Das Treffen

„Mir ist egal, dass Du lernen musst. Heute Abend schauen wir mal einen Film!“ – mit diesen deutlichen Worten kündigte mein Freund gestern einen gemeinsamen TV-Abend an. Ich unterdrückte den Reflex, zu widersprechen und sagte erstmal gar nichts. Denn eigentlich konnte ich ein bisschen Abwechslung wirklich ganz gut gebrauchen. „Okay, ich komme um neun ins Wohnzimmer.“

Das schöne Wohnzimmer. Da war ich seit längerer Zeit nicht mehr gewesen. Mein Freund hat dort zwar immer mal wieder nach dem Rechten gesehen (u.a. für Champions League- und Uefa-Cup-Übertragungen) und mir versichert, dass dort alles in Ordnung ist. Aber meine Erinnerung an diesen Ort fern aller Übungsklausuren und Lehrbriefe verblasste allmählich. „Es wird Zeit, dass ich mal wieder einen Abend dort verbringe!“ dachte ich – und glitt zurück ins Reich der Steuererlasse und Richtlinien.

„Tock, tock, tock!“ – irgendwann riss mich ein dumpfes Klopfen aus meinem Trance-artigen Paragraphenrausch. Die Tür ging auf, und mir wurde klar, dass ich völlig die Zeit vergessen hatte. „Kommst du jetzt endlich?“ In der Stimme meines Freundes schwang ein vorwurfsvoller Unterton mit. „Ich war beim Treffen um neun, aber da war niemand!“ Ich sah auf die Uhr: Es war zwanzig nach neun.

Habt Ihr auch schon Ähnliches erlebt? Eigentlich freut man sich so schnell wie möglich mit dem Lernen aufzuhören, aber dann ist man doch so vertieft und kann sich irgendwie nicht losreißen…?

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