Vier Gründe, warum BWL und ich keine Freunde werden

Sooooo, ich habe jetzt soeben das Skript Nummer zwei von vier BWL-Skripten durch. Die Themen Allgemeines und Management (Skript 1) sowie Kostenrechnung (Skript 2) sind abgedeckt, in den nächsten Tagen folgen noch Finanzierung, Jahresabschlussanalyse und Firmenbewertung.

Vielleicht kann mir einer der hier sicherlich zahlreich mitlesenden Leidensgenossen mit BWL-Studium die „Faszination BWL“ erklären und im Idealfall etwas Leidenschaft hierfür herüberbringen?

Ich finde das ganze Fach extrem schwammig. Beispiel: Im Steuerrecht habe ich eine personelle und eine sachliche Verflechtung, und die Folge ist eine Betriebsaufspaltung (ob ich will oder nicht). Wenn etwas unklar ist, kann man sich mit Rechtsmitteln wehren. Ziemlich konkret und griffig also. In der BWL habe ich eine Plankostenrechnung, die Mitte des Jahres wahrscheinlich sowieso über den Haufen geworfen werden muss, die Kosten kann ich nach Belieben auf Kostenstellen verteilen und ob die Ausgaben für Marketing gerechtfertigt sind und der Absatz dementsprechend gesteigert wird, kann man auch nur vermuten.

Teilweise finde ich die BWL auch komplizierter, als es nötig ist. Jeder Kleinunternehmer weiß, dass er mehr Umsatz machen muss als er Kosten hat. Die BWL rechnet mit x = Kf : ( p – kv) den „Break-Even-Punkt“ aus. Und wieso verwendet die BWL überhaupt so viele englische Begriffe? Ich habe kein Problem mit englisch, aber ich mag die deutsche Sprache und fände „Gewinnschwelle“ auch ganz hübsch. Für „Allowable Costs“ und „Drifting Costs“ beim „Target Costing“ würde man doch bestimmt auch some german word for that finden.

Und last but not least möchte ich den Chef dieser Welt sehen, der für seine Mitarbeiter halbjährlich eine Maslowsche Bedürfnispyramide zeichnet 😀 .

Also, wie gesagt, BWL und ich sind noch keine Freunde geworden, aber was noch nicht ist kann ja noch werden! Kann mich jemand vom Gegenteil überzeugen?

Schöne Grüße

Sabrina

10 Gedanken zu „Vier Gründe, warum BWL und ich keine Freunde werden

  1. Hallo Sabrina!
    In München wird BWL in der mündlichen kaum bzw garnicht abgefragt!
    Vielleicht ist es ja in Franken auch so!

    Viele Grüße
    Tom

  2. Hey Sabrina,

    du sprichst mir aus der Seele!!!

    Ich mach den Kurs vom Knoll zur Mündlichen und hab mir gestern mal die tolle Unternehmensbewertung angeschaut.

    Der Lehrbrief ist so aufgebaut: alte Fragen aus der Mündlichen mit den passenden Antworten dazu… – Katastrophe!

    Haben die wirklich gefragt: Wie lautet die Formel zum Diskontieren?! Ahhhh!!!
    Was sagt das über mich aus, wenn ich das weiß? Oder wenn ich das nicht weiß? Bin ich dadurch ein besserer Steuerberater? WTF? Naja.

    Durch die ganze „BWL – Sache“ sinkt meine Motivation ins Nichts.

    Ich hab auch das Gefühl, dass ich gar nicht weiß, wie ich überhaupt lernen soll… – ich les mir halt die Lehrbriefe durch… – aber was im Endeffekt hängen bleibt?!

    Und ich hab das Gefühl, dass der „Lernstapel“ nicht kleiner wird…

    Berufsrecht ist auch sowas von Trocken… – kann ich nur in Kombination mit nem Bier ertragen 😉

  3. Hallo Sabrina,

    ich kann dich soooo gut verstehen – ich habe vor dem Steuerberater den Bilanzbuchhalter gemacht (auch sehr BWL-lastig) und immer wieder hatte ich ein großes Fragezeichen im Gesicht, fand alles total unlogisch und habe im Grunde immer nur stur auswendig gelernt. Ich hatte so Angst, dass sie eine Formel genauer erklären sollte – hätte ich wohl total versagt drin.

    In SH wird BWL etwas gefragt – aber meist im Zusammenhang mit aktuellen Sachen – so als kleine Ausflüge. Bei mir selbst kam die Frage in der EST dran – ich sollte Inv.abzug und Sonderafa erklären und als ich freudestrahlend alles runtergebetet hatte, kam die Frage „So und Frau Leilah – sehr schön, aber können Sie mir sagen, ob das ganze auch Auswirkungen hat auf die Anlagenquote“ ? ich bin gestooorben…zum Glück war mein Gestammel dann doch richtig.

    Leilah

  4. Die Frage mit der Anlagequote ist doch super. Da würde ich mich drüber freuen, weil es doch auch eine logische Frage hinsichtlich der Auswirkunge des IABs ist.
    Falls ich in die Mündliche komme und die mich nach ieiner Diskontierungsformel fragen, werde ich nur lächeln und mir denke, die können mir den Buckel jetzt runterrutschen.

    Ich fang für das Mündliche sicherlich nicht an, iwelche Lagrange-Formeln auswendig zu lernen.

    BTW hab ich Wirtschaftswissenschaften studiert und mir liegt das Zeug, aber iwo hört es auch auf.
    Viele Dinge gehören halt zum Allgemeinwissen und sind wirklich nur die Spitze des Eisberges.

  5. Es macht einen ganz sicher nicht zu einem besseren Steuerberater, wenn man irgendwelche wilden Formeln auswendig kennt. Aber es macht einen sehr wohl zu einem besseren Steuerberater, wenn man die Hintergründe dieser Formel kennt oder zumindest etwas zu dieser Thematik sagen kann. Denn das erwartet ein Mandant von seinem Steuerberater. Und genau das ist es, was in einer mündlichen Steuerberaterprüfung von einem gefordert ist. Auch bei Themen, die einem nicht liegen oder von denen man vielleicht keinen Schimmer hat, ruhig und souverän bleiben und zumindest einen Beitrag leisten, der nicht völlig abwegig ist. Und wenn er völlig abwegig ist, dann überzeugend rüberbringen. Die mündliche Prüfung dient nicht dazu, Prüflinge mit aller Gewalt durchfallen zu lassen, um irgendwelche Quoten zu erfüllen, auch wenn dazu die wildesten Gerüchte und Horrorgeschichten im Umlauf sind. Sie soll sicherstellen, dass die Kandidaten auch wirklich in einem Mandantengespräch bestehen können und sich nicht verkriechen, wenn unangenehme Fragen aufkommen. Daher die Gebiete BWL und VWL in der Prüfung, die nun mal in den Dunstkreis der Materie eines Steuerberaters gehören. Stumpfes Auswendiglernen ist jetzt nicht mehr gefragt, dass bringt einen noch durch den schriftlichen Teil, nützt in der mündlichen Prüfung aber wenig. Keine kurzen knappen Antworten, auch wenn sie richtig sind, stattdessen mandantenorientierte Beantwortung der gestellten Fragen.

  6. Ich wäre fast drauf reingefallen. .hab gedacht ja logisch…wirkt sich aus… aber er wollte hören dass BWL meist mit Handelsbilanzen arbeiten und da hat man ja keine Sonderafa dann. Ich hab dann so schwammig geredet daß er dachte ich hätte es richtig gesagt.

    Was ich noch sagen wollte- ob in BWL oder anderer Bereich: redet redet redet ! Erzählt eure Gedanken. ..nur dann kann man Euch Punkte geben!

    Leilah

  7. @Tom: Ich habe mal kurz in die Nürnberger Prüfungsprotokolle der letzten Jahre geschaut. Von 7 Protokollen war 5x BWL und 1x VWL dabei, aber kein einziges Mal Privatrecht. Letzteres läge mir besser!

    @Rest 😉 : Ich hätte nicht gedacht dass es so vielen genauso geht wie mir, daher dankeschön für die Beiträge 🙂 .
    „Stb und bwler“ und Leilah haben natürlich Recht, reden reden reden und so tun, als hätte man eine Ahnung. Ich hoffe das kann ich umsetzen 🙂

  8. Was ich noch irgendwie ziemlich blöd und auch irgendwie ungerecht finde ist, dass die Noten nicht Bundesweit gleichzeitig bekannt gegeben werden… – ich versteh sowieso nicht, warum z.B. die Kammer München, die Noten erst frühestens ab dem 6.ten Januar rausschickt, obwohl die Noten doch schon Mitte Dezember bekannt sind… – da finden doch die Sitzungen statt…

    Weil wenn man nicht bestanden hat, investiert man ja quasi umsonst seinen Weihnachtsurlaub…

  9. BWL ist ein interessantes Thema. Meine Meinung ist es, dass man auf jedenfall über ein gesundes Grundwissen von der BWL verfügen sollte.

  10. Wer Wirtschaft studiert lernt nicht nur Fakten und Theorien zu relevanten Themen, sondern fügt sich implizit in dieses Universum ein. Dies gilt natürlich nicht nur für BWL, sondern auch für alle anderen Studiengänge. Am ehesten mag man das sicherlich an der Kleidung erkennen. Der Effekt lässt sich auch wissenschaftlich ganz gut erklären. Personen passen sich sozialen Gruppen an – in ihrem Auftreten, Aussehen, aber vor allem auch den Gedanken. Hinzu kommt, dass man in Klausuren zwar den harten Stoff lernt, nebenbei unbewusst aber etwas viel wichtigeres lernt – nämlich wie man über wirtschaftliche Fragestellungen nachdenkt. Da all diese Effekte unterbewusst ablaufen, ist es oft schwer sich darüber bewusst zu werden. Fakt ist aber, dass jemand mit 5-6 Jahren BWL-Studium die Welt mit anderen Augen sieht, als jemand der in diesen Jahren Theater studiert oder gearbeitet hat. Der BWL-Student sieht in der Regel vor allem die wirtschaftlichen Zusammenhänge auf Mikro- und Makro-Ebene.

    Hoffe ich konnte damit ein wenig Hilfe geben =)

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