Mentale Gesundheit

Hey Leute,

ich wollte den Austausch der Prüfungsergebnisse hier im Blog einmal ein bisschen mit einem anderen Thema „auflockern“.

In den letzten Wochen kreisten meine Gedanken immer mal wieder um das Thema mentale Gesundheit, mentale Stärke und mentales Training. Also quasi „Softskills“ für die Steuerberaterprüfung, wenn man so will.

Der Grund dafür war, dass mir immer häufiger durch Freunde/Verwandte gesagt wurde, ich solle öfter Pausen einlegen und mir mehr Tage gönnen an denen ich gar nichts zur Vorbereitung auf die Prüfung mache. Wenn die wüssten, dachte ich mir immer. Ich denke das Thema ist aber wichtiger als es scheint. Man hat ja auch schon vereinzelt von Teilnehmern gehört, die an Coaching-Terminen etc. teilgenommen haben.

Ich würde von euch gern wissen, ob ihr euch schon mit diesem Thema auseinandergesetzt habt? Wie und wann macht ihr Pausen? Was macht ihr, wenn ihr merkt, dass nichts mehr geht?

Ich hab mir erstmal ein Buch über Lerntechniken und über mentale Gesundheit gekauft. Ich wollte die Bücher eigentlich über die Feiertage anlesen. Mal sehen wie das klappt in dem ganzen Familientrubel… lol… Die restlichen Tage bis einschließlich über die Weihnachtsfeiertage werde ich zumindest mal nichts lernen/nacharbeiten. Der letzte Online-Kurs für dieses Jahr war gestern. Nach den Feiertagen werde ich versuchen die teilweise liegengebliebende Nacharbeit aufzuarbeiten und ein Alt-Examen für KSt soll als Hausaufgabe zum nächsten Online-Termin auch noch gelöst werden. Ihr seht, es liegt gleich wieder einiges an.

Klausrurentechnisch habe ich eine BilStR- und eine USt-Klausur geschrieben (jeweils 3h von Dr. Bannas). Das Feeling war bei beiden nicht so toll. Ich hab beide zur Korrektur eingereicht, die Ergebnisse stehen noch aus. In der USt-Klausur waren viele Themen, die noch nicht im Unterricht dran waren. Diese Klausur habe ich bereits nachgearbeitet, ich rechne mit einen Schnitt von 5,0 ^^

Sei´s drum… Ich mache jetzt erstmal im Sinne dieses Beitrags PAUSE

Ich wünsche euch schöne Weihnachten und einen guten Rutsch in das neue, für viele sehr pausenarm werdende Jahr 2023.

9 Gedanken zu „Mentale Gesundheit

  1. Hallo Carlo,

    Ich finde deinen Beitrag super wichtig. Ich habe dieses Jahr das Examen abgelegt und habe mit im Nachhinein gewünscht ich hätte mich damit beschäftigt wie man Pausen macht.
    Mir war klar das hier wird nicht einfach – Vorallem nicht psychisch. Während der Vorbereitung und hauptsächlich in den letzten ca 7 Wochen hatte ich regelmäßig mit burnout Symptomen zu kämpfen. Antriebslosigkeit, Unruhe, teilweise kam ich einen ganzen Tag nicht aus dem Bett. Ich hatte damals Mitstreiter, denen es genauso ging. Also sind wir zur selben Uhrzeit aufgestanden, haben und erzählt was heute auf der to do steht und uns am Ende des Tages motiviert wenn es bei jemanden nicht so gut lief. Mir hat das extrem geholfen.
    Die letzten ca 3 Wochen waren für mich persönlich die absolut schlimmsten. Nichts funktionierte und eine Panikattacke folgte der anderen.
    Wichtig ist meiner Meinung nach dass man sich zumindest abends frei nimmt, sich Leidensgenossen sucht und über seine Gefühle spricht. Aufgrund meiner relativ kurzen Freistellung wollte ich es mir leider nicht erlauben ganze Tage freizunehmen.

  2. Hallo zusammen,

    ich habe dieses Jahr das Examen zum zweiten Mal abgelegt und mir ging es in meinem ersten Jahr wie @Prinz John. bis zum Examen war ich damals psychisch so am Ende dass ich mein ganzes Wissen auch nicht mehr ordnen konnte. Ich glaube das hat sich damals auch bei den Klausuren selbst bemerkbar gemacht.
    Dieses Jahr habe ich einen zweiten Versuch gestartet und habe mir mehr Pausen gegönnt. Ich habe versucht mehr auf meinen Körper zu achten und wenn ich gemerkt habe dass ich unkonzentriert bin habe ich eine Pause eingelegt. Strukturiert habe ich den Tag wie einen Arbeitstag. Also ziemlich früh angefangen aber um 17/ 18 Uhr war für mich auch Schluss. Den Abend frei zu haben und was für sich zu tun, hat mir unheimlich geholfen. Ich bin dann meistens ins Fitnessstudio und war mit meinem Hund große Spaziergänge machen. Das Fitnessstudio kann ich jedem nur empfehlen. Abgesehen von den gesundheitlichen Aspekten, hat es mir in der Zeit sehr geholfen einfach die Musik einzuschalten und sich körperlich auszupowern. Vor allem wenn ich mal einen schlechten Tag hatte an dem nichts lief und es mir psychisch nicht gut ging, ging es mir danach immer besser.
    Das Problem ist einfach der Zeitaspekt. Je nach dem wie lange die Freistellung ist, kann man sich die Pausen vielleicht auch nicht so leisten. Da muss leider jeder selbst einen Mittelweg finden.
    Eine Kollegin, die selbst das Examen abgelegt hat meinte mal zu mir „Das Examen ist eine Marathon und kein Sprint“. Damit hat sie vollkommen Recht finde ich.

  3. Hier ein paar Tipps, die mir sehr helfen in diesem Beruf mit der Zielsetzung Steuerberater und zeitgleich als Mutter von drei Kindern (8,10,12) nicht verrückt zu werden 🙂 finde dieses Thema ebenfalls sehr wichtig, da ich mir eine Überlastung privat und beruflich gar nicht erlauben kann:

    – Sieh dich selbst als Hochleistungssportler

    – Plane deine Ziele klar und deutlich und passe deine to dos täglich routiniert an

    – Musik: Ein toller Tipp eines Dozenten war sich eine Playlist zu erstellen mit ein paar Liedern, die einen top motivieren und sich diese Playlist dann vor jeder Belastungssituation (ich habe sie an jedem Lerntag morgens als erstes angemacht) anzuhören. Das hat bei mir so gut funktioniert, dass ich nun Sorge habe, dass irgendjemand an die Playlist kommt und mich dadurch fremdgesteuert in klausurbereiten Zustand befördert 🙂 dadurch lernt man sein Potential zu aktivieren. Spätestens beim dritten Song bin ich fit, egal wie müde ich vorher war. Natürlich habe ich diese auch an den drei Tagen im Oktober vorher gehört.

    – Selbsteinschätzung für zu bewältigende Aufgaben trainieren: wie lange brauche ich wohl für das und das? Kontrolle wie lange habe ich tatsächlich gebraucht? Wenn man das für jeden kleinen Scheiß macht, lernt man viel über die eigene Leistungskraft

    – sobald man merkt, dass man sich in negativen Gedanken verirrt: damit aufhören! und sich kurz positive Sätze laut selbst aussprechen. Man kommt sich blöd dabei vor, aber es hilft.

    – Pausen immer machen, sobald man merkt, dass es notwendig wird. Kurze 5 Minuten reichen, n bisschen Bewegung, Hampelmann, Seilchen springen oder so als Ausgleich zum Sitzen (auch während einer Klausur). Nicht immer zum Kaffee greifen und möglichst nie zum Zucker 🙂 playlist anschmeißen und weiter

    – gesunde Ernährung inkl. viel Wasser/Tee

    Mein Wochenplan für die Schriftliche war (während der Freistellung):
    Mo – Fr: 8 – 14 und 15 – 18 Uhr Lernen (da ist direkt eine 6 Std. Klausureinheit abgedeckt)
    Mo + Mi – So: 20 – 22/23 Uhr Lernen (in den letzten zwei Wochen vor der Prüfung auch Sa + So tagsüber)
    Di: abends frei

    Mein Wochenplan für die mündliche ist (keine Freistellung):
    Mo-Fr: 2 Std. FAQs und Kurzvorträge (manchmal morgens, manchmal abends je nach Tagesplan)
    Mo-Sa: diverse Tageszeitungen
    Sa + So: frei
    in den letzten zwei Wochen vor Prüfungstermin (sofern ich denn „darf“; Freistellung) dann wieder so wie vor der Schriftlichen

    Auf meine Ergebnisse warte ich in NRW zwar noch, aber vom Burnout bin ich dank meiner Regeln weit entfernt.

  4. Hallo zusammen,

    ich finde diesen Beitrag so so wichtig und man darf das Ganze wirklich nicht unterschätzen. Ich habe das Examen letztes Jahr geschrieben und bin Mama einer kleinen Tochter. Ich habe das Examen direkt an den Fachwirt dran gehängt und war quasi die letzten 2 Jahre irgendwo zwischen Schreibtisch, Klausuren und Kinderzimmer. Zeit für sich war da nicht drin. Am Klausurentag 1 habe ich in der ersten Stunde nicht schreiben können weil ich einen Kreislaufzusammenbruch hatte und nur auf meinem Tisch gelegen habe. Die anderen beiden Tage habe ich gekämpft bis zum umfallen und nach Tag 3 kam der Nervenzusammenbruch mit burn out.
    Ich konnte mir nicht vorstellen wie ich jemals eine mündliche Prüfung machen soll oder wieder arbeiten zu gehen.

    Ich kann mich @Nietsnie nur anschließen mit den Tipps. Hätte ich das mal vorher gewusst. Letzten Endes hat es alles geklappt aber die Zeit war hart.

    Und reden hilft tatsächlich sehr. Im Nachhinein gab es so viele Leidensgenossen denen es genauso erging. Diese Prüfung ist einfach ein Brett und der Druck unfassbar hoch. Man gibt alles, hängt sein Leben für Jahre an den Nagel und dann kommt im schlimmsten Fall der Brief mit „durchgefallen“ und man „muss“ es nochmal machen.

    Passt auf euch auf, redet und gönnt euch Pausen. Das müssen keine Tage sein aber lernen bis tief in die Nacht ist nicht die Lösung.

  5. Sehr wichtiges Thema Carlo!
    Berichte mal wie es läuft und was so für dich der richtige Weg ist.

  6. Ich kann mich hier nur anschließen, das ist eine so belastende Zeit!

    Ich habe mit dem Fachwirt angefangen und hatte kurz vor der schriftlichen Prüfung eine Magenschleimhautentzündung, Bindehautentzündung, Herpes und Schlafprobleme (normalerweise gehöre ich zu den Menschen die bei Kopfkissenkontakt sofort einschlafen).
    Dann kamen damals meine sehr guten schriftlichen Ergebnisse und ich dachte, jetzt wäre alles super da mir in der mündlichen nichts mehr passieren konnte.

    Darauf folgten dann auf einmal Panikattacken die ich überhaupt nicht nachvollziehen konnte, denn ich hatte die schlimme Zeit ja hinter mir und es geschafft.
    Nach Gesprächen mit Ärzten kam dann heraus, dass durch den pausenlosen Stress der zwei Jahre vorher (unzählige Überstunden, Lernstress etc) mein Körper durchgehend Adrenalin produziert hat und jetzt wo ich mich „entspannt“ habe mein Körper in ein Loch gefallen ist.
    Davon habe ich vorher noch nie gehört und fühlte mich sooo schlecht, weil ich Angst hatte mich mit Freunden/Familie drüber zu unterhalten und verurteilt zu werden.

    Als ich dann das Thema Steuerberater angegangen bin (1. Versuch) habe ich mir bewusst Zeit für mich genommen, bin abends spazieren gegangen und habe mich dann auch getraut mit engen Freunden und Familie drüber zu sprechen, was mir eine riesen Last von den Schultern genommen hat.
    In der Prüfungsphase selbst hatte ich zwar auch wieder eine Magenschleimhautentzündung, aber es hat mich nicht alles so sehr mitgenommen wie beim Fachwirt, obwohl diese Prüfung definitiv nochmal eine andere Hausnummer war.
    Dann kamen aber die schriftlichen Ergebnisse (4,6) und ich hatte wieder ein kleines Tief, habe aber bewusst wieder viele Gespräche mit meinen Engsten geführt und sehr viel Sport gemacht.

    Jetzt im Zweitversuch habe ich das Gefühl, es wirklich einigermaßen hinbekommen zu haben. Ich hatte *whoop whoop* keine Magenschleimhautentzündung, habe mich WIRKLICH gar nicht bei der Arbeit stressen lassen und habe die Arbeit, die ich nicht geschafft habe einfach liegen lassen und wie im Vorjahr knapp 450 Überstunden gemacht (meine Kollegen waren auch alle sehr überrascht wie entspannt ich dieses Jahr war)
    Ich habe in der akuten Lernphase jeden Mittag entweder einen Spaziergang gemacht oder war joggen, habe Tiktok etc deinstalliert, beim Handy einen Screen-Timer eingestellt um meine wenige Freizeit bewusster zu genießen (Bücher gelesen, Malen nach Zahlen, Mediationen zum einschlafen gehört)
    Als jetzt vor Weihnachten wieder das Ergebnis kam „knapp durchgefallen“ hat es mich nicht umgehauen. Ich war zwar super enttäuscht, insbesondere da ich keinen weiteren Versuch starten werde, aber ich bin aktuell wirklich ausgeglichen.
    Ich hoffe, dass dieses Gefühl anhalten wird und ich nicht wieder wie nach dem Fachwirt verspätet in ein Loch fallen werde.

    Mein Tipp also an alle: redet mit euren Liebsten über eure Ängste und macht das nicht mit euch allein aus!

  7. Hey Leute,

    krasse Geschichten, von denen ihr hier berichtet habt, aber das zeigt, dass dieses Problem ja dann doch die Leute in der Vorbereitungsphase betrifft. Das durfte ich kurz vor Weihnachten auch erfahren. Ich versuche in diesen Phasen, in denen nicht viel in den Kopf reingeht und man sehr leicht abschweift immer mehr Pausen in meinen Lernplan einzubauen und dann mehr Sport zu treiben. Ich denke alles, was mit frischer Luft zu tun hat, ist dahingehend ein guter Ausgleich… Wenn man mal ehrlich ist, hockt man jetzt noch mehr in der Bude als vorher schon. Auch gesunde Ernährung, möglichst wenig Bildschirmzeiten außerhalb der Arbeit und des Lernens sind vermutlich auch förderlich. Mein Endgegner ist da immer das Handy… lol… Naja vielleicht muss ich mir da auch mal Bildschirmzeit einstellen.

    Die Vergleiche mit Marathon, Hochleistungssportler etc. sind da schon nicht abwegig. Es ist unter Umständen eine sehr lange Zeit, die es möglichst ohne Abnutzungserscheinungen gilt zu meistern.

    Wenn man das Bewusstsein darüber hat, dass der Körper auch Zeiten braucht, in denen Pausen wieder verstärkt in den Tagesablauf eingebaut werden müssen ist man schon auf einen guten Weg, auch wenn man dann vielleicht nicht so viele Pausen im Endeffekt macht, wie man sich das vielleicht vorgenommen hat (ist bei mir auch so). Sobald der Körper streikt, würde ich in jedem Fall ein wenig kürzer treten.

  8. Hey,

    ich bereite mich auch für die Prüfung 2023 vor. Es ist hart, es ist wirklich hart.

    Ich bin auch jemand, der immer überambitioniert ist. Die Diagnose Burnout hatte ich schon vor einem halben Jahr. Zusätzlich zur 40-50h Woche und zur Vorbereitung also auch noch Therapie…

    Aber die Therapie hilft, sie bringt mir bei, mich selbst zu verstehen. Ich hab dadurch gelernt, zu erkennen, wann ich eine Pause brauche. Und dann habe ich auch kein schlechtes Gewissen, wenn es mal ein Sofa-Wochenende ist. In dem Moment ist mir bewusst, dass Lernen nur dazu geführt hätte, dass es mir noch schlechter geht und sowieso nichts hängen geblieben wäre.

    Jetzt habe ich mir bis zur Prüfung einen Wochenendplan gemacht, für welchen Prüfungstag jeweils gelernt wird. Das macht mir schon wieder ganz schön Angst, wenn man feststellt, dass bis Oktober kein Wochenende frei sein wird.

    Das einzige was mich motiviert: Danach ist es geschafft. Hoffentlich…

  9. @Celine

    Ohje, das hört sich gar nicht gut an. Ich hoffe du kommst gut durch die Vorbereitungszeit. Ja mein Problem ist auch ein wenig nicht zu wissen, wann eine Pause gut tun würde. Man hat immer ein schlechtes Gewissen, wenn man mal nichts macht. Diesen Gedanken sollte man öfter beiseite schieben, weils ja eh nichts besser macht…

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