Leichtathletik im Steuerrecht

Fragt man Wikipedia, bekommt man dies:

„Die Leichtathletik (frühere Bezeichnung auch Volksturnen) hat die seit Urzeiten natürlichen und grundlegenden menschlichen Bewegungsabläufe des Laufens, Springens und Werfens in feste Bahnen des Sports gelenkt und durch ein umfangreiches Regelwerk die individuelle Leistung exakt vergleichbar und messbar gemacht.“

Ich sehe hier eindeutig Parallelen zur Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung: Die Vorbereitung an sich ist schon ein Marathon – hier ist Ausdauer und Disziplin gefragt, die Kräfte müssen vernünftig eingeteilt werden. Im Endspurt müssen alle Kräfte nochmals mobilisiert werden und dann läuft – äh schreibt man um sein Leben. Die Tücken des Steuerrechts bilden unseren persönlichen Hindernislauf, der nur mit guter Vorbereitung zu meistern ist.  Wenn die ersten korrigierten Klausuren eintrudeln, meint man, man hätte einen Weltrekord aufgestellt (zumindest, was die rote Farbe angeht, ja auch hier ist die individuelle Leistung exakt vergleich- und messbar), da ist man von einem Hochsprung weit entfernt und wenn man dann verzweifelt die Musterlösung studiert, übt man sich im Dreisprung oder auch Sprung im Dreieck genannt. Ab und an tobt man sich auch im Weitwurf der roten Backsteine aus und fühlt sich danach bedeutend besser. Der Spagat zwischen Berufsleben, Privatleben (was war das noch gleich?) und der Vorbereitung ist ein Hochleistungssport. Auch wenn bis zu unserem persönlichen Mehrkampf im Oktober noch exakt 207 Tage Vorbereitungszeit bleiben, man macht sich auch mal seine Gedanken zum Thema Doping (in meinem Fall eindeutig: Schokolade). Was darf man – was darf man nicht?

Zurück zum Ernst der Dinge: Ja, was darf man denn eigentlich bei der Prüfung? Ich hatte ja schon erwähnt, dass meine Vorbereitung im Frühjahr 2015 begonnen hat. Da war ja noch alles „ganz weit weg“ und ich konnte mir viele (nicht immer sinnvolle 😉 ) Gedanken um das „Drumrum“ machen: Lasse ich die Backsteine in den Originalordnern und sortiere ich sie in breitere Ordner um? Benutze ich Griffregister und wenn ja, welche? Was ist hier erlaubt? Nur §§ oder auch Stichwörter? Dank meiner Weiterbildung zum Steuerfachwirt wusste ich glücklicherweise schon, dass ich im Gesetz nichts kommentieren darf (anders als zum Beispiel beim Bilanzbuchhalter) – eine meiner Kurskolleginnen hat es hier böse erwischt, noch rechtzeitig vor der Prüfung, aber es kommt nun viel Mehrarbeit auf sie zu… Mache ich die Register gleich rein und klebe bei jeder Ergänzungslieferung neu oder warte ich ab oder benutze gar separate Folien dafür? Markiere ich von Anfang an oder warte ich ab, bis ich die Basics kann und die Highlights erkenne? Mit welchem Farbsystem komme ich am besten klar oder was verwirrt mich nur? Wie bekomme ich meine Unterlagen samstags von A nach B bzw. wie groß muss mein Trolly denn nun sein? Mit welcher Art Stift kann ich wirklich eine 6-Stunden-Klausur durchschreiben, ohne am nächsten Tag Schmerzen zu haben? Welcher Taschenrechner ist zugelassen? Oder rein organisatorisch: Was brauche ich alles für die Prüfungsanmeldung und zählt wirklich jeder meiner Beschäftigungsmonate? Wie ist der Ablauf der schriftlichen/mündlichen Prüfung? Wann und wo findet diese statt bzw. brauche ich zwingend ein Hotel? Fragen über Fragen. Auch habe ich aufmerksam die Berichte der Vorgänger verfolgt. Mich persönlich beruhigt das sehr, wenn ich schon eine Vorstellung davon habe, was mich denn eigentlich erwartet und ich kann mich dann leichter auf das Wesentliche konzentrieren.

In diesem Sinne: auf zum Training!

Startschuss…

…zumindest, was diesen Blog angeht und damit ein „Hallo“ an alle 🙂

Tatsächlich bin auch ich schon mittendrin in der Vorbereitung, seit April letzten Jahres besuche ich samstags einen Kurs von Examina in Nürnberg. Ich hatte bei der Vorbereitung zum Steuerfachwirt schon einen Samstags-Präsenzkurs und habe dabei festgestellt, dass ich viel besser lerne, wenn ich den Stoff schon einmal gehört habe. Was ich allerdings völlig unterschätzt habe: die Strecke. Jedesmal fast 120 km einfach sind schon machbar, samstags und sonntags sogar recht flott, aber einzelne Tage sind auch unter der Woche und da kommt zum Berufsverkehr noch die Parkplatznot durch den laufenden Uni-Betrieb und das ist wirklich anstrengend! Aber das nehmen viele meiner Kurskollegen auf sich, viele Grüße an dieser Stelle, falls der ein oder andere mitliest.

Zusätzlich läuft seit Ende letzten Jahres ein Klausuren-Präsenzkurs, insgesamt 24 Stück an der Zahl verteilt bis September und seit März nun auch Fernklausuren von Knoll (27 Stück), damit mir sonntags nicht langweilig wird. Uns wurde eingetrichtert, unter 50 Klausuren brauchen wir erst gar nicht zur Prüfung antreten, aber wenn mein Zeitplan aufgeht, schaffe ich das auch.

Seit Anfang des Jahres habe ich alles außer meiner Arbeit in der Steuerkanlzei und der Prüfungsvorbereitung gestoppt und bei Familie, Freunden und Bekannten (wieder) um Verständnis gebettelt. Aber das ist sinnlos. Meine „außersteuerlichen“ Freunde können den Stress und auch die Anforderungen, die diese Prüfung mit sich bringt, nicht annähernd nachvollziehen. „Du weißt doch immer alles, du schaffst das schon“ kann ich nicht mehr hören… Ich hoffe inständig, dass sich all die Mühen am Ende lohnen! Ich finde auch, jeder, der das voll durchzieht, sollte zumindest einen Trostpreis bekommen, egal welche Noten am Ende auf dem Papier stehen 😉