Das Wiedersehen oder “Ein ganz normaler Samstag”

Wie in meinem letzten Blog angekündigt, berichte ich heute von dem Wiedersehen mit den Teilnehmern, die ich bei den Kursen zur Vorbereitung auf den schriftlichen Teil der Prüfung kennengelernt habe und die nun wie ich wieder jede Woche „die Schulbank drücken“, um bestens vorbereitet ins Mündliche gehen zu können.

Samstag morgen, 6:15 Uhr – ein schriller Piepton reißt mich aus dem Schlaf… Es dauert etwas, bis ich begreife, dass heute der bereits lang ersehnte 😉 Tag gekommen ist, an dem ich mich wieder den Untiefen des Steuer-, Zivil -und Handelsrechts in Form von geballter Wissensvermittlung hingeben kann. Schnell alle Gedanken wie „Muss das wirklich sein?“ „Warum tut man sich das an?“ und „Ich will schlafen!“ beiseite und raus aus den Federn!

Samstag morgen, 8:15 Uhr – das „Hallo“ ist groß… Wie ist es bei dir gelaufen? Bist du mit allem fertig geworden? Hast du bei der Bilanz-Klausur die 2. Aufgabe verstanden? Was hast du schon gelernt? Die Meinungen sind unterschiedlich. Viele haben ihre Gesetze heute zum ersten Mal nach der Prüfung wieder in der Hand. Andere dagegen haben sich nur eine kurze Verschnaufpause gegönnt und sind schon wieder mitten in den Vorbereitungen.
Genauso verschieden sind die Prüfungen gelaufen. Niemand ist sich sicher, ob die erbrachten Leistungen genügt haben. Aber natürlich glaubt auch noch niemand daran, dass es bei ihm nicht für die Zulassung zur mündlichen Prüfung gereicht haben könnte. „Kämpfen, kämpfen, immer weiter kämpfen…“ ist der beherrschende Slogan.

Samstag morgen, 9:00 Uhr – die ersten Skripte werden ausgeteilt. Heute steht Zivilrecht auf dem Programm. Die Dozentin hat die häufigsten Themen aus den mündlichen Prüfungen der letzten Jahre zusammengestellt. Es folgt ein Rundumschlag, begonnen beim ersten Buch des BGB über das Handels- und Gesellschaftsrecht bis hin zum Recht der Europäischen Union. Die Fülle an Fragemöglichkeiten, die einem Prüfer zur Verfügung steht, ist wirklich unendlich.

Samstag nachmittag, 16 Uhr – es ist geschafft. Unterlagen zusammenpacken und ab nach Hause.

Ein ganz normaler Samstag im Leben von Steuerberater-Anwärter(inne)n geht zu Ende. Der Lern-Alltag hat uns endgültig wieder – welch ein Glück!

Mein persönliches Fazit dieses Tages: Es ist unmöglich, alles (bis ins Detail) zu wissen. Man muss nur vor der Prüfungskommission den Anschein erwecken, dass es doch so ist. Und außerdem benötigt man – wie so oft im Leben – eine große Portion Glück!

Mit diesem Gedanken beende ich meinen heutigen Blog – bis zum nächsten Mal!

Status 14.11.2007

Kalligraphie oder warum nicht auch nachts? 

Obwohl ich, nachdem die schriftlichen Prüfungen gelaufen waren, relativ ruhig war, wie schon mal gesagt: Man hat sein bestes gegeben, nun wird es sich zeigen…, beschäftige ich mich zunehmend nachts mit der Frage:

„Was ist, wenn Du eigentlich gut warst, die Korrektoren aber Deine Schrift nicht lesen können???“

Natürlich habe ich an den drei Tagen die Ermahnung der Aufsichtsperson gehört, die besagte, man solle deutlich schreiben, weil das den Korrektoren bessere Laune mache.

Dennoch nützt es nichts, dieses einem Grobmotoriker, wie mir, zu sagen, zumal dann nicht, wenn dieser dreimal sechs Stunden lang unter Zeitdruck mit zunehmenden Ermüdungsschmerzen im Handgelenk X Seiten vollzuschreiben hat.

Nun ja, beim Studium haben die Professoren meine Schrift ja auch lesen können und verwöhnt hinsichtlich der Handschrift sind die jetzigen Korrektoren sicher auch nicht… aber, wer weiß???

Falls dieser Blog also von einem Korrektor aus Schleswig-Holstein gelesen wird:Der Prüfling mit der schlimmsten Handschrift in Schleswig-Holstein hat drei sehr gute Arbeiten abgeliefert, auch wenn Sie das mangels Kalligraphie-Fähigkeit des Prüflings nicht erkennen können!!! 

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Darüber hinaus bin ich im Moment urlaubsreif, wie selten zuvor.

Immer mehr wird einem bewußt, daß die Vorbereitung zur mündlichen Prüfung umfangreicher ist, als die zur schriftlichen.

Das bisher Gelernte nicht zu vergessen, das aktuelle Steuerrecht draufzubekommen, BWL (hatte ich mal studiert, dennoch viel wieder vergessen!!!), VWL, Insolvenzrecht, Berufsrecht, BGB, etc. Dann möglichst noch die nwb-Hefte und die FAZ regelmäßig durcharbeiten.

Manchmal frage ich mich, wie das zu schaffen ist, ohne daß man dunkle Ringe unter den Augen bekommt, weil man bei dem Pensum keinen Schlaf mehr bekommt, ohne zu stinken, weil man nicht weiß, wann man sich mal duschen kann und ohne zu verhungern, weil man nicht weiß, wann man noch essen soll (gut, das mit dem verhungern geht bei mir nicht so schnell; Übergewicht hat doch einige Vorteile!!!)

Ich melde mich mit einem aktuellen Status bald wieder.

Markus

Blick in den Kalender…

Zunächst einmal „Hallo“ an alle Mit-Blogger und die interessierte Außenwelt!

Ein Blick in den Kalender hat mich letzte Woche (mal wieder) ein wenig erschrecken lassen: Noch 7 Wochen bis Weihnachten – und damit unweigerlich nur noch etwa 7 Wochen bis zur Bekanntgabe der Prüfungsergebnisse! Noch schön Heilig Abend feiern – und zittern bis zum 27.12.07: An diesem Tag sollen in Bayern die Ergebnisse der schriftlichen Prüfung online veröffentlicht werden.

Ich denke, dass es diesmal andere Feiertage werden als in den vergangenen Jahren: Einerseits Freude und Stolz über und auf das, was man bereits hinter sich gebracht hat. Andererseits aber Spannung und Zweifel – hat das, was ich damals im Oktober aufs Papier gebracht habe, wirklich gereicht, um zur „Mündlichen“ eingeladen zu werden?

Mein momentaner Gefühlszustand ist schwer zu beschreiben. Im Alltagstrubel vergisst man schnell alles herum und damit auch die Berater-Prüfung, aber spätestens beim Anblick des häuslichen Schreibtisches ist alles wieder präsent. Schließlich liegen dort aktuelle Zeitschriften, die man unbedingt noch durcharbeiten muss und auch bei den Emails blinken täglich „Neuerungen aus dem Steuerrecht“, „… der BFH hat aktuell entschieden…“. Mein Kopf kommt kaum zur Ruhe, denn ich habe ständig das Gefühl, etwas wichtiges zu übersehen oder zu verpassen. Und wenn man dann doch mal „alle Fünfe gerade sein lässt“ und sich einen Abend lang nicht der Steuermaterie widmet, regt sich spätestens am nächsten Tag das schlechte Gewissen.

Am kommenden Samstag beginnt mein Vorbereitungskurs auf die „Mündliche“. Ich bin gespannt auf die anderen Teilnehmer und deren Reaktionen und Erlebnisse zur schriftlichen Prüfung.

Ich werde euch auf jeden Fall davon erzählen.

§ 1 [Tag 33 nach der Prüfung – Einführung]

Mainz-Finthen, Am Obstmarkt 24, Bürgerhaus. Diese Anschrift hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Bisher hatte ich mit Mainz nur den FSV, den Dom oder Karneval verbunden. Ach ja, da war doch noch diese Klassenfahrt in der 7. oder 8. Klasse 🙂 Aber seit 5 Wochen ist es mehr…

Rückblick: Donnerstag, 11. Oktober 2007. Es ist kurz nach 15 Uhr und das Werk ist vollendet. Die Klausuren sind eingesammelt. Es folgt das übliche Prozedere der letzten beiden Tage: „ Bitte bleiben Sie noch sitzen, bis wir die Klausuren durchgezählt haben und verhalten Sie sich bitte ruhig. Denken Sie an den Kandidaten, der Schreibzeitverlängerung in Anspruch nimmt“

Ich bin platt. Wirklich platt. Ich sehe dem Herrn und den Damen vom Finanzministerium zu, wie sie die Klausuren zählen. Ich blicke nach vorne in die erste Reihe. Da sitzt der Mitstreiter, der länger schreiben darf. Er tut mir leid, denn es ist laut und unruhig geworden. Ich könnte mich bei dem Lärm nicht konzentrieren, da nutzt auch die zusätzliche Schreibzeit nichts. Aber wer will es den schätzungsweise 130 Kandidaten im Saal Übel nehmen?

Es kommt ein unbestimmtes Gefühl in mir auf. Ist es Freude oder Entsetzen? So genau kann man es gar nicht beschreiben. Aber eines ist sicher. Man fühlt sich zunächst mal erleichtert. Richtig erleichtert. Schließlich habe ich zumindest mal die Klausuren (größtenteils) zu Ende gelöst und abgegeben. Der Kollege neben mir eröffnet mir gerade, dass er vor ca. 1 Stunde zurückgezogen hat. Am letzten Tag! Ich kann es gar nicht glauben. In der Hektik und Aufregung der letzten Stunde habe ich das gar nicht registriert. Den gelichteten Reihen nach zu urteilen ist er wohl nicht der einzige gewesen…

„So, die Klausuren sind vollständig. Mit den Ergebnissen ist nicht vor Ende Januar zu rechnen. Sie können nun gehen. Ich bitte Sie nochmals den Saal ruhig zu verlassen!“ Die Bitte ist vergeblich. Es wird lauter und alle stürmen nach draußen. Ich höre es von rechts und links, von vorne und hinten, von oben und unten: „Was war denn bloß mit dem Teil II? War das ein GWG in Teil I? War die Teilwertabschreibung auf Grundstück 2 rückgängig zu machen? Ne, also für die Bürgschaft ist noch keine Rückstellung zu bilden. Doch für die Bürgschaft war eine Rückstellung zu bilden in Höhe von 75 %!“ – Immaterielles Wirtschaftsgut hier, Mietkauf da… ich bin froh, dass meine Mitfahrerin auch so bald wie möglich fahren will und wir das Stimmengewirr hinter uns lassen.

Die Sonne scheint und es ist ein richtiger schöner Tag in Mainz an diesem 11. Oktober als wir Finthen verlassen. Ich hoffe, dass das ein gutes Zeichen ist und mache mich auf den Heimweg.

5 Wochen nach der Prüfung

Es ist nun 5 Wochen her, dass die schriftlichen Examensprüfungen abgelegt wurden, aber es will sich irgendwie noch kein entspanntes Gefühl bei mir einstellen….

Ich weiß nicht wie es anderen Kandidaten ging, aber ich bin fest davon ausgegangen, dass sich nach der schriftlichen Prüfung meine Gedanken wieder auf Level „normal“ umstellen. Was heißt normal? Das ich nicht Alles und Jeden aus steuerlichen Sicht betrachte; den Steuerausweis auf den Belegen beim Einkaufen kontrolliere, schmunzle wenn die Dame bei McDonald mich fragt: „Zum mitnehmen oder hier Essen?“ und nach meiner Antwort eine Taste drückt, mich Frage ob das Geburtstagsgeschenk meiner Freundin die „üblichen Gelegenheitsgeschenke“ übersteigen oder die Putzfrau meiner Nachbarin angemeldet ist usw.. Aber leider gehe ich immer noch mit „steuerverseuchten“ Gedanken durch die Welt.

Noch beim Schreiben der letzten Klausur war ich voller Vorfreude auf die Worte: „Bitte geben Sie nun ihre Arbeiten ab.“ Nun frage ich mich was schlimmer ist, dass Schreiben oder das Warten auf die Ergebnisse? Ich habe mich auf die ersten Lösungsvorschläge und Diskussionen im Internet gestürzt und war danach bestürzt…

Nun habe ich 3 Wochen versucht zu entspannen, seit 2 Wochen sammle ich Unterlagen zur Vorbereitung auf die mündliche Prüfung und diese Woche möchte ich damit beginnen.

Warum tut man sich das an?

Warum tut man sich das an?

Nach verschiedenen schulischen Prüfungen in meinen knapp 38 Jahren Leben (Hauptschule, Realschule, Ausbildung, Weiterbildung (mit Hochschulzugangsberechtigung), Studium) und all den anderen Prüfungen, die das Leben so vorgibt, habe ich dann im Sommer 2005 nebenberuflich die Seminare zur Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung 2007 besucht.

Das hieß, daß das „normale“ Leben vorbei war und fortan nur noch Steuerrecht Thema des täglichen und zum Teil auch nächtlichen Lebens (immer, wenn man mal nachts wach lag und darüber nachdachte, was wohl werden wird) war.

Nachdem ich dann ab Mitte August 2007 Vollzeitkurse besucht hatte, war es dann soweit:

Die Steuerberaterprüfung, die, als ich mit den Vorbereitungen anfing, so weit entfernt schien, stand unmittelbar vor der Tür.

Ich packte also meine Sachen, in der Hoffnung und Vorsicht, auch ja keinen Gesetzesband zu vergessen und zog für drei Tage nach Kiel ins Hotel.
Die ganze latente Unruhe in den Vorwochen manifestierte sich und der letzte Tag vor der ersten Prüfung war mit Unruhe und, ja, es war wohl auch Angst, sozusagen, gelaufen.

Welche Gedanken mir durch den Kopf gingen…
Wird es eine dreigeteilte Klausur werden (Bewertung/ ErbSt, USt und AO) oder dann doch nur eine zweigeteilte (USt und AO)?
Was ist, wenn Bewertung/ ErbSt wegfällt, damit dann auch der recht einfache Teil? Hast Du alle Berechnungen drauf?
Nur nicht nervös bei USt werden, zeichne die Sachverhalte in aller Ruhe auf, dann werden diese übersichtlich und Du kannst das Gesetz einfach durchgehen, usw. usw.

Dann der erste Prüfungstag. Morgens im Hotel nur zwei Tassen Kaffe getrunken (ich wollte die sechs Stunden ja nicht zum großen Teil auf der Toilette verbringen) und mich gezwungen, wenigstens etwas zu essen.
Nun los…

Man sitzt da also im Prüfungsraum und die Angst und Nervosität steigert sich noch mehr – ja, das geht -. Der noch verschlossene Karton mit den Klausuren immer im Blick, als wenn man durch die Pappe gucken könne – zweigeteilt oder dreigeteilt? -.
Die Aufsichtsperson liest juristischen Feinkram zur Prüfung vor, das geht an einem vorbei, die Uhr geht auf 09:00.

Gott sei Dank, doch eine dreigeteilte Klausur.
Strategie: Zuerst Bewertung/ ErbSt, dann USt, danach versuchen, sich möglichst weit von Null Punkten in dem AO-Teil zu entfernen.

Nach den sechs Stunden, die wie im Fluge vergingen, rein ins Auto, auf gar keinen Fall mit Kollegen über die Prüfung sprechen oder anderen Kollegen dabei zuhören.

Im Hotel angekommen, meinen Sohn angerufen, der an diesem Tage auch noch sechs Jahre alt wurde.
So kann der sechste Geburtstag des eigenen Kindes auch mit einer der schwierigsten Prüfungen, die Deutschland zu bieten hat, verbracht werden.
Anstelle von Geburtstagstorte gab es kalten Schweiß für mich an dem Tag!

Die nächste Nacht war ruhig. Man sagte sich, es liege jetzt nicht mehr in der eigenen Hand, die Klausuren kommen, wie sie kommen… nun auch noch die anderen beiden Klausuren durchstehen.

Die weiteren Tage verflogen, wie der erste, mit etwas weniger Nervosität und Angst, aber dennoch mit unguten Gefühlen.

Am letzten Prüfungstag dann nur noch ins Auto und nach Hause.
Jetzt sind zwei Wochen Zeit bis zum Beginn des Vorbereitungsseminars auf die mündliche Prüfung.

Man fragte mich unmittelbar nach der Prüfung nach meinem Gefühl. Es gebe kein offizielles Gefühl erwiderte ich; doch natürlich hat man ein Gefühl:
Es kann gutgegangen sein oder auch nicht…
Wir warten ab.

Fazit der Prüfung:
Es ist nicht übertrieben zu sagen, daß diese Prüfung die schwierigste war, die ich bisher abzulegen hatte, daß andere Prüfungen, so schwierig sie auch anfangs schienen, dann einem Spaziergang glichen.
Hier war es nicht so schlimm, wie man sich es vorgestellt hatte, es war schlimmer!!!

Meine Gefühle in den Tagen nach der Prüfung beschreibe ich in meinem nächsten Beitrag.