Lotto spielen

Es ist geschafft. Jetzt heißt es durchatmen. Das erste freie Wochenende… wirklich frei-ohne denken zu müssen „ich müsste… ich könnte… ich sollte noch“!

Nein! Ich muss jetzt erstmal gar nichts mehr, außer für meine Kinder da sein.

Ich möchte auf den Inhalt der Tage gar nicht viel eingehen. Ich bin inzwischen ein alter Hase… ich weiß die beste Medizin gegen den „Liebeskummer und die Flashbacks“ nach einer solchen Prüfung ist: sich nicht darin zu suhlen was da für Themen dran kamen. Es passiert auch so oft genug das man sich an den Kopf fast und denkt „shit das hätte ich anders machen müssen“

Ich hoff je weniger man drüber spricht, desto schneller geht genau das vorbei. Jetzt kann man eh nichts mehr ändern. Die Würfel sind gefallen.

Nach Tag 1 wurden lieb gemeinte Stimmen laut „wenn du unsicher bist dann zieh lieber zurück. Du wirst es bereuen. Vllt kommt später eine bessere Gelegenheit und du kannst dich ruhiger vorbereiten.“

Das waren wirklich gut gemeinte Ratschläge und sie kamen nicht gerade von wenigen Personen. Ich bewundere jeden der diese Entscheidung treffen kann. Ich könnte es nicht. Für mich heißt es alles oder nichts… denn

a) würde ich immer denken, vllt hätte es gereicht und du quälst dich unnötig weiter

b) könnte ich dann nicht aufhören es nochmal zu probieren

c) ist mir an Tag 1 noch bewusster geworden, dass man noch so gut vorbereitet sein kann. Ich hab das Maximum für mich rausgeholt…, es ist leider wie Lotto spielen. Wenn da jemand Bock drauf hat einen dumm aus der Wäsche gucken zu lassen… dann macht er es. Und das hat nichts damit zu tun, dass man nicht gut genug ist.

und… genau das will ich nicht mehr. Beim Steuerberater Examen wird mir der Lottoschein dann einfach zu teuer (Geld, Zeit, Lebensfreude und Gesundheit).

Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, ich hätte ruhig vor Tag 3 geschlafen. Natürlich habe ich versucht taktisch abzuwägen und die Punkte von Tag 2 zu schätzen….aber letztlich bin ich sicher in Tag 3 gegangen. Die Entscheidung war getroffen. Es wird kein Rückzieher gemacht. Es wird das Ende geschrieben.

Ich bin unglaublich Stolz auf mich. Ich hab das Spiel jetzt drei Jahre hintereinander gespielt. Ich habe immer Vollgas gegeben, war immer motiviert und habe durchgezogen, auch wenn ich lieber andere Dinge gemacht hätte.
Ich hab mir nichts vorzuwerfen. Im Gegenteil, manchmal hab ich mich selbst bei dem Gedanken ertappt „Man bist du krass, dein Leben könnte so viel einfacher sein.“

Ich wünsche allen die noch sehr unter dem Gedankenkarussell leiden, dass sie schnell wieder zur inneren Ruhe finden können.
Ich mache jetzt 2 Wochen Lernpause. Dann werde ich mit Wirtschaftsrecht starten, da dass auch das nächste Modul sein wird, was ich für den WP schreiben möchte. So praktisch, dass ich es ggf. auch für die Mündliche vom Steuerberater gebrauchen könnte.

Seid Stolz auf Euch und ärgert euch nicht, solltet ihr unzufrieden sein.

bis bald

Sarah


9 Gedanken zu „Lotto spielen

  1. Tiefsten Respekt, Sarah! Genau so und nicht anders. Das wirst du schon gerockt haben.

  2. @ Sandra Knoll, Examino und drei Klausuren von Endriss.

    Danke cttax90 und Fred 😃

  3. Ich empfehle den Teilnehmern in Berlin
    zur Vorbereitung auf die Mündliche, den Schäfer Pöschel Verlag / 115 Kurzvorträge.
    PK3 mochte dieses Buch zu meiner Zeit auch sehr.

  4. Hallo Sarah,

    erstmal meinen Respekt dafür, das Ganze drei Mal in Folge durchgezogen zu haben. Ich drücke die Daumen, dass es diesmal klappt!

    Zu deinem Blogeintrag folgende Gedanken:
    Ich sehe, woher deine Anspielung „Lotto spielen“ kommt.
    Mich stört jedoch diese „Verklärung“ die in Bezug auf das Steuerberaterexamen stattfindet. Das richtet sich nicht explizit an Dich Sarah, sondern man kann es an vielen Stellen beobachten, sei es Lehrgangsanbieter oder auch ehemalige Prüflinge.

    Ja, es ist eine harte Zeit. Ja, der Faktor Glück spielt sicher eine Rolle, überspitzt kann man es auch „Lotto spielen“ nennen.

    Und dennoch, es vermittelt meines Erachtens vielen (potenziellen) Kandidaten ein unzutreffendes Bild. Ich kann nur jedem Kandidaten raten: lasst euch von diesen Aussagen nicht vorab entmutigen. Lasst euch nicht verrückt machen von Durchfallquoten, „Superdozenten“, die einem angeblich voraussagen, was drankommt, mit Analysen, „das war schon x Jahre nicht mehr dran, das muss jetzt wieder mal kommen“, etc.

    Meldet euch bei einem Anbieter zur theoretischen Wissensvermittlung (und (Fern)Klausurenkurs) an und zieht das durch; macht einen Kurs Probeexamen bei einem anderen Anbieter.

    Ihr seid dann gut vorbereitet. Ziel im Examen – auch ich musste das erstmal begreifen – ist nicht, die Musterlösung zu verfassen, sondern bei 40%, besser 50% zu landen.

    Das ist machbar.

  5. Da gebe ich dir vollkommen Recht. Zumal beim STB-Lotto eine 50%-Jackpotchance gegeben ist.
    Es wird IMMER Überraschungen geben, es wird IMMER natürlich das schwerste Examen sein.

    Aber am Ende werden IMMER ca. 50% durchkommen. Und das ist, was zählt.

  6. Sehe ich ähnlich – unsere Dozenten meinten immer 1/3 Können, 1/3 Tagesform und 1/3 Glück. Das trifft es find ich ganz gut. Fundament ist natürlich eine gute Vorbereitung, aber am Ende kommt es auch ein bisschen darauf an, dass einige Themen kommen, die einem liegen oder man bei Exoten Themen spontan den richtigen Ansatz im Gesetz, RL, BMF-Schreiben findet.

    Respekt für deine Leistung, Sarah, und ich drück euch allen die Daumen, dass es für die Mündliche gereicht hat!

  7. Die Aussage „1/3 Können, 1/3 Tagesform und 1/3 Glück“ hält sich ja tatsächlich hartnäckig und wird immer wieder erzählt.
    Meines Erachtens entspricht das in keinster Weise den tatsächlichen Verhältnissen und vermittelt neuen Prüfungskandidaten ein völlig falsches Bild.
    Ja, man kann mit den Schwierigkeit der Klausur Glück oder Pech haben (mal kommen 60%, mal 50% durch) und ja, es können Themen dran kommen, die man besser kann oder schlechter.
    ABER: Wer die grundsätzliche Systematik der einzelnen Steuergebiete verstanden hat, wer verinnerlicht hat, wie Klausuren zu lösen sind, und wer viel gelernt hat und so alle Standardthemen abdecken kann, für den trifft diese Aussage nicht zu. Auch wenn Exotenthemen dran kommen, die man nicht kann (kein Glück) und wenn man an dem Tag bei einer Aufgabe in die falsche Richtung denkt (schlechte Tagesform) bestehen diese Leute trotzdem in den meisten Fällen. Dafür hat jeder Klausur noch genug Fußgängerpunkte und Punkte für das Lösen normaler Sachverhalte.

    Dir, Sarah, drücke ich die Daumen, dass es diesmal geklappt hat! Die Kombi WR für den WP und gleichzeitig Vorbereitung auf die mündliche Prüfung StB passt ja inhaltich ganz gut 🙂

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