ganz andere unternehmerische Qualitäten.

  11. @steuermann2009:

    Ich stimme voll zu, nur dann darf man eben auch nicht jammern, kein Personal zu finden…

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