Goodbye Ihr Lieben – ich sag erstmal Tschüss!

Ich bin zum zweiten Mal durchgefallen. Dieses Mal etwas weniger knapp als im Jahr davor.

Ich hab eine Weile gebraucht, um mich an diesen Beitrag zu setzen. Die ganze Zeit hatte ich das Gefühl, dadurch erst würde es offiziell werden, real werden. Allerdings war ich diese Woche zur Einsicht bei der Kammer und dachte mir danach – realer kann es auch nicht mehr werden.

Ich bin etwas leer und mir fehlen ein bisschen die Worte. Natürlich existiert auch im Zweitversuch weiterhin die Chance, es nicht bestanden zu haben und ich habe auch nicht fest und voller Überzeugung mit dem Bestehen gerechnet, aber trotzdem ist irgendwie eine Welt zusammengebrochen, in dem Moment, als ich das Ergebnis gesehen habe.
Ich weiß, ICH bin nicht das Ergebnis der Prüfung. Dieses Ergebnis sagt nichts über meinen Wert als Person oder auch über meinen Wert als Arbeitskraft aus, auch nichts über mein Wissen und mein Können.

Ich bin mit dem Beruf groß geworden. Mein Opa hat die Kanzlei gegründet, mein Vater hat sie vergrößert und ich arbeite seit Jahren hier. Meine Schwestern arbeiten hier. Alle hier haben mich auf diesem Weg sowohl finanziell als auch mental andauernd und ausdauernd in einem nicht selbstverständlichen Ausmaß unterstützt. Ich weiß auch, ich habe niemanden enttäuscht. Aber ich habe eben auch niemanden glücklich gemacht. Ich weiß, alle sagen, ich kann stolz auf mich sein – zurecht. Und das versuche ich auch. Aber es ist ein Weg, der Zeit braucht. Aktuell sehe ich nur das Scheitern und das braucht man auch nicht schönzureden. Es ist nichts anderes als das. Allerdings muss auch das nicht immer negativ sein.


Auch wenn der Beruf nicht mein Kindheitstraum war, liebe ich ihn. Ich gehe gern zur Arbeit. Ich hätte so gerne auch als Partnerin den Familienbetrieb weitergeführt und mich für den Berufsstand eingesetzt und engagiert. Ich hatte mich so auf die Freude gefreut und so viel vor.

In meinem Plan gab es die Möglichkeit, nicht Steuerberaterin zu werden, einfach nicht. Ich wusste, es kann ein oder zwei Versuche benötigen, aber ich war so fest davon überzeugt, dass ich es eines Tages sein werde. Zur Zeit kann ich fast nur die Sachen sehen, die nun nicht mehr gehen, die nicht mehr möglich sind. Das Gehalt wird nie dasselbe sein. Eine Partnerschaft ist zumindest aktuell nicht möglich. Ein Engagement im Verband auch nicht – zumindest nicht in großem Umfang.

Schließt sich eine Tür, öffnet sich irgendwo anders eine neue.

Am Ende wird es für irgendwas gut gewesen sein.

Ich weiß nicht – ich höre das alles, aber bis ich es verinnerlichen kann und daran glauben kann, wird noch Zeit vergehen. Das Leben verläuft nicht linear und viele Menschen erleben auf ihrem Weg furchtbare Schicksalsschläge. Das Nichtbestehen des Steuerberaterexamens ist kein Weltuntergang. Aber es ändert den Plan – für mich zum ersten Mal so richtig. Es ist eine Entscheidung von außen, die dir auferlegt: Den Weg, den du gehen wolltest, kannst und darfst du nicht gehen.

Es gibt noch einen dritten Versuch. Ich werde ihn dieses Jahr nicht schreiben, auch nicht im nächsten Jahr. Man soll niemals nie sagen – aber fürs erste bin ich durch mit dem ganzen Kram. Vielleicht werden einigen sagen, dann soll ich auch nicht rumheulen. Ich hoffe, wir hören irgendwann auf, den Menschen zu sagen, was sie zu fühlen haben.

Ich habe so viel investiert, Zeit, Geld, Kraft – ihr kennt das alles. Und obwohl ich dabei durch eine tolle Familie, Partner, Kollegen, Freunde unfassbar toll unterstützt wurde, habe ich keine Kraft und keinen Antrieb mehr, es in absehbarer Zeit erneut zu versuchen. Ich wüsste auch nicht wie. Welchen Weg der Vorbereitung ich gehen würde – welche Kurse, Anbieter, keine Ahnung.
Ich bin auch sauer, auf das System und alles was dazugehört. Als ich mir bei der Einsicht die Lösungen angesehen habe – ich hätte fast lachen müssen.

Ich werde diesen Sommer 30. Mehrere meine Freunde werden dieses Jahr heiraten, ich habe fantastische Urlaube gebucht – es liegt eine so tolle Zeit vor mir, auf die ich mich riesig freue. Das habe ich lange nicht gemacht, mich einfach auf mein Leben zu freuen. Das hole ich mir jetzt zurück. Und wer weiß – vielleicht wache ich irgendwann auf und stelle fest: Jetzt gebe ich mir den dritten Versuch. Ob das passiert und wann das passiert – keine Ahnung.

Das hier wird vermutlich mein letzter Blog-Beitrag sein und daher widme ich die letzten Zeilen euch:

Ich gratuliere jedem Einzelnen, der bestanden hat, von ganzem Herzen – ich gönne es euch so sehr! Alle meine Daumen sind gedrückt für Sarah, der ich alle Kraft und alles Glück wünsche und in der ich nicht nur eine Wegbegleiterin und Inspiration sondern auch eine Freundin gefunden habe. <3 Ich bin unfassbar stolz auf dich und freue mich auf die nächsten gemeinsamen Cocktails!

Danke für den tollen Austausch mit euch in den letzten zwei Jahren und viel Erfolg an alle, die sich für dieses oder weitere Jahre schon in der Vorbereitung befinden. Ich hoffe und wünsche euch sehr, dass ihr das Quäntchen Glück findet, dass ich nicht hatte.

Allerliebste Grüße aus dem kalten Berlin und das Beste für eure Zukunft!

Anna

Wieder unter den Lebenden

Schon 3 Wochen ist es wieder her, dass es nur noch ein Tag bis zum Examen war – der Oktober ging für mich unfassbar schnell um, die Zeit ist gerast.

Ich war nach dem Examen zwar einige Tage im Büro, um die aufgelaufenen Mails und den aktuellen Stand zu sichten, habe mich allerdings letzte Woche direkt nochmal nach Dänemark an die Nordsee verkrümelt. Das war das Beste, was ich hätte machen können – ich habe gefühlt nur geschlafen, Strandspaziergänge unternommen, vorm Kamin gesessen und einfach mal wieder ein Buch gelesen, was absolut NICHTS mit Steuerrecht zu tun hatte. Das war wahnsinnig erholsam und ich fühle mich (fast) richtig erholt.

Das Examen hat mich dieses Jahr körperlich wesentlich stärker erschöpft als letztes Jahr. Im vergangenen Jahr war ich mental nach den 3 Tagen komplett am Ende und hätte am liebsten nur geheult. In diesem Jahr war das anders. Eine Kollegin von mir sagte nach Tag 3, egal was passiert, sie habe sich die Seele aus dem Leib geschrieben. Und ich muss ihr zustimmen. Ich hatte an keinem der 3 Tage gefühlt überhaupt Zeit und Luft zum Atmen. Als ich mich am zweiten Tag nach dem Examen im Spiegel gesehen habe, sah ich aus als wäre ich einen Halbmarathon gelaufen – rote Wange, schwitzige Haare und völlig im Eimer.

Ich habe gemerkt, dass man im Zweitversuch tatsächlich mit einer größeren Menge Wissen startet (eigentlich auch logisch), das führt aber eben auch dazu, dass mehr Aufgaben in der Regel lösbar sind oder erscheinen. Dadurch habe ich dieses Mal wesentlich mehr geschrieben als im ersten Versuch, jeden Tag über 40 Seiten.

Natürlich ist die Menge nicht entscheidend – am Ende kommt es auf den Inhalt an. So viel zu schreiben und die Anspannung unter der man im zweiten Versuch steht, hat mich körperlich einfach komplett umgehauen.

Ich weiß nicht, „wie mein Gefühl ist“. Ich weiß nur, dass es mir inzwischen besser geht, als im letzten Jahr. Ich bin mit weniger Angst reingegangen und mit mehr Wut. Ich habe mich von L+F am ersten Tag nicht so sehr aus der Ruhe bringen lassen, wie von der Differenzbesteuerung. Ich habe durchgängig geschrieben, viel geschrieben. Ich habe jeden Sachverhalt zumindest in Teilen bearbeitet, auch wenn ich an keinem der Tage fertig geworden bin. Ich konnte mich zu allem äußern, zumindest zu den Grundlagen. Ich habe sauber zitiert. Dieses Jahr kann ich wirklich zu 110% sagen – ich habe mich absolut nichts vorzuwerfen. Ob das jetzt reicht oder nicht, werden wir am 19. Dezember erfahren – bis dahin kann ich nichts machen.

Inhaltlich fand ich es insgesamt machbarer. Tag 2 und 3 waren aus meiner Sicht durchaus praxisrelevant, L+F spielt in Berlin hier zwar keine oder eine sehr geringe Rolle, aber auch das wird wahrscheinlich für einige trotzdem praxisnah gewesen sein, abhängig von den Mandanten, die man betreut. Ich hatte dieses Jahr eher extreme Zeitprobleme und konnte leider nicht alles schreiben, was ich gewusst hätte.

Jetzt muss ich erstmal den Berg an Arbeit im Büro abarbeiten und wieder in meine Routinen finden. Mitte/Ende November wird mich die Vorbereitung auf die mündliche Prüfung einholen. Hier interessiert mich vor allem: Wie strukturiert ihr das? Habt ihr schon Kurse gebucht, einen Zeitplan aufgestellt, schon angefangen?

Liebe Grüße aus Berlin!

Ordnung ist das halbe Leben! (Oder…?)

Nun ist auch der Juli schon fast vorbei, das heißt der gruselige Termin rückt immer näher. In diesem Jahr hatte ich vor der Freistellung im Büro irgendwie deutlich mehr Stress und dadurch auch in den letzten Wochen weniger Zeit für die Vorbereitung. Nun bin ich seit fast zwei Wochen in Freistellung und merke langsam aber sicher, wie der Fokus zurückkehrt und ich mich wieder in den Tunnel begebe.

Irgendwie hatte ich hinsichtlich der Organisation meiner Freistellung lange Chaos im Kopf und keinen richtigen Plan – vor allem keinen Zeitplan. Also habe ich kurzerhand in ein (leider etwas zu groß geratenes) White Board investiert, was mich nun jeden Morgen in meiner Küche begrüßt und mir beim Kaffee kochen über die Schulter schaut. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich alle Lerneinheiten, Klausurabgabefristen verschiedener Anbieter, und auch FREIE Tage so sortiert hatte, dass ich alle Fristen einhalten kann und hoffentlich meine mentale und körperliche Gesundheit trotzdem nicht zu kurz kommt. Aber als ich dann das finale Resultat in den Händen (oder besser auf dem Küchentisch, weil wie gesagt: viel zu großes Board :D) hielt, war ich irgendwie direkt entspannter. Es hat sehr viel Ruhe in mir ausgelöst, dass die Termine und Fristen nun irgendwo schriftlich und übersichtlich auf einen Blick zu sehen waren und sich mein Kopf damit nun nicht mehr beschäftigen muss. Auch alle schriftlichen Unterlagen der Kursanbieter sind nun sortiert und in Ordnern verstaut. Neuer Vorrat an Stiften diverser Art sind bestellt, Kaffeevorrat ist aufgefüllt und irgendwie blicke ich jetzt sogar mit ein bisschen Vorfreude auf die Freistellung.

Wie war das bei euch? Seid ihr auch mit einem Frühjahrsputz in die Freistellung gestartet? Mich würde vor allem interessieren, ob ihr auch eure Freistellung jetzt schon tageweise vollständig geplant habt und welches System ihr dabei angewendet habt. Oder gibt es jemanden, der das spontan auf sich zukommen lässt?

Liebe Grüße aus Berlin und ganz viel Kraft an alle, die es gerade brauchen können 😉

Es ist (mal wieder) offiziell!

Gestern war ich in meiner Lernpause mittags bei der Kammer, um meinen Antrag auf Zulassung einzureichen. Mal wieder. Dieses Jahr immerhin eine Woche früher als im letzten Jahr. Schon komisch, dass man solche Sachen am Ende doch immer vor sich her schiebt.

Vielleicht lag es an der Sonne, die ausnahmsweise mal geschienen hat, als ich den Umschlag eingeworfen habe, aber irgendwie war ich erleichtert. Die letzten Wochen habe ich mich sehr schwer getan, mich zum Lernen zu motivieren und ich hatte zwar nicht tatsächlich Angst, dass ich kneife, aber trotzdem tat es ein bisschen gut, das Ganze jetzt offiziell angemeldet zu haben. Zum zweiten Mal und hoffentlich dieses Mal auch zum letzten Mal.

Diese wirkliche unsägliche Ergänzungslieferung zu den Steuergesetzen (ihr wisst alle, welche ich meine) hat mir über Ostern echt den Rest gegeben. Ich habe soo lange daran gesessen, so viel Zeit die ich in sinnvolle Klausurnacharbeit oder ähnliches hätte stecken können… Aber gut, am Ende ist es egal, all das Jammern bringt ja leider nichts.

Im Klausurenkurs von Knoll schlage ich mich relativ gut, es könnte besser laufen, aber für den Anfang ist es okay, und die Klausuren werden langsam auch wieder besser. Wobei ich schon einen deutlichen Unterschied zum einen in Klausuren selbst, als zum anderen auch in der Korrektur bemerke – im Vergleich zu den vorherigen Anbietern, mit denen ich gearbeitet habe (Bannas und Haas) ist das Niveau meiner Ansicht nach schon deutlich höher.

Ich muss ehrlich sagen, so insgesamt betrachtet habe ich aktuell einen Durchhänger, ich bräuchte mal wieder Sonnenschein und ein bisschen Wärme, weniger Stress im Büro, um mich vollends aufs Lernen zu konzentrieren. Ich sehne die Freistellung wirklich herbei.

Wie sieht es bei euch gerade aus? Habt ihr auch ein Tief oder einen Motivationsschub?

Neustart geglückt

So langsam komme ich wieder in die Routine. Nachdem ich mir November bis Januar eine Pause und etwas Abstand von der Lernerei verordnet habe, bin ich seit Mitte/Ende Februar wieder dabei, langsam anzufangen.

Ich schreibe eine Klausur pro Woche, habe einen Abend Klausurbesprechung und den Montag „frei“, um Klausuren nachzuarbeiten und tiefer in die fachlichen Themen einzusteigen. Bisher fahre ich damit ganz gut.

Der Klausuren-Kurs von Knoll gefällt mir bisher richtig gut. Am Anfang war ich etwas überfordert von der Masse an Material, vor allem, weil es leider sehr viel in Papierform ist. Allerdings muss ich sagen, dass die Lehrbriefe und vor allem die Zusammenfassung der Schwerpunktthemen total gelungen finde. Aktuell versuche ich, die Klausuren sehr intensiv nachzuarbeiten – leider dauern die Korrekturen bei Knoll zurzeit noch sehr lange, sodass es zeitlich nicht möglich ist, die korrigierte Klausur zeitnah nachzuarbeiten.

Außerdem gehe ich seit ein paar Wochen in die Uni-Bibliothek zum Lernen. Eigentlich war dieser Ort seit meiner Bachelorarbeit vor ein paar Jahren mir mehr verhasst als alles andere und eigentlich nervt mich auch die Schlepperei und eigentlich würde ich lieber „entspannt“ zu hause lernen – ABER: Ich war fast erschrocken, wie viel effektiver und schneller ich bin, wenn ich in der Bib bin. Das war echt nochmal ein ganz schöner Game Changer, mit dem ich so gar nicht gerechnet hätte.

Wo lernt ihr denn am liebsten?

Nach dem Examen ist vor dem Examen!

Die Entscheidung ist gefallen – eigentlich auch keine Überraschung. Ich werde den Ring ein zweites Mal betreten und im Oktober 2023 in die zweite Runde gehen.

Ich war bei der Einsicht bei der Kammer, ich habe mit meinen Chef:innen gesprochen und viel nachgedacht und dann auch direkt meine Vorbereitungskurse gebucht.

Für das letzte Jahr habe ich mich (für meine Verhältnisse) sehr intensiv vorbereitet. Ich habe auf viel verzichtet, war nicht im Urlaub, habe wenig Freund:innen gesehen oder gesprochen, ebenso wie die Familie. Das war okay, es war für einen begrenzten Zeitraum und das Ziel war absehbar. Ich habe das Ziel aber nicht erreicht und mir war klar, dass ich im zweiten Versuch eine andere Art der Vorbereitung brauche. Ich kann nicht nochmal ein Jahr so krass auf alles verzichten, was für mich das Leben lebenswert macht. Dennoch ist mir natürlich bewusst, dass das StB-Examen enorm viel Einsatz und Aufwand erfordert. Ich habe mich eigentlich auch im letzten Jahr gut vorbereitet gefühlt. Aber die Einsicht hat gezeigt: Es lag an vielen Stellen wohl doch eher an der mangelnden Klausurtaktik als an fehlendem Wissen oder so. Aber daran kann man arbeiten. Ehrlich gesagt, ist es mir lieber so, als wenn ich festgestellt hätte, dass ich irgendwo noch riesige Wissenslücken hätte.

Ich werde mich dieses Jahr also auf das Klausurentraining konzentrieren sowie auf das Durcharbeiten verschiedener Fallsammlungen. Ich muss mein Wissen schneller und effektiver zu Papier bringen können, das ist mein „neues“ Ziel.

Ich muss ehrlich sagen, bisher habe ich mich noch nicht zum Lernen aufraffen können. Mein Klausurenkurs beginnt Mitte Februar und ich habe die Pause so sehr gebraucht. Mein Arbeitsplatz im Büro leider auch, die letzten Wochen waren überfüllt von Überstunden und zu viel Aufträgen. Allerdings habe ich auch in der Praxis extrem gemerkt, wie sehr mir mein dazugewonnenes Wissen hilft, das war zur Abwechslung auch mal eine schöne Erkenntnis.

Am Wochenende geht es für mich mit meinen besten Freundinnen erstmal nach Tübingen, noch einmal raus aus Berlin, raus aus dem Alltag und danach – danach werde ich meine liegengebliebenen Ergännzungslieferungen einsortieren und meinen Schreibtisch aufräumen 😀 Dann bin ich startklar für Runde 2!

Liebe Grüße aus Berlin!

Nach dem Examen ist vor dem Examen (?)

Ich brauchte ein paar Tage, um mich zu sammeln. Und um ehrlich zu sein, alles zusammengesammelt habe ich bisher noch nicht.

Am 20. Dezember wurden die Noten in Berlin online veröffentlicht. Das Chaos begann schon damit, dass die Noten (vermutlich versehentlich) bereits um 15:30, statt wie angekündigt 20:00 Uhr für kurze Zeit online waren. Ich hatte das nur von Freundinnen mitbekommen, konnte/wollte aber nicht im Büro die Noten sehen und habe deshalb bis Abends durchgehalten. Die Noten waren dann zwischenzeitlich wieder offline und gingen dann erst um 20:00 Uhr wieder pünktlich an den Start.

Ja, was soll ich sagen. Es war knapp, sehr knapp, aber ich habe es leider nicht geschafft. Viele sagen, es sei besonders ärgerlich, eben weil es so knapp war. Ich bin trotz allem sehr stolz auf mich. Die knappe Note zeigt mir, es lag höchstwahrscheinlich nicht an mangelnder Kompetenz oder komplett falscher Vorbereitung, sondern mir fehlte einfach das Quäntchen Glück, das andere hatten. Eigentlich alle meiner engen Freund:innen, die ebenfalls geschrieben haben, haben bestanden. Ich freue mich total für alle, die es geschafft haben, dieses Horror-Jahr zu bestehen, gleichzeitig ist eben die Tatsache, dass ich es aus unserer Runde als einzige nicht geschafft habe, auch echt nervig. Momentan kann ich noch nicht ehrlich und mit Sicherheit sagen, ob ich die Kraft und Disziplin habe, nächstes Jahr noch einmal anzutreten. Es wäre eigentlich bescheuert, es nicht zu tun.

Ich bin ganz froh, dass nach der Notenbekanntgabe direkt die Feiertage folgten, an denen ich mich bei meiner Familie verkrümeln konnte und nicht viel reden musste.

Über Silvester bin ich mit meinem Freund in Venedig, auch darauf freue ich mich sehr.

Anfang nächsten Jahres steht dann erstmal die Einsicht an – Sarah hatte bereits einen Post veröffentlicht, unter dem Tipps dazu gesammelt werden können, das finde ich eine tolle Idee. Ich würde mich freuen, wenn wir uns da weiterhin gegenseitig unterstützen können.

Und was danach kommt – wir werden es sehen. Ich brauche auf jeden Fall noch ein paar Tage, die Entscheidung zu treffen.

Liebe Grüße aus Berlin!

Die Woche danach…

Vor einer Woche saß ich mittendrin. In der eiskalten Messehalle ohne Tageslicht und vor mir meine Gesetze. Kaum zu glauben, dass es vorbei ist. Immer noch wache ich morgens auf und das erste was ich meist denke ist: Krass, es ist echt einfach vorbei, du hast es einfach wirklich geschrieben.

Ich bin so stolz auf mich und auf alle, die mit mir geschrieben haben. Wahnsinn, was wir geschafft haben, ganz egal, wie es am Ende ausgeht.

Ich will gar nicht über inhaltliches sprechen. Um ehrlich zu sein, kann ich mich nur noch schwammig daran erinnern, was die Aufgaben beinhalteten und was ich geschrieben habe und was nicht. Deswegen halte ich mich auch bewusst aus allen inhaltlichen oder fachlichen Diskussionen raus – was soll es auch bringen? Jetzt müssen wir eh alle den 20. Dezember abwarten und sehen, was passiert.

Ich bin seit 2 Tagen zurück im Büro und bin sehr froh, die Alltagsstruktur wiederzuhaben. Überraschenderweise bin ich nicht in das ‚Loch‘ gefallen, vor dem mich alle gewarnt hatten. Ich habe viel geschlafen, aber vor allem habe ich am Wochenende nach dem Examen die Sonne in Berlin genossen und alle meine Liebsten wiedergesehen, gefeiert, gut gegessen und so langsam zurück ins Leben gefunden. Ich bin nicht krank geworden, obwohl es in den Messehallen so kalt gezogen hat, dass ich darauf fast gewettet hätte. Es geht mir überraschend gut, das hätte ich selbst nicht erwartet. Wie geht es euch anderen Schreiberlingen? Habt ihr alles gut überstanden?

Ich werde den Oktober auf jeden Fall noch ruhig angehen und einfach ’nur‘ arbeiten, hier ist genug liegengeblieben, was noch bearbeitet werden muss. Der Kurs für die mündliche Prüfung beginnt Ende November, ich werde wohl vorher anfangen, ab und zu etwas zu lesen, um im Thema zu bleiben. Wie sieht eure Planung aus? Habt ihr euch schon für einen Anbieter und Kurs entschieden?

Liebe Grüße aus Berlin!

Anna

Update vom Ende der Welt

Nichts gegen Dorf- oder Landleben, aber ich bin doch eher ein Großstadtkind muss ich zugeben. Dennoch habe ich meine Koffer gepackt, meine Gesetze und meine Lieblings-Jogger und bin mit zwei Freundinnen, die mit mir das Examen im Oktober schreiben in ein Dorf nach Niedersachen gefahren, um hier den ganzen September nochmal an einem Intensivlehrgang teilzunehmen. Ein Dorf ist es offiziell nicht, sogar eine Stadt soll Springe sein – das wage ich noch zu bezweifeln, aber trotzdem ist es hier ganz nett und in jedem Fall eine gute Ablenkung zu dem Alltagstrubel in Berlin, dem man am Ende doch eher schlecht entfliehen kann.

Wir haben jetzt noch einmal 28 Tage, inklusive 9 Klausuren, in denen hoffentlich die letzten Lücken geschlossen werden können und die Klausurtaktik einen letzten Schliff bekommt. Ich bin bisher wirklich positiv überrascht vom Kurs und bin insbesondere von den Skripten und Lernunterlagen sehr begeistert. Und weil man hier abends eh nichts mehr machen kanhn, tun die täglichen Nacharbeiten auch kaum noch weh.

Der Anbieter hat sogar die Neuerung schon umgesetzt, an die Probeklausuren die jeweiligen Punkte für die Aufgabenteile zu schreiben. Bisher hat es mir ehrlich gesagt eher wenig gebracht, hätte mir mehr davon erhofft, aber vielleicht kommen auch noch Klausuren, in denen mich das rettet..

Wo seid ihr gerade, was macht ihr so in den letzten Wochen? Haben sich von euch auch einige nochmal wie ich ein intensives Kursangebot gegönnt oder macht ihr das lieber auf eigene Faust?

Ganz liebe Grüße aus dem Nirgendwo in Niedersachen und ganz viel Optimismus!


Ich lebe noch.. mindestens halbwegs!

Wo soll ich anfangen? Ich glaube mein letzter Beitrag ist von Anfang Juni – bevor ich auf das Festival gefahren bin, wo ich meine Stimme verloren habe, ebenso wie viel zu viele Pfandbecher, wo ich aber endlich mal wieder unbeschwert und völlig frei tanzen, singen, grölen konnte bis nichts mehr ging.

Es tat unheimlich gut und ist eine wertvolle Erinnerung geworden, die ich nicht missen möchte. Keine so wertvolle Erinnerung ist die Corona Infektion, die ich mir direkt im Anschluss zugezogen habe. 10 Tage hat mich das ganze lahmgelegt, ich konnte nicht zu meinen Kursen gehen, habe mindestens 18 Stunden geschlafen, konnte nicht mal noch etwas fachliches lesen, geschweige denn Klausuren schreiben oder anders lernen. So ist das manchmal im Leben. Zum Glück habe ich mich mittlerweile erholt und bin seit Mitte Juli in der Freistellung.

Die ersten 15 Klausuren sind geschrieben, eingereicht und zum größten Teil auch schon nachgearbeitet. Der Jahreskurs nähert sich dem Ende und so langsam steht die Vorbereitung für den Haas-Intensivkurs an. Am 10. September geht es los – ich bin echt gespannt, in welchem Zustand ich dann bin.

An den Klausurergebnissen hat sich bisher nicht viel geändert, wobei sie auch zunehmend schwieriger und anspruchsvoller geworden sind. Bilanz ist immer noch ein massiver Albtraum, insbesondere seit Personengesellschaften und Umwandlungen dazugekommen sind. Ob das nochmal irgendwann in mein Gehirn geht, wage ich ja zu bezweifeln. Die anderen beiden Klausuren sind eigentlich immer okay, bei der gemischten komme ich nur immer noch echt in Zeitnot.

Wie siehts bei euch so aus?

Sarah hatte ja vorgeschlagen die „Top Themen 2022“ zu sammeln – das finde ich eine super Idee – also hüpft mal rüber zu ihr und lasst uns wissen, was eure Dozent*innen vermuten 🙂

Liebe Grüße!