Daß zwischen der Anzahl derer, die sich zur Prüfung anmelden, und derer, die tatsächlich an der Prüfung teilnehmen, eine gewissen Diskrepanz besteht, ist mir ja bekannt. Aber daß ich tatsächlich mal einen dieser schwindenden kennen könnte, das hätte ich nicht gedacht. Nun hab ich vorhin einem sich ebenfalls vorbereitenden Bekannten (der Mann ist Jurist) eine Frage gemailt, die er mir auch locker beantworten konnte, und mich gleichzeitig nach der derzeitigen Lage bei ihm erkundigt. Darauf erhielt ich dann die Information, daß man das Handtuch geworfen habe und seit letzter Woche wieder zurück im Büro sei. Der Versuch wurde dann auf das nächste Jahr verschoben.
Und ich sitze wie vom Donner gerührt vor meinem Computer und starre auf diese Information.
Ich kenne die persönlichen Umstände des Mannes nicht, der die Prüfung um ein Jahr nach hinten verlegt. Vielleicht gibt es ja gute Gründe.
Grundsätzlich bin ich der Meiung, daß man, wenn man es sich vorgenommen hat und so kurz vor der Prüfung steht, diese auch versuchen sollte.
Ein Aufschieben aus Angst vor dem Schwierigkeistgrad der Klausuren bedeutet im Zweifel ein ständiges Aufschieben von Jahr zu Jahr, denn einfach werden die StB-Prüfungen nie werden.
Ich denke, das ist mit allem so, was man anpackt. Mit jedem Aufschub wird es nicht besser. Man muss sich der Herausforderung stellen, wenn man das möchte… Auch bei einem eventuellen Nichtbestehen der Prüfung hat man deutlich an Erfahrung zugewonnen. Also packen wir das an!!!
An Markus: Du hast Recht, wenn Du sagst, daß die Steuerberaterprüfung nie einfach werden. Die Prüfungen werden -was die Lesebelastung betrifft- eindeutig schwerer! Ich habe mir die Mühe gemacht und die Lesebelastung der schriftlichen StB-Prüfungen der letzten Jahre gemessen – Jawohl, ich habe jedes einzelne Wort mühsam nachgezählt! Und dabei ist herausgekommen, daß die Lesebelastung (gemessen in Wörter pro Klausur und Wörter pro schriftlicher StB-Prüfung) im Laufe der letzten Zeit tatsächlich größer geworden ist. Das bedeutet sofort, daß man mehr lesen muß, dieses Mehr geistig verarbeiten muß und einem deshalb effektiv noch weniger Zeit zur Verfügung steht. Wenn Prof. Norbert Herzig in seiner „Analyse der Steuerberateraus- und -fortbildung in Deutschland“ (http://www.otto-schmidt.de/ovs/aut/herzig_analyse_der_steuerberateraus-_und_-fortbildung_in_deutschland.html) schon zutreffend erkennt, daß eine Schwachstelle der Steuerberaterausbildung darin besteht, daß die Prüfung in der vorgegebenen Zeit nicht mehr schaffbar ist, dann sollte dies den Klausurenerstellern eigentlich zu denken geben. Aber die interessiert das anscheinend nicht, denn die Lesebelastung hat in den letzten beiden Prüfungsjahren Spitzenwerte erreicht. Ich kann allen Interessierten meine Statistik über die Lesebelastung der schriftlichen Steuerberaterprüfung zukommen lassen. Einfach E-Mail hinterlassen und ich schicke sie zu.