Hier die gewünschte Zusammenfassung meiner Vorbereitung bis zum heutigen Tag, auch wenn der Weg noch nicht vollendet ist:
Ausgangssituation: 43 Jahre, Abi’94, StFA ’97, Bibu 2000, 2 Kinder (10 + 14), verheiratet mit Mann im Schichtdienst, Haus, großer Garten, 30 Stunden-Job in Steuerkanzlei (Jahresabschlussbereich), also Praktiker und damit insgesamt statistisch relativ schlechte Voraussetzungen…
Ich habe mit Mann und Kindern vor Entschluss gesprochen und ihre „Erlaubnis“ eingeholt bzw. ihre Bereitschaft, den Haushalt zu schmeißen und ein Jahr lang auf mich zu verzichten.
ursprünglicher Plan: Knoll Fernlehrgang ab November 2018 , Knoll Klausurenvorbereitungs(fern)lehrgang ab Ende Januar 2019 bis Mai 2019, Vollzeitlehrgang GfS, danach Klausurenpräsenzkurs in Leipzig ab Juni 2019
tatsächliche Vorbereitung: Knoll Fernlehrgang, Knoll Klausurenvorbereitungs(fern)Lehrgang, Knoll Klausurenfernkurs, WLW Intensivkurs, WLW Klausurenpräsenzkurs I und II
Ich habe ab Ende Januar nur noch Klausuren geschrieben. 25 Knoll-, 7 WLW-Fern-. 12 WLW-Präsenz- (also 44 lange) und 16 Knoll – Kurzklausuren geschrieben.
Plus zusätzlich durchgearbeitete/durchgelesene. Bis zur Freistellung hat sich mein Lernzeit auf Samstag bis Montag konzentriert.
Anfang November 2018: Anmeldung Knoll Fernlehrgang, der lief eigentlich schon seit Juni 2018, so dass im November ein ganzer Karton voll unbeschreiblich vieler Lehrbriefe bei mir eintrudelte. Ich machte mir einen Plan, wie viele Lehrbriefe ich bis wann abgearbeitet haben musste, um im Februar fertig zu sein (da endete der Fernlehrgang und der Klausurenfernkurs begann). Also setzte ich mich anfangs jeden Abend an den Schreibtisch und arbeitete die Lehrbriefe durch. Das hielt ich bis irgendwann im Dezember durch, dann ließ ich es etwas schleifen. Neben Arbeits- und Weihnachtsstress war das fast tägliche abendliche Durcharbeiten zu viel, mir fehlte Freizeit und Erholung.
Ende Januar 2019: Der Klausurenvorbereitungskurs von Knoll begann. Wöchentliche Zusendung und terminierte wöchentliche Einreichung. Ich überzog die Bearbeitungszeit deutlich, erntete in den ersten Klausuren Note 5,0 und schlechter und stellte fest, dass aus den Lehrbriefen irgendwie nicht viel hängen blieb. Ich hatte bisher ca die Hälfte der Lehrbriefe durchgearbeitet. Das fühlte sich nicht optimal an.
Nach Durchforsten von Erfahrungsberichten im WWW und besonders hier im Blog (u.a. bei Sabrina 2016, Susann 2018) beschloss ich, meine Vorbereitung auf viele Klausuren zu stützen und auch den Klausurenfernlehrgang Knoll ab Ende Februar (27 Klausuren) und dann noch WLW Fernklausurenblock B ab April (15 Klausuren) zu buchen. Der Vollzeitkurs sollte in Leipzig nun auch nicht stattfinden, so dass ich täglich 3 Monate lang hätte nach Dresden fahren müssen. Ich entschied mich dagegen und stattdessen bei WLW in Bamberg den Intensivkurs und den Klausurenintensivkurs ab Ende August zu belegen. Mit dem Hintergedanken, dass ich dann auch 4 Wochen ganz weg von zu Hause sein würde und mich voll auf das Lernen konzentrieren konnte, ohne schlechtes Gewissen und ohne all die kleinen Alltagsunterbrechungenen….
Die Lehrbriefe nutzte ich ab da nur noch zum Nachschlagen während des Klausurschreibens oder zum Nachlesen von unbekannten Themen bei der Nacharbeit. Mit den roten Klötzen stand ich auf Kriegsfuß. Ich hasste das dünne Papier, die kleine Schrift und das hin- und herblättern in 3 verschiedenen Wälzern. Nachdem ich auf den Erfahrungsbericht vom Münchner Kindl und ihre Empfehlung der BMF-Handbücher gestoßen war, bestellte ich mir zur Ansicht das AO-Exemplar. Ich war begeistert! Also noch ESt und USt bestellt und fortan damit gearbeitet. Für ErbSt/BewG und KST/GewSt verwendete ich die kleine dtv-Textausgabe (da sind auch Gesetze und Richtlinien drin). Die roten Monster habe ich trotzdem noch einsortiert und eben für alles andere verwendet.
Ende Februar 2019: Klausurenfernlehrgang Knoll begann. Ebenfalls wöchentliche Zusendung, wöchentliche Einreichung mit Termin. Die Lösung kommt immer mit der Klausur der Folgewoche. Die Online Video-Besprechung habe ich kaum genutzt, das war mir zu langatmig.
An den Knoll Klausuren fand ich auch die Korrekturbögen sehr gut. Kurz und knapp sah man dort genau, wo Punkte liegen geblieben waren. Die Rücksendung der korrigierten Klausuren erfolgte immer zeitnah und die Bemerkungen der Korrektoren waren immer sehr ermutigend und aufbauend.Ganz besonders die Terminsetzung finde ich bei Knoll gut. Daran habe ich mich immer gehalten, so dass ich von Ende Februar bis Ende Mai wöchentlich 2 Klausuren (kurz und lang) am Wochenende schrieb und nacharbeitete. Natürlich brauchte ich auch für die 6-stündigen Klausuren z.T. 9 – 12 Stunden. Entgegen vieler Stimmen habe ich aber alle Klausuren so lange bearbeitet, bis ich fertig war und nicht nach 6 Stunden aufgehört. Bei ganz schwierigen, mir noch völlig fremden Themen, habe ich auch mal die Lösung mit zur Hand genommen und dadurch gleich das korrekte Lösungsschema durchgearbeitet und mir noch zusätzliche Nacharbeit gespart. Auch davon rieten mir hier viele ab. Im Nachhinein würde ich es aber wieder so machen. Da mein ganzes Wochenende für das Klausuren schreiben draufging und das Nacharbeiten zu kurz kam, besprach ich im März mit meinem Chef, dass ich zukünftig meine 30 Stunden an 4 Tagen Dienstags bis Freitags abarbeite und somit noch den Montag zum Klausuren schreiben oder nacharbeiten hatte. Das war eine sehr gute Lösung. An den Arbeitstagen habe ich abends dann kaum noch etwas gemacht.
Ab April 2019: Die ersten 4 WLW-Klausuren kamen mit Lösung im Paket an. Einsendung aller WLW – Klausuren konnte bis spätestens Ende August erfolgen. Also keine zeitnahe Terminsetzung. Da ich noch die Kurzklausuren von Knoll bis Ende Mai hatte, schob ich die WLW-Klausuren vor mir her. Ich dachte, ich könnte sie ab Juni dann mit abarbeiten. Im Juni kam das nächste Paket. Ok, da genoss ich dann erstmal, nur noch eine Knoll-Klausur am WE schreiben zu müssen. Es war ja auch Sommer und ein bißchen Erholung musste sein. Ich könnte ja dann ab Juli in der Freistellung täglich Klausuren schreiben.
Ab Juli 2019: Freistellung Ich begann mit dem Schreiben der WLW-Klausuren, neben dem weiter laufenden Knoll Klausuren und dem liegen gebliebenen nacharbeiten. WLW hat einen ganz anderen Stil als Knoll. Die Klausuren sind zum Teil noch umfangreicher und auch sehr schwierig. Die Themen sind m.E. breiter gefächert und deckten auch bei Knoll fehlende ab. Aber ich hasste sie. Die Lösungen sind sehr umfangreich. Die Korrekturbögen waren mir ebenfalls zu ausführlich. Ich fand auch die Bemerkungen der Korrektoren nicht so motivierend wie bei Knoll. Letztendlich schrieb ich dann nur 7 der 15 Fern-Klausuren von WLW. Zwischendurch habe ich nachgearbeitet. Ich war auch noch 2 Wochen im Sommerurlaub auf Malle. Hab alles mitgeschleppt. Klausuren, Gesetzte etc. Letztendlich habe ich in der ersten Urlaubswoche frustriert 3 Klausuren geschrieben und in der zweiten dann gar nichts mehr gemacht. Könnt ihr im Blog ja nachlesen. Das war im Nachhinein gut so. Ich konnte mich dadurch in der zweiten Woche mal richtig erholen. Also plant ruhig auch noch einen Urlaub ein!
Ab Ende August dann 2 Wochen WLW Intensivkurs und 2 Wochen Klausurenpräsenzkurs in Bamberg (je von Montag bis Samstag) bis Ende September. Sehr anstrengende 4 Wochen. Gute Sache so weg von zu Hause ohne Mann und Maus. Im Intensivkurs wurden nur Fälle besprochen. Eine gute Wiederholung. Die Klausuren im Präsenzkurs waren der Hammer. Hauptsächlich die schweren Themen, da war kaum was einfaches dabei. Aber dort habe ich gelernt, die schwierigen Themen abzuarbeiten. IStR war mir vorher ein Buch mit 7 Siegeln. Die OHG in der ErbSt haben wir dort gründlichst durchgekaut. Kam beides dieses Jahr dran. Die Quälerei hat sich gelohnt. Danach habe ich zu Hause dann nochmal viele Knoll-Klausuren und die WLW-Klausuren aus dem Präsenzkurs nachgearbeitet bzw. mir die Korrekturbögen nochmal genau angeschaut. Die Schwerpunkte, die WLW genannt hatte, nochmal durchgeackert. Die Echtexamina 2012 – 2014 habe ich auch nochmal mit Lösung durchgearbeitet und auch da waren Dinge dabei, die ich dann in der Prüfung tatsächlich gebraucht und gewusst habe.
Meine Empfehlung: Nehmt die Sache ernst. Das ist kein Spaziergang. Schreibt beizeiten Klausuren. Verlasst euch nicht auf euren Präsenzkurs und Stoffvermittlung, das reicht nicht! Wartet nicht bis Juni/Juli mit dem Klausuren schreiben, sonst kommt im Juni/Juli die Panik. Spätestens ab Februar wöchentlich mind. 1 Klausur im Fernlehrgang. Ich persönlich würde wieder beide Knoll Fernlehrgänge machen. Der Vorbereitungslehrgang ist super zum Reinkommen, um die Schemata zu erlernen. Wie man auch hier aus sehr positiven Ergebnissen von anderen liest, ist Knoll und WLW eine vielversprechende Kombi. Schreibt die Klausuren bis zum Schluss, egal wie lange ihr braucht. Beißt euch durch! Wenn gar nichts geht, nehmt auch mal die Lösung dazu. Aber nicht nur abkupfern. Danach dann vielleicht nochmal denselben oder einen ähnlichen Fall ohne Lösung bearbeiten. So habe ich es z.B. mit einer ErbSt – Klausur von WLW gemacht, die für die Prüfung heiß gehandelte PersG. Hab ich mehrmals geschrieben zu Hause. Bis ich es überwiegend richtig hatte. Das hat mir wahrscheinlich Tag 1 gerettet. Übung macht den Meister! Schreibt die Klausur zur Not in Etappen, wenn ihr nicht 10 Stunden am Stück könnt. Unbedingt Nacharbeiten !!! Die bewerteten Korrekturbögen genau anschauen. Da fallen dann nochmal ganz viele Groschen. Den Päsenzklausurenkurs würde ich vielleicht sogar noch früher machen, nicht erst im September, damit auch da genug Zeit ist zum Nacharbeiten und ggf. wiederholen. Die Korrektur der Klausuren aus dem WLW-Präsenzkurs hat leider ein wenig gedauert. Die letzten Klausuren habe ich dann mit der Post erst bekommen, als ich schon ein paar Tage zu Hause war. Da war dann nicht mehr viel Zeit bis zur Prüfung. Die WLW-Fernklausuren hätte ich mir vielleicht sparen können, ich weiß es nicht. Am Ende ist mein Fazit: Mit meinem ursprünglichen Plan und dem Vollzeitlehrgang hätte ich wahrscheinlich nicht dieses Ergebnis erreicht, weil weniger Klausuren geschrieben und vor allem viel später damit begonnen.
Das war ein anstrengendes Jahr. Aber es ist für jeden zu schaffen. Ich habe oft an meinem Plan gezweifelt und mir dann immer wieder die Beiträge von Sabrina, Patrik, Susann u.a. durchgelesen, um mich zu motivieren und ggf. meinen Plan anzupassen. Nach dem Motto: Wenn die das geschafft haben, pack ich das auch. Habe Umfragen gestartet, wer sich wie mit welchem Ergebnis vorbereitet hat und meinen Plan modifiziert. Erlaubt euch zwischendurch auch mal Freizeit und einen Urlaub, vielleicht Ostern und dann nochmal im Sommer. Akkus aufladen ist wichtig. Und falls es Kinder gibt, die genießen das dann besonders, wenn Mama endlich mal wieder mehr Zeit hat. Mit Kindern und Job ist das im Alltag leider nicht immer so einfach. Ohne einen Mann, der da mitzieht, funktioniert das nicht. Wer noch rüstige Großeltern hat, sollte das nutzen. Mit sehr kleinen Kindern ist es sicher noch schwieriger, weil da das Verständnis fehlt, dass Mama keine Zeit hat. Selbst bei meinen großen hatte ich oft ein schlechtes Gewissen, dass ich mich viel weniger um Hausaufgaben und Co. kümmern bzw. helfen konnte. Mit zwei Schulkindern hatten wir oft unter der Woche viele Termine in 2 verschiedenen Schulen, 2 verschiedenen Orchestern, Fahren zum Sport, Tanzen, Proben u.s.w. , das musste ich trotzdem selbst machen, wenn mein Mann Spätschicht hatte. Den ein oder anderen Termin hab ich dann einfach mal sausen lassen. Abends ist man dann auch einfach müde. Wenn mein Mann da war, hat er mir wirklich sehr viel abgenommen. Vieles ist aber auch einfach liegen geblieben. Aber seien wir doch mal ehrlich, welcher Mann kann es seiner Frau schon Recht machen 🙂 ? Wir Frauen wissen und können doch alles besser…Aber ohne seine Hilfe und Unterstützung hätte ich das nicht geschafft. Ich habe ein wenig gelernt, loszulassen, nicht alles perfekt haben und nicht perfekt sein zu wollen, ich muss nicht auf jedem Elternabend präsent sein und an jedem Elternstammtisch meinen Senf dazu geben. Ich habe gelernt, das ein oder andere Auge zuzudrücken und einfach dankbar für Hilfe zu sein. Meine Kinder haben gelernt, alleine aufzustehen, sich Frühstück zu machen und in die Schule zu gehen, als ich in Bamberg war. Sie können nachmittags alleine bleiben, vieles alleine erledigen, übernehmen Aufgaben im Haushalt und sind wahrscheinlich jetzt auch dankbarer für Mamas Anwesenheit.
Jetzt heißt es nur noch die mündliche Prüfung überstehen. Ich hatte ja schon seit November den Präsenzkurs und bin auch froh darüber, dass das jetzt nicht noch geballt in einem Vollzeitkurs kommt. Den Termin für die mündliche Prüfung bekomme ich nächste Woche, ich hoffe, es ist nicht zu bald… Jetzt konzentriere ich mich auf die FAQ’s von WLW, die Vorträge und die Fragen aus Steuer und Studium und dem roten Buch „Die mündliche Steuerberaterprüfung“ HDS-Verlag. Das muss dann irgendwie reichen.
Liebe Grüße und allen viel Erfolg!
Eure Mandy