Ich kann es noch immer nicht so richtig glauben – aber tatsächlich: die schriftliche Prüfung ist überstanden und geschrieben; das Ergebnis bleibt abzuwarten.
Wie war es? Schwer zu sagen.
Fangen wir mal bei den äußeren Umständen an. Mit dem Finanzamt in Düsseldorf habe ich glaube ich einen Glücksgriff getan. Der Prüfungsort befand sich in der 7. Etage und im Sitzungssaal waren wir mit zwischen 30 und 35 Prüflingen (die genaue Zahl habe ich vergessen, ich glaube es waren 33 anwesend und 34 geladen). Die Tische waren mehr als riesig, jeder hatte mehr als genügend Platz. Wir mussten uns nicht mit zu wenig Licht oder zu kalt eingestellter Klimaanlage herumplagen, wie ich es von anderen Orten hörte. Und die Aufsicht gab sich jede Mühe uns ein wenig von der Nervosität zu nehmen. Das war schon fast ein bisschen zu viel, mit den Worten „Willkommen zum Boarding zur 3-tägigen Exkurs „Steuerberaterkammer.“ begrüßt zu werden. ^^ Aber der gute Wille zählt.
Was mich im Nachhinein ein wenig irritiert sind die Unterschiede in der Prüfungsdurchführung. Manche durften vor Beginn der Prüfung bereits das Papier stempeln, was bei uns nicht gestattet war. Aber diese zwei Minuten werden nicht über Bestehen oder Nicht-Bestehen entscheiden, von daher: seis drum. Wurden bei euch eigentlich die Gesetze kontrolliert? Von vier Orten in Düsseldorf habe ich nur von einem gehört, an dem Kontrollen erfolgten. Bei uns jedenfalls nicht. Dafür gab es DI morgen vor Beginn die kryptische Frage ob jemand etwas in sein Gesetz notiert hätte, was nicht gestattet sei und als sich niemand meldete meinte der Aufsichtsführende: „Gut, das erspart mir lästigen Papierkram.“ ??? Oder die Belehrung mit dem Hinweis den Lösungsblock nach Möglichkeit nicht auseinander zu trennen, wo uns die Dozenten doch darauf trainiert haben möglicherweise mit Einzelblättern zu arbeiten. Von daher konnte ich auch nicht auf Einzelblätter verzichten, die ich hinterher wieder irgendwo zwischengelegt habe.
Die Prüfung selber: ich kann mich Michael nur anschließen, ich verweigere mich jeglichen Foren und möchte hier keine Lösungen diskutieren. Das darf gerne in den Foren weitergeschehen. Da wir die offizielle Lösung und Bepunktung nicht kennen, hilft das mE ohnehin nichts. Objektiv gesehen fand ich es nicht extrem schwer, vor allem kam kein außerordentlich komischer Exot dran. Das speziellste war in meinen Augen KSt.
Montag nachmittag war ich dermaßen überfordert damit, eine Entscheidung zu treffen, mit welcher Bahn ich jetzt wie zum Finanzamt fahre, dass ich kurzerhand entschieden habe, einfach ein Taxi zu nehmen. Natürlich war dann am Dienstag morgen am Taxistand direkt um die Straßenecke ausgerechnet gar kein Taxi da, wo dort doch sonst IMMER mindestens drei Taxis stehen morgens um die Zeit. Aber ich hatte ja genug Zeit eingeplant für irgendwelche Eventualitäten, sodass ich eben wieder nach Hause gegangen bin und mir eins gerufen habe (weil ich mein Handy nicht dabei hatte).
Dienstag war irre viel, natürlich. Ich habe mit ErbSt begonnen (wie immer), kam aber nicht richtig rein und habe ein wenig zu lange gebraucht. Überrascht war ich, dass Sohn Hans und nicht Witwe Carola erbte, aber ansonsten blieb der Verfasser sich ja doch recht treu. Aber ich habe mir eine Viertelstunde länger zugestanden und in 2:15 war ich dann auch durch. USt war auch viel. Hier bin ich das erste Mal ins Schleudern geraten und hatte den ersten leichten Anflug von Panik. Nach einigem hin und her ob ich vielleicht doch von meiner Lieblingsreihenfolge abweiche und erst AO mache, habe ich dann aber USt beendet und auch ein wenig länger gebraucht. Da waren ein paar Sachen drin, die ich schlicht nicht mag. ;( Ich bin sehr gespannt, was dabei herauskommt und hoffe, der DI reicht. AO brachte dann die positive Überraschung: zwei kleine Sachverhalte (obwohl ich das erst gar nicht richtig gecheckt habe).
Mittwoch dann die Überraschung in KSt. Mir ging es auch so wie manchem, weil ich eigentlich wirklich immer mit KSt anfange, aber diesen Mittwoch, hab ich das lieber erstmal weggelegt und ESt gemacht. 5 kleine Sachverhalte. Noch eine Überraschung. Wieder hab ichs nicht sofort kapiert, da ich üblicherweise die Aufgabenstellung immer durch Blättern von hinten suche ;D
Die Umwandlung war doch nicht der 99%-Fall unseres Dozenten (KapG auf PersG verschmolzen, er meinte, das sei sehr wahrscheinlich und ich hätte nichts dagegen gehabt), sondern die Einbringung eines EU in eine KapG. Aber die Paukerei hat sich gelohnt, ich bin ganz gut zurecht gekommen. Kein Vergleich zu den ersten beiden Übungsklausuren, die mich heftig ins Schleudern gebracht hatten vor erst wenigen Wochen. Aber die allgemeine Aufgabenstellung „Beurteilen Sie…“ macht es schwieriger, weil immer die Frage ist (ähnlich AO): wie weit muss ich jetzt ausholen?
Und dann ein kleiner § 4 (3)-Rechner. Wie gut, dass ich das nicht überlesen habe in der Aufregung. Ob es dann bei Anwendung und Umsetzung gereicht hat, wird man ebenfalls sehen. Das DBA UK fand ich jetzt auch nicht so richtig dankbar, insbesondere bei der Methode hab ich mich totgesucht und kapituliert.
KSt war dann bei der Bearbeitung gar nicht mehr sooo schlimm, wie es im ersten Schock über die brasilianische KapG wirkte. Aber es hat mir dennoch (mangels Zeit) einige Entscheidungen abverlangt, die ich aus dem Bauch treffen musste, weil ich keine Zeit zu eingehender Suche in den roten Klötzen hatte. Von daher könnte ich ziemlich daneben liegen. Wie gut dass die Vergangenheit zeigt, dass es trotzdem reichen kann. Evtl.
Zuletzt dann der Donnerstag. Den ganzen Tag habe ich mich eigentlich innerlich schon darauf gefreut, mittags den Piccolo in meinem Kühlschrank zu köpfen ;D Die drei Teile ließen sich ganz gut bearbeiten, fand ich und auch das Zeitproblem war auf einmal kein so richtiges Problem mehr.
Insgesamt kann ich sagen, dass ich mit heftigeren Details gerechnet habe und sagen kann, alles bearbeitet zu haben. Natürlich war die Zeit vor allem DI nicht ausreichend um alles so intensiv bearbeiten zu können, wie es nötig gewesen wäre. Und auch MI ging es mir noch ein bisschen so, aber es war nicht so heftig wie MI. Heißt für mich, dass ich an einigen halt wie in KSt Entscheidungen treffen musste, ohne nachzulesen, obwohl mir klar war, dass ich etwas dazu gefunden hätte. So ging es mir in USt vor allem an zwei/drei Stellen.
Die Klausuren im Klausurenkurs waren viel heftiger, was den Inhalt anging. In den vier Wochen bin ich mit soooo vielen Exoten konfrontiert worden (so kam es mir vor), dass es fast ein bisschen schade war, dass es kein materielles Korrespondenzprinzip anzuwenden gab ^^ doch auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich mich ein zweites Mal für diesen Klausurenkurs entscheiden würde, gibt es auch den positiven Effekt, dass ich an zwei Stellen bewusst etwas aus den Klausuren reproduzieren konnte, was mich an der Stelle gerettet hat. Sonst hätte ich es definitiv anders gelöst. Also immerhin da aus den Fehlern der Übungsklausuren gelernt.
Ja, und jetzt geht der Alltag wieder los, ab Montag geht es wieder ins Büro. Und das lange, lange Warten beginnt. Der große Nachteil hier in NRW, wir warten bis 22. Januar.
Das Wochenende genieße ich das Nichts-Tun noch in vollen Zügen und fange mal an, zu sondieren, was man denn nächstes Jahr für Urlaub machen könnte 😉 Und Montag hat der Alltag mich dann wieder. Lange, lange ists her… 😉