§ 3 [Tag 57 nach der Prüfung – Die schöne Vorbereitungszeit]

Ich beneide meinen Blog-Kollegen Markus, der wie er schreibt sich pünktlich um 16.30 von der Arbeit verabschieden kann…. Davon bin ich derzeit weit entfernt. Ich befürchte, dass ich in den nächsten Tagen auf das Wohlwollen der einzelnen Sachbearbeiter auf dem Finanzamt angewiesen bin, damit sie uns doch noch Fristverlängerung über den 31.12. hinaus gewähren. Nächste und übernächste Woche bin ich jeweils 3 Tage im Außendienst (Vorprüfungen) eingeplant. Zwischen den Tagen stehen dann die Inventurbeobachtungen an und es sind noch einige Jahresabschlüsse und Steuererklärungen zu erstellen – Keine Atempause.

Wenigstens konnte ich gestern nach einer kurzen Jogging-Runde um den beleuchteten Ochtendunger-Fußballplatz endlich mal wieder etwas an Lehrmaterial abarbeiten. Der Stapel mit Zeitschriften und Lernunterlagen vom Samstag-Kurs zur Vorbereitung auf die Mündliche wird aber auch immer höher. Ich glaube, da legt jemand nachts immer mehr dazu… Nun ja, wir wollen nicht jammern. Ich bin guter Dinge, dass schon alles gut wird. In den Genuss der Freistellung kann man nun mal vor der Mündlichen nicht noch einmal kommen.

Es war eine tolle Zeit im Sommer, denn man hatte so richtig viel Zeit für die Vorbereitung. Meine Freistellung fing so Mitte Juli an. Da ich seit August 2006 keinen freien Tag mehr hatte, sind meine Freundin und ich erst einmal für eine Woche nach Teneriffa geflogen. Das hat dann richtig gut getan und ich konnte mit neuen Kräfte die Zielgerade zum Examen ansteuern.

Meine Vorbereitung habe ich so richtig im September/Oktober 2006 begonnen. Bereits seit dem Sommer 2006 kamen die Lehrhefte von Haas (Fernkurs). Das hat dann eigentlich auch ganz gut funktioniert. Ich hatte genug Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen um die Hefte regelmäßig zu bearbeiten. In der „Busy-Season“ wurde es natürlich etwas schwieriger, so dass im Frühjahr dann einige Hefte auf der Strecke blieben. In der Freistellung konnte ich dann aber alles nacharbeiten.

Der Fernkurs von Haas war sehr gut. Die Hefte übersichtlich gestaltet mit Fällen, Zusammenfassungen und vielen Schaubildern, die zum Lernen besonders gut geeignet sind. Dazu kann gibt es zwei Wochenenden mit Präsenztagen. Teilweise richtig gut (Frau Stamms meine ich hieß die Kollegin) war das E-Learning! Sehr gut gefallen hat mir auch der Klausurenfernkurs von Haas. Ab März kamen regelmäßig 18 Klausuren auf Examensniveau, die ich dann immer Samstags von 08.00 bis 14.00 geschrieben und eingeschickt habe. So hatte ich wenigstens Samstags am Nachmittag noch Zeit mich auf mein Rennrad zu schwingen. Die Klausuren wurden zeitnah individuell korrigiert und mit Musterlösung zurückgeschickt.

In der Freistellung konnte man sich die Tage dann richtig schön einteilen. Morgens früh anfangen zu lernen, ein wenig Radfahren oder Joggen, danach weiter lernen. Alle 3 bis 4 Tage habe ich dann noch zusätzliche Klausuren geschrieben.

Ende August fing der Klausuren-Intensivkurs von Endriss in Köln-Hürth an. Den habe ich teilweise (9 Klausuren) belegt. Es war nicht schlecht mal Klausuren von einem anderen Anbieter zu schreiben. Das kann ich jedem nur empfehlen. In besonders „guter“ Erinnerung ist mir die KSt Klausur mit der Gebiss GmbH geblieben. Wer dabei war und diese Zeilen liest, wird mit absoluter Sicherheit auch jetzt schmunzeln müssen. Die Krönung war hierbei ein § 8a Abs. 6 KStG-Fall, der aber so etwas von verzwickt war… Noch gemeiner war die vGA aufgrund des nichtigen Jahresabschlusses. Dass dieser nichtig war, musste man aber erst mal aus der beigefügten Niederschrift der Gesellschafterversammlung und den über den Text verteilten Unternehmensdaten ableiten. Ja, ja. Wenn man so darüber spricht ist es ganz selbstverständlich. Aber in der Klausur sieht dann doch alles ganz anders aus…..Der Notenspiegel in Köln fiel jedenfalls entsprechend aus: 7 x 4,0/ 24 x 5,0/ 49 x 6,0; macht einen Durchschnitt von 5,5. Dabei hatten nur 80 Kollegen abgegeben von rund 130 Teilnehmern…… Ich hatte eine 5,0 J.

Mitte September bin ich dann zum 24 Tage Intensivkurs zum Lehrgangswerk Haas nach Springe gefahren. Dort hatte ich eine wirklich gute Zeit. Der Kurs war, wie ich finde, richtig gut. Aber das ist immer subjektives Empfinden. Andere Kollegen mit denen ich gesprochen habe, dachten da wohl anders…. Dort wurden dann auch noch 9 Klausuren geschrieben (meist alte Ernstfallklausuren).

Zurückblickend kann ich sagen, dass das Jahr der Vorbereitung und besonders die Freistellung eine sehr arbeitsreiche, aber durchaus schöne Zeit war. Da ich das Examen unbedingt bestehen wollte (und immer noch will) und mir das Steuerrecht ungeheuer viel Spaß und Freude bereitet, habe ich das Lernen und die wenige Freizeit nicht als Belastung empfunden. Daher war auch die Vorbereitung mit dem Fernlehrgang die richtige Entscheidung.

Nun, letztendlich wird alles vom Ergebnis der Prüfung abhängen. Besteht man, kann man sagen, dass man alles richtig gemacht hat. Besteht man aber nicht, muss man sich fragen, was hätte man besser machen können. Ich kann für mich aber sagen, dass ich nach meinem jetzigen Empfinden mich ausreichend vorbereitet habe und auch an den 3 heißen Tagen mein Bestes gegeben habe und durchaus gut zurecht kam. Ich ärgere mich etwas, dass ich beim Ust Teil etwas in Zeitnot kam und beim Ertragsteuerfall der GmbH & Co. KG den Gesellschaftsvertrag (auch aus Zeitnot) falsch gelesen habe. Ich hoffe dennoch, dass es reichen wird um zur Mündlichen eine Einladung zu erhalten.

Auch wenn es immer wieder wiederholt wird, aber auch ich kann nur jedem empfehlen ausreichend viele Klausuren zu schreiben. Insgesamt habe ich so ca. 45 Klausuren geschrieben. Dabei hatte ich natürlich einige 5,0 geschrieben. Es waren aber auch gute Noten dabei, so bspw. eine ErtStR Klausur beim 24 Tage Kurs in Springe mit einer 2,5. Man sollte halt nicht gleich verzweifeln, wenn es mal nicht so läuft. Weitermachen und nach vorne schauen ist da angesagt! Vor allen Dingen nicht total verrückt machen. Ich bin regelmäßig weiter laufen gegangen oder habe mich auf mein Rennrad gesetzt. Nachdem man etwas an der frischen Luft war, kann man umso besser lernen!

In diesem Sinne wünsche ich Euch allen noch einen angenehmen Abend. Wir haben morgen unsere Weihnachtsfeier vom Büro. Am Samstag geht es dann wieder nach Köln zum Endriss-Kurs. Abends bin ich dann noch bei meinem Ausbildungsbetrieb zur Weihnachtsfeier eingeladen. Anscheinend habe ich mich damals dort ganz gut verkauft …:-) Bis zum nächsten Mal.

6 Gedanken zu „§ 3 [Tag 57 nach der Prüfung – Die schöne Vorbereitungszeit]

  1. Hallo Tomislav,

    ich danke Dir für diesen sehr detaillierten Einblick. Ich bin Diplom-Kaufmann (Schwerpunkte: Steuerlehre und Unternehmensrecht), arbeite seit einem halben Jahr in einer kleinen Steuerberaterkanzlei und möchte die Steuerberaterprüfung ebenfalls absolvieren. Zuvor muß ich allerdings noch ein paar Jahre Berufserfahrung sammeln, um tatsächlich zur Prüfung zugelassen zu werden. Ich werde mich -genauso wie Du- mit dem Haas-Fernkurs vorbereiten. Daß so viele Leute Fünfer und Sechser in den Übungsklausuren schreiben, habe ich noch nicht gewußt. Das ist bestimmt stets ein herber Motivationsdämpfer. Aber es ist gut, daß ich von Dir vorgewarnt worden bin. Dann weiß ich, was mich gegebenenfalls erwarten wird. Man darf eben niemals aufgeben (das habe ich von anderen auch gehört, aber sehr viele Leute brechen ja während der Vorbereitung entnervt ab).

    Viel Erfolg bei der mündlichen Prüfung!

  2. hallo !
    ich habe gerade wieder gelegenheit, hier im blog etwas zu stöbern. @tomislav: nett geschriebene story, macht mir viel spass.

    @markus: dir viel spass und erfolg bei der anstehenden vorbereitung. 5,0 sind standard. das ziel ist und bleibt bis zum ernstfall im oktober: „weg von der sechs“

    die allermeisten bwl´er und juristen unterschätzen dieses examen komplett und denken, dass „nach abi und studium ja nichts mehr kommen kann, was einen umhaut…“
    die werden gleich zu beginn auf den boden der tatsachen zurück geholt und werden vor lauter 4,5 – 5,0 – 5,5 nicht mehr aus den augen gucken können.

    mein kalender sagt mir, dass in kürze post kommt: ich hoffe, dass es geklappt hat. und euch anderen auch.

    cu

  3. Hallo drehstuhlpilot,

    ich danke Dir vielmals für Deine Hinweise. Im Klartext heißt das ja letztlich nichts anderes als: Klausurenschreiben üben, Klausurenschreiben üben und nochmal Klausurenschreiben üben. Ich werde es mir gut merken.

  4. hallo & einen schönen sonntagabend.

    klausurenschreiben soll helfen.

    während meiner vorbereitungszeit habe ich aber auch den eindruck gewonnen, dass es kein allheilmittel oder irgendwelche garantien für das bestehen gibt.

    eines vorweg geschickt: ein durchfallen ist hier keine schande sondern gehört in anbetracht der katastrophalen quoten fast schon zum guten ton. auch muss man wohl davon ausgehen dürfen, dass jeder zweite steuerberater „dort draussen“ selbst durchgefallen ist oder gar erst im letzten anlauf die kurve bekommen hat.

    woran das wohl liegt ? es mangelte entweder am wissen, der kondition oder schlicht am glück. denn, nur wenn von allem ausreichend im ernstfall vorhanden ist, könnte es klappen.

    teilweise sehr traurige geschichten, die einem dabei bekannt werden.
    nach zwei erfolglosen versuchen wird der druck im nacken wohl unvorstellbar gross, ein weiteres missgeschick und der zugang zum berufsstand ist verschlossen. für immer. vor lauter schwarzmalerei und existenzangst versagen womöglich dann noch die nerven komplett, wenn die bedeutungsvollen drei tage heranrücken.
    die sich aufdrängenden fragen finden keine antworten. wird es reichen? sollte ich lieber zurückziehen und im nächsten jahr einen neuen anlauf starten ? wird es dann besser werden? kann man sich selbst gut beurteilen und dieses risiko eingehen?

    und was dann? ex-anwärter fallen entweder zurück in das ewige angestelltenverhältnis in den kanzleien und müssen sich von ihren träumen verabschieden, andere sind auch schon nach zwei versuchen auch finanziell derart gebeutelt, dass es alles andere als rosig um sie bestellt ist. noch mehrmaligen fehlversuchen dürfte es auch um die zukunft in der kanzlei geschehen sein. seien es nun die anderen kollegen, die vielleicht im laufe der zeit an einem vorbeiziehen und den begehrten titel erringen, seien es die kanzleiinhaber, die einem ´scheinbar´ von nun an weniger zutrauen als in den jahren zuvor.

    und: glücklich sei der anwärter, der nach dem ersten fehlversuch nochmal eine viermonatige freistellung vom arbeitgeber erhält. alleine mit aufgespartem urlaub dürfte das für viele wohl auch schwierig werden.

    auch die bewerbungshandlungen im zustand des „steuerberateranwärters“ gestaltet sich als problematisch.
    man ist weder fisch noch fleisch, entsprechend unentschlossen sind potentielle firmen.

    ich für meinen teil habe inzwischen ziemlichen sch… vor den ergebnissen. vorgestern habe ich die originallösungen mit auspunktung bekommen und habe mir die analyse bewusst geschenkt, weil ich kaum noch weiss, was vor zwei monaten geschrieben worden ist.

    in 11 tagen ist ein zwischenschritt geschafft. oder eben auch nicht.

  5. Hallo drehstuhlpilot,

    vielen Dank für Deinen Beitrag. Deine Schilderungen decken sich zu einem guten Teil mit dem, was mir schon einmal ein Steuerberater, bei dem ich eines meiner Praktika absolviert habe, in einem Gespräch erzählt hat. Ich werde Deine Worte sicherlich in Erinnerung behalten.

    Ich drücke natürlich auch Dir die Daumen, daß Du es schaffst.

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