Das Dilemma mit „schlechten Dozenten“

Eigentlich bin ich mit meinem Lehrgang ziemlich zufrieden.
Ich fühle mich gut aufgehoben, die Scripte sind größtenteils gut und verständlich und die meisten Dozenten sind sehr gut oder sogar ausgezeichnet.

Nur trotzdem gibt es leider auch „Sie“ – Die schlechten Dozenten.

Bei ihnen besteht die Hälfte des Unterrichts aus Anekdoten aus deren Berufsleben oder aus schlechten Witzen, gefolgt von peinlichem Schweigen…
In der anderen Hälfte wird der Stoff mehr schlecht als recht vermittelt. Es gibt keine Beispiele, keinen roten Faden, keine Orientierung am Script. Selbst diejenigen, die sich vorher mit dem Stoff gut auskannten, gehen nachher verwirrt aus dem Tag. Wir haben z.B. in einem Fach nach 3 Unterrichtstagen noch keinen einzigen Fall besprochen. Unsere Kritik wurde überhört und unser Wunsch nach (mehr) Beispielsfällen mit dem Argument abgetan, dass die Zeit dafür nicht reiche.
Das Problem liegt nicht am fachlichen Können der Dozenten. Diesbezüglich sind sie sicher über jeden Zweifel erhaben. Aber die Vermittlung des Stoffes funktioniert leider gar nicht.
Die Konsequenz ist, dass immer mehr meiner Kollegen an diesen Tagen einfach nicht kommen.

Und jetzt stehe auch ich vor diesem Dilemma:

Einerseits muss ich mir das Thema unbedingt aneignen und jede Gelegenheit wahrnehmen, die Sachverhalte zu verstehen.
Andererseits ist meine Zeit zu schade, um mir samstags 8 Stunden dilettantenhaften Unterricht anzuhören. In der Zeit könnte ich zu Hause gegebenenfalls mehr erreichen, wenn ich mir das Thema selber beibringe. Aber bekomme ich das alleine hin? Reicht die Zeit? Decke ich die wichtigsten Themenfelder ab? Verstehe ich die Themen ohne Fragen stellen zu können?
Gerade um diesen Problemen aus dem Weg zu gehen, habe ich ja das Konzept des Frontalunterrichts gewählt.

Ich weiß natürlich, dass das ganze Jammern nichts bringt. Bei der Prüfung nimmt schließlich zurecht niemand Rücksicht auf solche Umstände.
Die meisten Themen habe ich mir inzwischen selber beibringen können. Die Tatsache, schlechte Referenten zu haben, hat mich sogar noch motiviert („Jetzt erst recht!“). Trotzdem ist es ärgerlich.

Übrigens:
Natürlich haben wir uns auch beim Lehrgangsveranstalter beschwert. Eine Reaktion blieb allerdings aus. Vor ein paar Wochen kam ich auf einer Fortbildung mit einem Steuerberater ins Gespräch. Dabei stellte sich heraus, dass er vor 4 Jahren denselben Lehrgang wie ich besucht hat und er dieselben umstrittenen Dozenten hatte. Auch dieser Jahrgang habe sich massiv beschwert. Geändert hat sich aber bis heute nichts. Deswegen spare ich es mir auch, noch mehr Energie in die Beschwerde zu stecken und konzentriere mich lieber darauf, mir den Stoff selber zu vermitteln.

In diesem Sinne:

schlechte Referenten

10 Gedanken zu „Das Dilemma mit „schlechten Dozenten“

  1. Das klingt ja nicht so gut. Insbesondere bei den Preisen, die die Lehrgangswerke verlangen. Darf man fragen, bei welchem Anbieter und in welcher Stadt du bist? Dass die Lehrgangswerke auch mal daneben greifen mit den Dozenten könnte man ja verstehen, aber wenn sich offensichtlich über Jahre nichts ändert ist das traurig. Ich kann nur jedem raten, mal Probe zuhören, ob der Kurs überhaupt die Erwartungen erfüllt und im Internet nach Meinungen zu googeln. Das Problem mit einzelnen schlechten Dozenten löst das natürlich nicht und die räumliche Entfernung ist gerade auch bei Wochendendkursen wahrscheinlich das Entscheidungskriterium.

  2. Ja das kenne ich auch noch… Bei uns war es in KSt der Fall, dass der Dozent nichts konnte. Dieser hat sich dann auch noch an UmwSt versucht. Am zweiten Tag musste ich nach 5 Minuten den Unterricht verlassen und ins Freibad gehen. Sonst wäre ich ausgeflippt….

    Ich habe mich auch einmal per E-Mail beschwert, eine Antwort habe ich jedoch nie bekommen…

  3. Bei meinem Lehrgang gab es auch Dozenten, die umstritten waren. Aber die Reaktion der Teilnehmer war sehr unterschiedlich, Dozenten bei denen ich mich gut aufgehoben fühlte waren anderen Teilnehmern zu abgehoben oder sie schrieben ihnen zu unsystematisch auf, andere Dozenten, die ich nicht mochte, weil sie für meinen Geschmack zu schnell über wichtige Themen hinwegfegten, kamen aber bei meinen Mitstreitern gut an. Der Anbieter fragt abschließend per Bewertungsbogen nach einer Einschätzung, aber da mischen sich die positiven und negativen Bewertungen eben.

    Für mich zählt da der Gesamteindruck über die 15 Wochen, und insgesamt war ich durchaus zufrieden.

  4. @ Sophia
    Ich habe das bewusst nicht erwähnt, um niemanden öffentlich anzuprangern.
    Im Endeffekt äußere ich ja nur meine ganz persönliche Meinung über den Unterricht, der – wie Bernd zutreffend schreibt – unterschiedlich wahrgenommen werden kann.

    Vor diesem Hintergrund fände ich das unfair, das hier zu erwähnen. Kein Veranstalter wird jemals alle Teilnehmer zufrieden stellen können.

  5. @Patrik
    Das stimmt schon, es ist alles subjektiv. Die von Bernd erwähnten Fragenbögen kenne ich allerdings auch und daraus wurden dann auch Konsequenzen gezogen, wenn es keine Einzelmeinungen waren. Ich drücke mal die Daumen für gute Dozenten für den Kursendspurt.

  6. Hallo
    ich habe mal eine Frage an die, die bei einem Vollzeitkurs (12 oder 15) Wochen teilgenommen haben.
    Ist der Unterschied zum Fernunterricht wirklich deutlich? Ich meine, schaffen es die Dozenten zumindest im größten Teil den Stoff auch besser zu vermitteln, so dass man es einfach leichter versteht und behält, als wenn man zu Hause allein darüber brütet?
    Ich frage, weil ich selbst einen solchen Kurs belegen werde und erhoffe mir natürlich noch einen erheblichen Wissenszuwachs. Wenn die Dozenten aber einfach nur ein Skript vorlesen, dann kann ich den Kurs direkt stornieren, denn Skripte habe ich hier genug…die Hoffnung ist, dass nach dem Kurs der Notendurchschnitt zumindest eine Note besser ist als jetzt…wäre sowas noch realistisch bis Oktober?

    Danke für Infos.

  7. Hallo Claudia,

    meine persönliche Antwort darauf lautet: JA!

    Ich war im Studium eigentlich nie ein guter „Zuhörer“. Bin zwar immer zur Vorlesung gegangen, aber habe daraus nie viel mitgenommen und habe auch überlegt ob ein Vollzeitkurs für das StB-Examen für mich das Richtige ist.

    Ich war aber echt positiv überrascht, was für einen Unterschied doch gute Dozenten machen können. Ein richtig guter Dozent kann komplizierte Themen auf ein so einfaches Schema runterbrechen, dass es am Ende des Tages jeder Depp verstanden hat. Das hätte ich mit einem Lehrheft in 100 Jahren nicht so gut verstanden. Tipp von mir außerdem: Möglichst weit nach vorne setzen (hat mir sehr geholfen, da wie gesagt eher schlechter Zuhörer).

    Es gibt natürlich auch mal nicht so gute Dozenten und man sollte auch ein bisschen Geld für den Kurs in die Hand nehmen. Habe meine Vorbereitung für die Mündliche Prüfung dann bei einem anderen Anbieter gemacht (vielleicht den von Patrik? 😉 ), und hab da leider wieder etwas schlechtere Erfahrungen gemacht. Aber meinen Intensivkurs vom Sommer möchte ich nicht missen und hätte ohne diesen auch niemals bestanden.

  8. Man wird es nie allen Recht machen können. Bestes Beispiel der Dozent für Zivilrecht bei meinem Anbieter (Vorbereitung Mündliche). Ein ziemlich abgehobener Anwalt aus Bayern, der konnte mir (BWL-Student und Praktiker) recht wenig über das Gebiet näherbringen. Andere Kollegen haben sich da sicher gut unterhalten gefühlt….

  9. Hallo, ich habe diesen Blog gerade gefunden und muss sagen, dass das Problem nicht nur an den Unis und Hochschulen besteht, sondern auch in der Erwachsenenbildung. Als ich wegen Corona meinen Job verlor, nutzte ich die Zwangspause dazu, einen Kurs für Javaprogrammierung zu besuchen. 6 Monate sollte der Spaß dauern, 12000€ kosten und mit der „Oracle Certified Professional for Java SE8“ enden. Nun, sogar Oracle als Zertifizierungsgeber empfiehlt, so eine Prüfung nach frühstens 4 Jahren (!) Praxiserfahrung zu machen…wir sollten das nach nicht mal 6 Monaten hinkriegen. Von den 24 Teilnehmern waren 20 blutige Anfänger im Programmierungsbereich. Und das hier haben wir erlebt:
    Dozent 1: Der fing gut an und konnte Wissen auch gut vermitteln. Als Anfänger schrieb man den Code mit und kommentierte im jeweiligen Programm, wozu nun welche Zeile da war.Das war auch für Anfänger gut verständlich. Dummerweise konnte er sich gegen die 4 fortgeschrittenen Teilnehmer überhaupt nicht durchsetzen, was zur Folge hatte, dass diese ständig dazwischenplärrten, dass man dieses oder jenes doch viel besser machen könnte. Reaktion des Dozenten: Mittendrin fing er plötzlich an, den Programmcode umzuschreiben…und zwar in einer Art und Weise, die dann plötzlich für uns Anfänger nicht mehr verständlich war. Ergebnis: man hatte lauter Programmcode, den man angefangen hatte abzuschreiben, bei dem einem aber der Rest fehlte.

    Dozent 2 (der kam nach 4 Wochen im Kurs). Dessen erster Kommentar war „Ich mache den Kurs hier sowieso nur für die Fortgeschrittenen, die Anfänger sollen sich die Basics eben abends daheim beibringen! Das habe ich schon immer so gemacht und mache das auch weiter so!“. Der diktierte stur Programmcode, aus dem wir Anfänger (wie schon erwähnt…20 von 24 Teilnehmern) so gar nicht nachvollziehen konnten, weil er auch nix dazu erklärte. Zwar sagte er regelmäßig, man solle fragen, wenn man was nicht verstanden hat, aber wenn das tatsächlich einer tat, reagierte er äußerst kolerisch. Ergebnis: Keine hat mehr gefragt, sondern die Anfänger klinkten sich nach und nach aus dem Kurs aus,weil sie sowieso nicht mehr mitkamen und lernten im stillen Kämmerlein per Ebooks und Youtube-Tutorials. Auch das „Projekt“ dieses Kurses war ein Witz. Den das hatte einen Umfang, dem selbst die 4 Fortgeschrittenen bald nicht mehr folgen konnten. Zum Schluß war der Dozent eigentlich nur noch Alleinunterhalter, weil ihm auch seine 4 Lieblinge nicht mehr folgen konnten. Unnötig zu erwähnen, dass auch sie die einzigen waren, die sich überhaupt an die Zertifizierungsprüfungen drangewagt haben. Die anderen 20 haben es nicht mal in Erwägung gezogen, es überhaupt zu versuchen…es wäre ja eh in die Hose gegangen. Wir hatten über einen teilnehmerinternen Chatraum anschließend noch etwas Kontakt..einen Job hat KEINER der 24 Teilnehmer in dem Bereich gefunden.

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