Hallo liebe Leser,
die versprochene Fortsetzung folgt: „Wochenenden bei der Akademie“:
waren für mich der absolute Horror und damit meine ich nicht die Klausuren, die wir samstags 6 Std. geschrieben und anschließend nach der Mittagspause besprochen haben, sondern die Sonntage.
Nach der Klausurbesprechung samstags war es meistens bereits 18:00 Uhr. Aber es war unser freier Abend, den ich meistens damit verbracht habe, meine Unterkunft für die nächste Woche zu sortieren (Wäsche zusammenpacken etc.) Anschließend habe ich mir meistens noch kurz einen Blick in das Fernsehprogramm des Abends gegönnt. Mit z.B. „Frag doch mal die Maus“ ging es zwar wiederum um die Aneignung von Wissen, aber es gelang mir wenigstens kurz eine Ablenkung.
Sonntags war laut unserem Programm die Nachbereitung der Klausur und die Vorbereitung des Stoffs für die kommende Woche vorgesehen, bevor um 19 Uhr der Unterricht weiterging. Diese Sonntage waren für mich die schlimmsten überhaupt. Der Sonntag ist für mich der siebte Tag der Woche, an dem es eigentlich zu ruhen gilt. Dies habe ich in meinem bisherigen Leben auch immer gut eingehalten. Wenn etwas getan werden musste, dann höchsten am Vormittag. Der Nachmittag galt bisher der Besinnung und der Familie. Hier war das jedoch Fehlanzeige, denn es galt den Stoff vorzubereiten. Das war für mich schon einmal sehr ungewohnt, aber nicht das Schlimmste.
Das Schlimmst war für mich, den Sonntag alleine zu verbringen. Zuhause beginnen wir (ich und mein Ehemann) die Sonntage immer gemeinsam. Es ist unser Tag. Der Tag an dem wir uns füreinander Zeit nehmen.
Meine Sonntage in Rotensol begannen mit einem einsamen Frühstück in meiner Unterkunft. Zum Mittagessen habe ich die anderen, die auch im Schönblick Mittag essen, gesehen. Danach war ich wieder alleine. Das war für mich grausam, denn ich war noch nie alleine. Ich bin direkt aus der elterlichen Wohnung mit meinem jetzigen Mann zusammengezogen. Ich bin es immer gewohnt, dass Menschen um mich herum sind. Zuhause waren es meine Geschwister, nun ist es mein Mann. Aber hier war ich nur alleine mit dem Druck, dem ich mich selbst unterstellt habe. Ich habe in dieser Zeit so viele Tränen vergossen, wie in meinem ganzen Leben noch nicht. Auch die Ablenkung mit einem Besuch in der Therme in Bad Herrenalb und ein sonntäglicher Dauerspaziergang, der nur zu tierischem Muskelkater am Montag geführt hat, haben nicht geholfen. Am Vormittag habe ich häufig den Gottesdienst der örtlichen Kirchengemeinde besucht. Ich bin sehr herzlich aufgenommen worden. Das hat mir sehr gut getan und dafür bin ich sehr sehr dankbar.
Am vorletzten Wochenende habe ich mir nur gewünscht, dass mein Mann mich besucht. Ich wollte ihn eigentlich nicht fragen, denn er ist Samstag über 6 Stunden unterwegs, ist dann Samstag Abend erst da und fährt dann Sonntag Abend wieder zurück, um dann gegen Mitternacht zuhause zu sein und das nur um ein paar Stunden mit mir zu verbringen, die ihr Pensum (Klausurnachbearbeitung und Vorauslesen) ja trotzdem zu schaffen hatte. Aber er hat es getan und ich bin ihm sehr dankbar dafür. Ich habe ihn am Samstag nicht mehr losgelassen und hätte am Sonntag am liebsten seine Fahrkarte zerrissen und ihn in meiner Unterkunft festgekettet, aber er musste ja am Montag wieder zur Arbeit! So musste ich ihn dann notgedrungen doch wieder zum Bus bringen 🙁 .
Nun heißt es Endspurt (Fortsetzung folgt…)
Sabine